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Sonntag, 7. Juli 2013

Weltabgewandtheit und gregorianische Gesänge

Mauern und Gitter und die Atmosphäre weltabgewandten Schweigens werden aber den nicht beirren, der das Wesentliche sucht. Ein solcher wird vielmehr dorthin gehen, wo das Tiefste zu erwarten ist: er wird in die Kirche eintreten.

Da steht der Altar.
Ein steinerner Tisch, überwölbt von einem mit Symbolen geschmückten Baldachin, darunter ein Reliquienschrein;
an der Wand zwei Tonsockel mit verschlossenen Nischen für das heilige Brot und das heilige Buch.
Das ist alles.
Mehr ist nicht zu sehen, da der Chor der Frauen dem Blick des Besuchers verborgen bleibt.

Wer aber dies Wenige zu sehen versteht, sieht dennoch alles.
Hier quillt Leben - Leben, das von jenseits stammt, das sich zu kosten gibt, um niemals mehr zu entlassen: Gottes Leben. Nahezu 130 Menschen dienen heute als Glieder der Gemeinschaft von Heilig Kreuz diesem Altar. Hier finden sie sich jeden Tag zusammen und begehen das Gedächtnis des heilbringenden Herrentodes.

Schlicht ist ihre Feier:
die gregorianischen Gesänge, die in gehaltener Einstimmigkeit die Lesungen und Gebete des Priesters einleiten und auf sie antworten,
die Darbringung der Gaben: Brot und Wein, die dem Priester überreicht werden, damit er sie zum Altar trage und an ihnen das heilige Geschehen vollziehe,
das tiefe Schweigen auf der Höhe der Opferhandlung und das eucharistische Mahl.

Aber in dieser schlichten Feier erfahren die Frauen von Heilig Kreuz das Ereignis ihres Tages.

Was sonst sich begibt, ist unwichtig vor dem Geschehen dieser Stunde.

Denn hier und jetzt,
am Altar, kommt über sie das Kreuz ihres Herrn und wandelt die vielen um in ein Bild der Kirche. Und sie erkennen sich in Tod und Auferstehung als Leib des einen Christus.“

Hervorhebungen von mir.
 
(Sr. Corona Bamberg OSB, Quatember 1953, 234ff)

Inneres der Abteikirche Heilig-Kreuz, Benediktinerinnen-Herstelle

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