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Samstag, 22. November 2014

Die Einkleidung von Schwester Veronica

"Nach ihrer Einkleidung schreibt eine Novizin einen Brief an einige unserer Klöster, um ihre Gedanken zu diesem großen Tag in ihrem Leben mitzuteilen. Hier ist ein Auszug aus Schwester Veronicas Brief.


Sarah am Tag ihres Eintitts im Kreise ihrer Familie
Das Fest Unser Lieben Frau vom Rosenkranz ist mein Tauftag. (Mutter [Priorin] wusste dies nicht, als sie den Tag auswählte!) Währen meiner Einkleidungs-Exerzitien verbrachte ich einige Zeit damit, über die Bedeutung der Worte „Taufe“, „eintauchen“ oder „untertauchen“ nachzudenken, im Lichte des „Einkleidungstages“ unseres Herrn, als er im Jordan getauft wurde. Christus war nicht einfach halbherzig, als es darum ging, in unsere menschliche Verfassung einzutreten – er tauchte ein in ihre schieren Tiefen. Er wollte auf demselben Weg gehen, auf dem wir gehen, und dieselben Qualen der gefallenen, verwundeten Menschheit erfahren, die wir erfahren, bis dahin, unsere Wunden in seinem eigenen Fleisch zu tragen.


Sarah beim Eintritt in die Klausur
Die Ganzheit dieser Selbst-Entleerung traf mich auf eine neue Art eines Morgens während der lectio divina (Schriftlesung). Ich ging unseren Weg hinunter zu „Godden’s Teich“, der das äußerste Ende unserer Klausur bildet. Aus einiger Entfernung sah ich, dass die Oberfläche des Teichs rosa gefärbt war. Neugierig näherte ich mich einer Lichtung, wo es einen guten Blick auf den Teich vom Rand eines steilen, hohen Abhangs gibt. Ich schaute hinunter auf den Teich. Er hatte das dunkle, schattige, geheimnisvolle Aussehen, das jeden frühen Sonnenaufgang einhüllt. Die trübe graue Wand des Waldes ging zart in ihre verschwommene Reflektion im Wasser über. Nur ein unregelmäßiges Gebiet in der Mitte des Teichs – hauptsächlich, so schien es, gleich unterhalb meines Standortes – entzog sich dem Griff der Schatten und spiegelte den blassblauen Himmel und die rötlichen Wolken der erwachenden Dämmerung wider.


Nach ihrer Annahme als Postulantin
Für einen Moment war es die Szene einer Welt, die „in Dunkelheit ruht“. Dann, plötzlich, stand diese Welt auf dem Kopf! Ich sah nur den Teich, wo die Bäume nach unten zu wachsen schienen, in Richtung eines immer tieferen Abgrunds von Himmel. Dort unten, am Boden von „Godden’s Teich“, war eine endlose Weite von Ewigkeit! Hebräer 12,2 kam mir in den Sinn: „Er [Christus] hat angesichts der vor ihm liegenden Freude das Kreuz auf sich genommen, ohne auf die Schande zu achten.“ Unser lieber Heiland tauchte aus den Höhen des Himmel in die Wasser des menschlichen Elends, und vertraute so alle dem an, was er am Ende seines Eintauchens sah – die Herrlichkeit des Vaters und das Heil der Welt.


Sie kommt als Braut ...
Die Ganzheit der Selbst-Entleerung Christi war etwas, das unser seraphischer Vater [der hl. Franziskus]sehr gut verstand. Ich hatte die Gnade, auf Exerzitien zu sein während der Novene und des Festes unseres Vaters St. Franziskus, der dabei behilflich war, mich zu franziskanischen Familie zu führen, also wandte ich mich an ihn, um ihn zu fragen, wie ich mich am besten vorbereiten sollte auf die Gnade, die mir verleiht werden würde. Die Antwort kam während der Ansprache der Mutter Oberin beim Kapitel der Vigil [des Festes]. Mutter gebrauchte das Motiv der Stigmata des heiligen Franziskus, um über verschiedene Weisen, in denen sein Leben durch das Leben Christi gekennzeichnet wurde, zu reflektieren. Eine dieser Weisen, sagte sie, war die Bereitschaft, mit der er sich selbst aller Dinge entledigte, bis hin zu den Kleidern, die er trug, um Christus nachzufolgen, wie auch Christus selbst sich bis zum Tod am Kreuz entleerte, um die Menschheit zu retten. Der Gedanke kam mir, dass dieser Moment im Leben unseres seraphischen Vaters vielleicht seine Einkleidung genannt werden könnte – seine Aus-Kleidung, sozusagen. Meine Einkleidung, das wusste ich, würde ebenfalls eine Aus-Kleidung sein.


... und nimmt das Kleid Christi
Ich bin eine sehr poetische Person, und so war das Schneiden der Haare, das während der Zeremonie vorgenommen wird, für mich mehr als nur eine rein symbolische Geste. Mit dem Abschneiden meiner Haare würde jede Dimension meines Lebens – Herz, Verstand, Leib, Seele – weggenommen, und ich würde mein Leben in all seiner verwundbaren, hilflosen Armut in die durchbohrten Hände Christi legen. Das Leben unseres heiligen Vaters, des hl. Franziskus, sprach zu mir: „Ja, ja, gib Ihm alles, alles! Halte nichts zurück!“


Verlust der Haarpracht ... und mit ihr Herz, Verstand, Leib, Seele.
Seien wir, als Töchter Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz und unserer heiligen Mutter St. Klara, stets auf die selbst-entleerende Liebe am Kreuz blicken; uns selbst erlauben, dadurch in Bann geschlagen zu werden; und immer mehr verwandelt zu werden in wahre Abbilder der Liebe selbst [Christus], der unseren Wunden mit seinen Wunden begegnet und sie in seiner Herrlichkeit verklärt."

Anlegen des Schleiers

Schwester Veronika

Ich gebe alles hin für Dich, o mein Gott!


 Quellen: - Das Kloster  - Die Familie


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