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Donnerstag, 30. Juni 2016

DER ENGLISCHE GRUSS (2 / 9)

Fortsetzung von: DER ENGLISCHE GRUSS (1 / 9)

Von alters her wurden nicht die Menschen von den Engeln, sondern die Engel von den Menschen verehrt.  Das hat seinen Grund darin, dass die Engel höhere Wesen sind, als die Menschen, und zwar in dreifacher Hinsicht:

1. Hinsichtlich der Würde; die Engel nämlich besitzen eine rein geistige Natur: „Geister hat er zu seinen Boten gemacht“ (Ps. 103. 4); die Menschen dagegen eine sterbliche. Darum sprach Abraham: „Ich will reden zu meinem Herrn, wiewohl ich Staub und Asche bin“ (1 Mos. 18. 27). Es war daher nicht geziemend, dass ein geistiges und unvergängliches Geschöpf einem vergänglichen, nämlich dem Menschen, Ehrerbietung erwies.

2. Wegen der Gottesnähe. — Denn die Engel sind gleichsam Gottes Hausfreunde, da sie unmittelbar vor seinem Antlitz stehen. „Tausendmal Tausende dienten ihm und zehntausendmal Hunderttausende umstanden ihn“ (Dan. 7. 10). Die Menschen dagegen sind gleichsam Fremdlinge Gottes und durch die Sünde von ihm entfernt. „Fliehend habe ich mich entfernt“ (Ps. 54. 8). Deshalb gebührt es sich, dass der Mensch den Engel verehre, als einen Freund und Hausgenossen des Königs.

3. Wegen der Fülle des göttlichen Gnadenlichtes: denn die Engel nehmen an diesem göttlichen Lichte in vollstem Maße Teil. „Ist eine Zahl wohl seiner Heerscharen? Und über welchen steigt nicht empor sein Licht?“ (Cantic. 4. 7). Darum erscheinen auch die Engel immer von Licht umflossen. Die Menschen dagegen nehmen am Lichte der Gnade nur in beschränktem Masse teil, so dass ihm gleichsam etwas Dunkel beigemischt ist. Es war daher nicht geziemend, dass die Engel einem Menschen Ehrerbietung erwiesen, bis ein mit der menschlichen Natur bekleidetes Wesen gefunden wurde, das in dieser dreifachen Hinsicht mit noch höheren Vorzügen ausgestattet war, als selbst die Engel. Und ein solches Wesen war die allerseligste Jungfrau.

(aus: Katechismus des hl. Kirchenlehrers Thomas von Aquin)



Mittwoch, 29. Juni 2016

DER ENGLISCHE GRUSS (1 / 9)

Der Englische Gruß enthält drei Teile:
Zuerst die Worte des Engels, nämlich:
„Gegrüßt seist du voll der Gnade, der Herr ist mit dir, du bist gebenedeit unter den Frauen“;
dann die Worte der Elisabeth, der Mutter des Täufers Johannes:
„Gebenedeit ist die Frucht deines Leibes“;
endlich, was die Kirche beigefügt hat, nämlich das Wort „Maria“.
Denn der Engel hat nicht gesagt: „Gegrüßt seist du, Maria“, sondern:
„Gegrüßt seist du, Gnadenvolle.“
Diese Einfügung entspricht durchaus dem Sinne des Engelsgrußes.

+

Sei gegrüßt

Was nun den ersten Teil dieses Grußes betrifft, so ist dabei zu beachten, dass es sonst vor Alters für eine außerordentliche Auszeichnung gehalten wurde, wenn den Menschen Engel erschienen; und ebenso, dass man es den Menschen zum höchsten Lobe anrechnete, wenn sie den Engeln Ehrfurcht bezeigten. Darum wird Abraham gelobt, weil er die Engel gastfreundlich aufgenommen und ihnen Ehrfurcht erwiesen hat. Dass aber ein Engel einem Menschen Ehrfurcht erwies, das war etwas Unerhörtes, bis der Erzengel Gabriel die allerseligste Jungfrau grüßte, indem er ehrerbietig zu ihr sprach: „Ave!“

(aus: Katechismus des hl. Kirchenlehrers Thomas von Aquin)



Dienstag, 28. Juni 2016

Deine Gnade befreit uns!

O Herr! Deine Gnade befreit uns! Der Prophet hat gesagt: Du bist meine Hoffnung [Ps 70(71),5], und das hat er nicht ohne Grund gesagt, denn du bist auch seine Geduld. Uns aber treiben der Leib des Todes, die Fesselung der Seele durch das Gesetz der Sünde, die Welt, die im Machtbereich des Teufels liegt [1 Joh 5,19], und all das Böse dieses Lebens zu dir, dem höchsten Gut, in dem kein Böses ist. Und auch du versprichst uns dich selbst, aber wann wir dich haben werden, sagst du uns nicht. Du erschaffst das Böse, das uns hier bedrängt, du machst die Zeit des Hoffens lang und quälst damit die Unglücklichen. 

Und wenn wir bei dem allem sagen Ach, ich unglücklicher Mensch, wer befreit mich bloß vom Leib dieses Todes?, dann antwortet uns deine Gnade: Ich. Wenn wir fragen, wann das sein wird, wirft man uns Ungeduld vor; wenn wir uns darüber hinaus etwas vorstellen wollen, dann sind wir mutlos, weil wir deinen Plan nicht kennen. Daher werden die, die im Gebiet deiner Gnade wohnen, durch deine Zeichen verwirrt. Denn sie freuen sich über alle Maßen darauf, durch das, was aus deiner Gnade kommt, dort zu sein, wo es keinen Morgen und keinen Abend mehr gibt und sie nichts anderes mehr fürchten müssen, als dass sie in ihrem Bemühen um weitere Fortschritte nachlassen, wo es für sie doch nur die Vollkommenheit gibt, in der du alles in allem sein wirst. Herr, gib ihnen Frieden und für die Zwischenzeit Geduld [interim patientiam].

Wilhelm von St. Thierry


 

Montag, 27. Juni 2016

Öffne, Herr, das Herz zum Verstehen

Öffne, Herr, das Herz zum Verstehen der Schrift, die ja von dir handelt, für alle, die dich darin suchen. Lass uns besonders diese Schrift, die du uns durch deinen Apostel Paulus diktiert hast, der wir aber deine Handschrift und den Stil des Heiligen Geistes ansehen, und in ihr vor allem den Widerschein deines Geheimnisses verstehen. Niemand ist würdiger, es uns klar zu machen, weder im Himmel noch auf Erden noch unter der Erde [Offb 3,7; 5,3], als du, Jesus Christus, der du den Schlüssel Davids besitzt. Lass uns also verstehen, was genau das ist, das für das Gesetz unmöglich zu erfüllen war, dessen Schwachpunkt genau in der Schwäche der Kreatur lag, und was in dieser Zeit nur dadurch geklärt werden konnte, dass der eingeborene Sohn als Mensch, der schwachen, sündigen Kreatur ähnlich, auf diese Welt kam.

(Wilhelm von St. Thierry)



Sonntag, 26. Juni 2016

Panteleimon - Deutscher Athos-Mönch ist am 15. Juni 2016 verstorben

Am 25. Januar 2016 schrieb Abt Panteleimon einen Brief, den er an seine Familie, Bekannte und Freunde schickte. Er wisse seit dem  10. Dezember, schrieb er, dass er an einem schnellwachsenden Tumor der rechten Ohrspeicheldrüse erkrankt sei. Am 5. Januar sagten ihm die Krankenhausärzte, es gebe keine Hoffnung für eine erfolgreiche Therapie. Nun ist Vater Panteleimon 69jährig gestorben. Der 15. Juni 2016 ist sein Todestag. Sein Leichnam ruht in einem schlichten Erdgrab seines Klosters Grábóc (Grabovac) in Ungarn, dem er als Abt vorstand. In seinem Brief schrieb er noch:


„Genesung oder Tod – alles kommt aus Gottes Hand.“
„Er allein weiß, wie es mit mir weiter geht, – und Sein Wille geschehe.“
Mönch Panteleimon - Foto: Athosfreunde

Der griechisch orthodoxe Mönch Panteleimon wurde am 26.04.1947 als Helmut Christian Rath als zweites Kind seiner Eltern geboren. Die Taufe erhielt er in der evangelischen Klosterkirche seines Heimatortes Alpirsbach im Schwarzwald. Hier wuchs er auf und verlebte die Jahre seiner Kindheit und frühen Jugend. Ab 1961 absolvierte er eine Glaser-Lehre, damit er einmal den elterlichen Betrieb übernehmen könnte. Sein Weg wendete sich jedoch in eine andere Richtung.

1967 begann der Glasergeselle Helmut Christian Rath eine Krankenpfleger-Ausbildung in Schwäbisch-Hall, wo er nach Ablegung der Examen Stationsleiter wurde. Bald wechselte in ein anderes Krankenhaus in Hanau. Nach weiteren Fortbildungen in Frankfurt wurde er Pflegedienstleiter.

Mehrere Urlaubsreisen führten den vielseitig begabten Mann nach Griechenland, wo erste Kontakte zur orthodoxen Kirche entstanden. 1983 reiste er zum Berg Athos, wo er mehrerer Großklöster besuchte. Bald folgte ein dreiwöchiger Aufenthalt in dem Serbenkloster Chilandar.

In vielen Gesprächen mit Mönchen und seinem geistlichen Vater fand er seinen Weg und seine Berufung. Als er diese erkannte, ging er nach Deutschland zurück, um seine Arbeitsstelle und seine Wohnung zu kündigen. Im April 1984 bat Helmut Christian Rath um Aufnahme in die orthodoxe Kirche durch die Taufe im Kellion (Eremitage) des Heiligen Nikolaus in Karyes (Berg Athos). In der Taufe wurde er Theodoros genannt. Dann tritt er als Novize in das Kloster Chilandar ein. Dort erhält er die Mönchsweihe am Festtag des Heiligen Großmartyrers Georg, dem 6. Mai 1985, durch den Archimandriten und späteren Bischof Chrysostomus. Sein Starez Nikanor nennt den Mönch Theodoros von nun an Panteleimon.

Seine ersten Erfahrungen mit dem Mönchsleben in einem Kellion macht Panteleimon in der Mönchssiedlung Kerasia in einer Gemeinschaft mit vier Mönchen. In sein Kloster Chilandar zurückgekehrt, erhält er am 04.12.1988 die Weihe zum Mönchs-Diakon durch den Bischof Gregorios von Kastoria.

Panteleimon erhält im Sommer 1989 von seinem Kloster Chilandar den verfallenen Klosterbesitz Jovannitsa als Lehen. Hier lebte er viele Jahre in seiner Einsiedelei. Mit großem Eifer renoviert er das Kloster und die dazu gehörenden Gebäude. Ein Neubau dient als Gästehaus, Gemüsegärten angelegt eine Olivenplantage rekultiviert. Unterstützt wird er dabei von zwei treuen Weggefährten.
Panteleimon pflegt weiter Kontakte in seine deutsche Heimat. Von dort erhält er Unterstützung in vielerlei Weise. Viele helfende Hände unterstützen ihn alljährlich, wenn sie für kürzere oder längere Zeit, zur inneren Einkehr und zur Mithilfe, in sein Kellion kamen.

Die Berufungsgeschichte des deutschen Athosmönches Panteleimon, der als Mönchsdiakon in dem Kellion Jovannitsa lebte, war indes noch nicht zu Ende. Er verfasste für seine Freunde in Deutschland und darüber hinaus, sowie für seine Familie, einen ausführlichen jährlichen Rundbrief. Darin ließ er sie nicht nur daran teilhaben, was er tat, welche Fortschritte die Renovierungsarbeiten machten oder welches Ergebnis die Olivenernte erbrachte. Er berichtete auch von geistlichen Dingen und teilte sich als Mönch mit, der, im geistlichen Kampf erfahren, Gläubige verschiedener Konfessionen zu erbauen und in Katechesen zu belehren vermochte.

Diese Rundbriefe wurden von Toni Pongratz gesammelt und gewissermaßen als Botschaften in  zwei Bänden in der „Edition Toni Pongratz“ herausgegeben. Der erste Band umfasst die Jahre 1989-1999 und trägt den schlichten Titel „Mönch Panteleimon. Briefe vom Berg Athos“. Der zweite Band lautet „Vater Panteleimon. Vom Athosmönch zum Abt in Ungarn. Briefe an die Freunde 2000-2011“.

In jenem zweiten Band findet sich im Brief von November 2009 folgende Stelle: „Vor knapp 21 Jahren kam ich nach Jovannitsa – damals Wildnis und Paradies in einem. Der Ort war an keine Schiffslinie angebunden … und einen nennenswerten Autoverkehr gab es nicht. Heute ist es keine Seltenheit, dass bis zu zehnmal größere und kleinere Schiffe an der Mole anlegen, mit entsprechender Zunahme der Autos. Die Zahl der Pilger und Touristen hat sich in den letzten Jahren ständig gesteigert, nicht zuletzt durch die Öffnung des Ostblocks.“

Es war für ihn der Zeitpunkt gekommen, weiterzugehen und fortzuziehen. Dabei macht er sich keine Illusionen, was er auf dem Athos zurück lässt, wenn er weg geht: „Die jetzt gerodeten und wohlbestellten Olivenhaine, Gärten und Weinlauben können sehr schnell wieder verwildern … Die renovierten Gebäude können … ganz schnell wieder Schaden nehmen. Wind und Wetter sowie die Salzluft des Meeres tun das ihrige. Die Sorge um diese Dinge gebe ich getrost in Gottes Hand.“

So verlässt Panteleimon im Alter von über 60 Jahren wiederum alles Vertraute; er verlässt sein Kellion auf dem Berg Athos und lässt sich rufen in ein baufälliges, altes serbisch-orthodoxes Kloster in Ungarn.

Der Mönchs-Diakon Panteleimon erhielt am 18. April 2010 die Priesterweihe. Am Festtag des hl. Erzengels Michael, am 21. November 2010, wurde der Mönchs-Priester Panteleimon von seinem Bischof zum Igumen, zum Abt, des Klosters des Heiligen Erzengels Michael in Grábóc (Grabovac) erhoben. Er war der 34. Igumen in der Geschichte des Klosters Grabovac.


Am 15. Juni 2016 gab Igumen Panteleimon seine Seele dem Schöpfer zurück.
Panteleimon ruhe in Frieden!


Panteleimons Grab im Klosters Grabovac

Die beiden oben angesprochenen Bücher sind auf das wärmste zu empfehlen. Jenen, die sich mit der Spiritualität der Ostkirche beschäftigen und jenen, die das geistliche Leben der Väter der Orthodoxie studieren, werden sie gewiss ein großer Gewinn sein.


Mönch Panteleimon.
Briefe vom Berg Athos. 1989-1999.
ISBN 978-3-931883-18-3
ca. 190 Seiten, viele Farbbilder; 
22,- Euro



Vater Panteleimon.
Vom Athosmönch zum Abt in Ungarn. 
Briefe an die Freunde 2000-2011
ISBN 378-3-931883-84-3
ca. 210 Seiten, viele Farbbilder; 
26,00 Euro


Weitere Informationen

In einem Beitrag vom 29.12.2012 strahlte der Deutschlandfunk Kultur unter dem Titel „Ein Leben mit und für Gott“ Ein 'Klangporträt über den Mönch Panteleimon' aus. - HIER

Bei der „Gemeinschaft der Freunde des Agion Oros Athos e.V.“ kann man sich über Athosreisen und Besuche in den dortigen Klöstern informieren. - HIER

Nicht zuletzt sei auf den Kinofilm hingewiesen, der ab diesem Sommer in vielen Städten gezeigt wird. ATHOS – Im Jenseits dieser Welt. - HIER




Samstag, 25. Juni 2016

Wer so etwas tut, hat den Tod verdient.

Buchempfehlung!

Wilhelm von Saint-Thierry - Kommentar zum Römerbrief
(Übersetzung und Kommentar von Klaus Berger & Christiane Nord)

Der ehemalige Heidelberger Exeget Klaus Berger nennt Wilhelm von Saint-Thierry’s Römer-Kommentar das umfangreichste und theologisch wichtigste Zeugnis der Paulus-Exegese des Mittelalters. Dabei sei Wilhelms „Methode nicht philologisch im Sinne der Exegese“; dafür aber „durchgehend meditativ“, also verwand mit dem Gebet. Somit ist diese Schrift des Abtes Wilhelm ausgesprochen nahe am wirklichen Leben angesiedelt.

Der spätere Abt der Benediktinerabtei Saint-Thierry (1075/1080-1148) lernte als Mönch der Benediktinerabtei Saint-Nicaise, in der er Mönch wurde, bei einem Aufenthalt in Clairvaux, wohin er sich zur Genesung nach einer Krankheit zurückzog, Abt Bernhard kennen, mit dem er geistlichen Gesprächen führte. Beide verband eine tiefe geistliche Freundschaft. Wilhelm regte Bernhard zur Abfassung der Apologia an, in der Bernhard die zisterziensischen Reformen gegenüber Cluny verteidigt und Missstände in Cluny anprangert. Die Apologia Bernhards, mit der er eine monastische Reform innerhalb der Cluniazensischen Kongregation (zu der auch St. Thierry gehörte) fördern wollte, ist Wilhelm, dem Abt von Saint-Thierry, gewidmet. Nach seiner Rückkehr nach Saint-Thierry bat Wilhelm den Zisterzienserabt Bernhard, ihm einen Übertritt nach Clairvaux zu ermöglichen. Doch Bernhard lehnte ab und ermahnte Wilhelm, er müsse seine Aufgaben als Abt von Saint-Thierry erfüllen. Erst im vorgerückten Alter (Wilhelm war etwa 60 Jahre) erlaubte ihm 1135 der Erzbischof von Reims, als Abt von Saint-Thierry zu resignieren und sich als einfacher Zisterziensermönch in die Zisterzienserabtei Signy in den französischen Ardennen zurückzuziehen. Wilhelm von Saint-Thierry starb 1148 in Signy, wo er auch begraben wurde. Er wird im Zisterzienserorden als Seliger verehrt.

Neben dem hier vorgestellten „Kommentar zum Römerbrief“ sei auf ein anderes wichtige Werk Wilhelms hingewiesen. Dabei handelt es sich um eine „Synthese des Denkens“ (Benedikt XVI.) Wilhelms von Saint-Thierry’s. Im Stile eines langen Briefes, - „Epistula aurea“ (Goldener Brief) - den er, ergriffen von einem vorangegangenen Besuch in deren Kloster, an die Kartäuser von Mont-Dieu schreibt, erläutert er den Weg des geistlichen Lebens, in dem er ihnen Ermutigung und Trost zuspricht.

Die oben ausgesprochene Behauptung, die Schrift des Abtes Wilhelm sei nahe am wirklichen Leben angesiedelt, soll an einem kurzen Beispiel gezeigt werden.

Gerade in diesen Tagen wurde es bekannt: Erzbischof Arrigo Miglio von Cagliari auf Sardinien verbietet einem Priester seiner Erzdiözese, Massimliano Pusceddu, zu predigen und jede damit zusammen hängende öffentliche Stellungnahme.
Was war geschehen? Don Massimliano Pusceddu hatte sich schuldig gemacht, in einer Predigt am 28. Mai im Zusammenhang mit der vom Italienischen Parlament genehmigten „Homo-Ehe“ den Apostel Paulus zu zitieren. Dabei ging es dem Priester bei seiner Predigt alleine um die Bedeutung und die Schönheit der Familie. Dieser würde durch die Legalisierung der „Homo-Ehe“ Schaden zugefügt. Um dies zu untermauern zitierte er, damit die Widernatürlichkeit der Homosexualität aufgezeigt würde, den Apostel Paulus mit einem Wort aus dem Römerbrief: „Wer so etwas tut hat den Tod verdient“ (Röm 1, 32). Diese klare Ansage war dem vorgesetzten Erzbischof zu viel. Einvernehmlich mit den Angriffen der Medien (auch der deutschen), und dem Denken von Papst Franziskus und weiten Teilen der Kirche, also dem Mainstream, entband er den Priester von seinem Auftrag zu predigen und entzog ihm damit die Zuständigkeit für die Auslegung von Gottes Wort.

Dabei sprach der Priester aus Sardinien lediglich apostolische Worte aus, die schon Wilhelm von Thierry ganz im Sinne der Lehre der Kirche deutete.

Wilhelm schreibt:

[Der Apostel (Paulus) in Röm 1,32]:

WER SO ETWAS TUT, HAT DEN TOD VERDIENT.

Wer es tut, sagt er, nicht: wer es getan hat. Denn wer es getan hat, aber damit aufhört und Buße tut, hat das Leben verdient. Es ist auffällig, dass die Hochmütigen in der ersten und der zweiten Phase derart bestraft werden, dass sie, wenn sie es bemerken würden, schon keinen Grund zum Hochmut mehr hätten. In der dritten Phase sind sie dann jedoch derart mit Dummheit geschlagen, dass sie umso hochmütiger werden, je weniger Grund zum Hochmut sie haben. Denn Dummheit und Hochmut sind unzertrennliche Schwestern [sorores individuae] - allerdings ist Dummheit leichter erträglich, wenn sie ohne Hochmut daher kommt. Hochmut aber gibt es niemals ohne Dummheit.

OBWOHL SIE EINE AHNUNG VON GOTTES GERECHTHEIT HATTEN, BEGRIFFEN SIE NICHT, DASS DIE, DIE SO ETWAS TUN, DEN TOD VERDIENT HABEN.

Sie hatten Zwar Augen, also konnten sie sehen. Aber das Licht ging ihnen nicht auf, daher begriffen sie nicht. Sie besaßen von Gott her einen natürlichen Verstand, aber weil sie sich so viel darauf einbildeten, dachten sie nicht daran, um die Hilfe der Gnade zu bitten. Deshalb konnten sie nicht einsehen, was sie unbedingt hätten einsehen müssen.

NICHT NUR DIE, DIE SO ETWAS TUN, SONDERN AUCH DIE, DIE ES BILLIGEN.

Wenn man das Tun eines Sünders billigt, heißt das, dass man über den Beweggrund für die Sünde genauso denkt wie er. Billigen heißt aber auch, die Sünde zu begünstigen, indem man schweigt, obwohl man doch dem anderen seine Schuld vor Augen führen könnte.



Wilhelm von Saint-Thierry
Kommentar zum Römerbrief
(Übersetzung und Kommentar von Klaus Berger & Christiane Nord)
Patrimonium-Verlag 2012
ISBN: 978-3864170072
244 Seiten - 27,00 €






Freitag, 24. Juni 2016

Neue Priester

In diesen Tagen werden die Priester geweiht. 
Beten wir für sie!

Das Foto gewährt einen Blick auf zukünftige Priestergenerationen.

 

Donnerstag, 23. Juni 2016

Psalm 31

Ps xxxi, christusrex.org
1. Beáti quorum remíssæ sunt iniquitátes: * et quorum tecta sunt peccáta.
2. Beátus vir, cui non imputávit Dóminus peccátum, * nec est in spíritu eius dolus.
3. Quóniam tácui, inveteravérunt ossa mea, * dum clamárem tota die.
4. Quóniam die ac nocte graváta est super me manus tua: * convérsus sum in ærúmna mea, dum confígitur spina.
5. Delíctum meum cógnitum tibi feci: * et iniustítiam meam non abscóndi.
6. Dixi: Confitébor advérsum me iniustítiam meam Dómino: * et tu remisísti impietátem peccáti mei.
7. Pro hac orábit ad te omnis sanctus, * in témpore opportúno.
8. Verúmtamen in dilúvio aquárum multárum, * ad eum non approximábunt.
9. Tu es refúgium meum a tribulatióne, quæ  circúmdedit me: * exsultátio mea, érue me a circumdántibus me.
10. Intelléctum tibi dabo, et ínstruam te in via hac, qua gradiéris: * Firmábo super te óculos meos.
11. Nolíte fíeri sicut equus et mulus, * quibus non est intelléctus.
12. In camo et freno maxillas eórum constrínge, * qui non appróximant ad te.
13. Multa flagélla peccatóris, * sperántem autem in Dómino misericórdia circúmdabit.
14. Lætámini in Dómino et exsultáte, iusti, * et gloriámini, omnes recti corde.


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1. Selig, deren Missetaten nachgelassen wurden *
und deren Sünden bedeckt sind.

2. Selig der Mann, dem der Herr die Sünde nicht anlastet *
und in dessen Geist keine Falschheit ist.

3. Weil ich geschwiegen habe, sind meine Gebeine gealtert, *
während ich den ganzen Tag schrie.

4. Denn Tag und Nacht lag schwer auf mir Deine Hand, *
ich kehrte um in meinem Kummer,
während ein Stachel mich durchbohrte.

5. Mein Vergehen habe ich Dir kundgetan *
und meine Ungerechtigkeit nicht verborgen.

6. Ich sprach: Bekennen will ich wider mich meine Ungerechtigkeit dem Herrn, *
und Du hast die Ruchlosigkeit meiner Sünde vergeben.

7. Darum soll jeder Heilige zu Dir beten *
zur rechten Zeit.

8. Ja, auch bei der Flut vieler Wasser *
werden sie ihm doch nicht nahen.

9. Du bist meine Zuflucht vor der Bedrängnis, die mich umgab; *
Du mein Frohlocken, befreie mich von denen, die mich umringen.

10. Einsicht will ich dir geben und dich unterweisen auf diesem Weg, den du gehen sollst, *
fest will ich meine Augen auf dich richten.

11. Werdet nicht wie Pferd und Maultier, *
die keine Einsicht haben.

12. Mit Zügel und Zaum binde die Backen derer, *
die sich Dir nicht nahen.

13. Zahlreich sind die Geißeln des Sünders; *
den aber, der auf den Herrn vertraut, wird Barmherzigkeit umgeben.

14. Freut euch im Herrn und jubelt, ihr Gerechten, *
und rühmt euch, alle, die ihr aufrichtigen Herzens seid.



(Psalmenübersetzung P. Martin Ramm )



Mittwoch, 22. Juni 2016

Trappisten verlassen das Kloster N.-D. de Melleray - Die Abtei wird geschlossen.

Dom Gérard Meneust, seit 1995 Abt von „Abbaye N.-D. de Melleray“, nördlich der westfranzösischen Stadt Nantes in der Bretagne gelegen, wird der letzte Trappistenabt dieses Klosters sein, das eine große Vergangenheit aufzuweisen hat (seit 1134). Dass der Grund dafür am nicht vorhandenen „Nachwuchs“ liegt, braucht nicht eigens zu erörtert werden. Geradezu berühmt wurde „N.-D. de Melleray“, die „Nr. 04“ in der Reihe der über 100 männlichen Trappistenklöster, durch die Gründung des amerikanischen Trappistenklosters „Gethsemani“ (Kentucky ) in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Diesem Ereignis widmete der US-amerikanische Trappist der „Abbey of Gethsemani“, Pater M. Raymond OCSO, einen Abschnitt seines Buches über die Geschichte seines Klosters, das zum Anlass des 100 jährigen Bestehens erschienen ist.

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Mai 1848

Dom Maxim, dem Abt von Melleray hatte Monatelang gebetet und überlegt. Er erkannte, daß sein Kloster beängstigend überfüllt war. Weder in der Kirche noch im Refektorium, noch im Schlafsaal war Platz genug. Auch der kleinste Winkel wurde ausgenutzt. Die Mönche schliefen in Räumen, denen man den Namen ‚Hühnerkörbe‘ gegeben hatte, und sogar in Wagenschuppen. Und noch immer kamen Postulanten. Er wollte keinem den Eintritt verwehren, der glaubte, den Ruf Christi gehört zu haben. Das Kloster, das für hundertfünfzig Insassen gebaut war, beherbergte mehr als zweihundert. Natürlich hätte man auf dem weitläufigen Gelände der Abtei Notunterkünfte schaffen können, doch der Abt hielt es für richtiger, sowohl im Interesse des einzelnen als auch des ganzen Ordens, eine Neugründung vorzunehmen.

Er traf die Entscheidung, wohl wissend, daß nicht nur die, welche gingen, Opfer zu bringen hatten, sondern auch die Zurückbleibenden. Männer, die für Melleray wertvoll waren, gingen dem Hause verloren. Ja, jeder Gewinn für die Neue Welt war ein spürbarer Verlust für die Alte. Die Gründung würde teuer zu stehen kommen. Als der Abt im Mai 1848 den Grund zu dem Unternehmen legte, bedeutete das schmerzliche Opfer für ihn selbst und das Mutterhaus: Er schickte P. Paulinus, seinen Prior und vertrauten Ratgeber, mit P. Paul nach Amerika; dort sollten sie einen geeigneten Platz für ein Trappistenkloster aussuchen. So hatte er selbst das Beispiel gegeben; und nun hieß es für ihn, eher Freiwilligen die Erlaubnis zu gehen verweigern als Kraft des Gehorsams irgend jemanden verpflichten.

Dom Maxim stellte die Gruppe der Auswanderer zusammen. Die Liste las er am 23. Oktober im Kapitel vor. Sie enthielt manche Überraschung und sprach von ungewöhnlicher Großmut.

Frühling in N.-D. de Melleray
Der erste Name auf der Liste war der des P. Eutropius, den er, zum Prior von Melleray gemacht hatte. Das war für viele eine Überraschung, denn P. Eutropius war ein verhältnismäßig junger Trappist, er hatte erst vor zwei Jahren die Gelübde abgelegt. Seine Ernennung war ein Beweis für Dom Maxims große Selbstlosigkeit, denn seit Eutropius sein Amt angetreten hatte, zeigte er ungewöhnlichen Unternehmungsgeist, Leistungsfähigkeit und die seltene Gabe, mit Menschen umzugehen. Er würde wohl Dom Maxims rechte Hand geworden sein, wenn er in Melleray geblieben wäre. - P. Paulinus, der schon in Kentucky war, wo er den Platz für das Kloster aussuchte, sollte bleiben; nicht nur um die Pioniere zu empfangen, sondern als zweiter Oberer der neuen Kommunität.

Die ganze Liste war voll Überraschungen. - 17 Chormönche, von denen 14 bereits die Gelübde abgelegt haben und 3 noch Novizen sind, bilden einen Teil der Kommunität: die Patres Eutropius, Paulinus, Euthymius, Benezet, Robert, Johannes Chrysostomus, Emmanuel, Hieronymus, Timotheus, Dorotheus, Eduard, Ephrem, Michael und Adrian, sowie die Novizen Philemon, Augustin und Benedikt.
Dazu 23 Laienbrüder: 19 Professen: Leo, Medardus, Jakobus, Karl, Hilarion, Amedeus, Thomas, Augustin, Theodoret, David, Saturninus, Matthäus, Isaac, Philibert, Antoninus, Julius, Eugen, Elias und Hieronymus; ein Novize: Orsise; der Oblate Lazarus; die Postulanten Ferdinand und Isidor. Drei Familiare sollten die Kommunität vervollständigen: Julian, Bedoue und Huig.

Die Mönche waren erstaunt, als sie sahen, daß sich weißhaarige und gebeugte Männer in dieser Gruppe von Pionieren befanden. Verlangte nicht die Gründung eines Klosters die Begeisterung und Kraft der Jugend? Was tat dann P. Benezet, ein Chormönch, mit seinen siebzig Jahren dabei? Er sollte sich lieber auf die Reise in die Ewigkeit vorbereiten als auf die Fahrt in die Neue Welt! Und was sollte Isaac, der 67jährige Laienbruder? Eignete er sich für ein Land, das die Indianer, das dunkle und blutige genannt hatten und das andere als das unberührte bezeichneten? Die ersten drei der genannten Laienbrüder und auch der einzige Oblate waren alle an die sechzig. Wie konnte man sich so viele bejahrte Männer in einer Gruppe erklären, die von jugendlichem Tatendrang erfüllt sein sollte? Die Antwort ist nicht in der Tatsache zu suchen, daß die meisten Trappisten ein biblisches Alter erreichen und manche sogar ein höheres, sondern in der tieferen Erkenntnis, daß St. Benedikt seine Regel schrieb, als die römische Welt im Innern morsch war und die Barbaren von außen die Menschheit in einen dunklen Abgrund trieben, in dem sie 500 lange Jahre leben sollte.

Der hl. Benedikt hätte wohl kaum Dom Maxim getadelt, weil der 70jährige P. Benezet zu der gleichen Gruppe gehörte wie der 18jährige Bruder Antonius, noch auch wegen des anderen Extrems, daß Postulanten und Novizen mit Männern gingen, die vor ihrem goldenen Jubiläum standen. Eigentlich hatte ja der hl. Benedikt von Nursia diese anscheinend schlecht gewählte Kommunität zusammengestellt, als er verlangte, daß Benediktinerklöster weit von den Behausungen der Menschen entfernt und weitgehend unabhängig und selbstständig sein sollten, soweit das sterblichen Menschen möglich ist. Weil der Vater der westlichen Mönche Gottesstädte diesseits des Himmels bauen wollte, lagen die Benediktinerklöster in den abgelegensten Tälern, oder sie klammerten sich an unzugängliche Berghänge. Diese Städte mußten alles zum Leben Notwendige selbst haben, wie „Wasser, eine Mühle, einen Garten, eine Bäckerei und die verschiedenen Werkstätten, um zu verhindern, daß die Mönche ausgingen“, denn das ist, wie der hl. Benedikt am Schlüsse seiner Regel sagt, „keinesfalls förderlich für ihre Seelen“.

Dieses also sprach für die sorgfältige Auswahl der scheinbar so schlecht zusammengestellten Liste. Gethsemani mußte seinen Weber haben, um die Mönche zu kleiden, es brauchte einen Schmied, die Pferde zu beschlagen und die Wagenräder mit Reifen zu versehen. Es brauchte Steinmetzen, wenn es mit den Klosterbauten der Alten Welt wetteifern wollte. — Natürlich brauchte es auch einen Bäcker,  
einen Koch, einen Müller und einen Gärtner, wenn die Bewohner nicht verhungern wollten.

Dom Maxim suchte seine 43 Mönche mit Sorgfalt aus. Er sah einen geschickten Bienenzüchter und einen erfahrenen Landwirt vor, ferner drei starke Schmiede, einen tüchtigen Zimmermann, der wahre Wunderwerke in Holz schaffen konnte, einen Steinmetzen, einen Schreiner und einen Ingenieur. Er sorgte dafür, daß für die persönlichen Bedürfnisse der Mönche ein Weber, zwei Schuster, zwei Schneider, zwei Bäcker und zwei Sattler auf der Liste standen. Zuletzt ernannte er — er hätte es fast vergessen — einen Krankenwärter. Deshalb waren in der Gruppe der Pioniere gebeugte Rücken und graue Barte. Jugend hat Energie und Begeisterung, aber es fehlt ihr, was allein das Alter geben kann — die Erfahrung.

Winter in N.-D. de Melleray
Das alles war der leichtere Teil der Auswahl. Warum aber Dom Maxim das Haupt immer wieder im Gebete neigte, das war das lebendige Bewußtsein, daß die schwerste Aufgabe, die ihrer in der Neuen Welt wartete, nicht der Bau einer Gottesstadt im gerodeten Urwald war, sondern der Aufbau des mystischen Christus auf den Fundamenten des alten Adam, die Aufgabe, aus Männern, die in Sünde geboren und in Sünde gelebt hatten, Heilige zu formen. Deshalb gehörten der ursprünglichen Gruppe sieben Priester an. Brot und Wein mußten verwandelt werden, um das Verlangen nach Gott zu stillen, und durch die Gnade des Bußsakramentes mußten die Seelen mit Gottes Kraft gestärkt werden für den Kampf mit den Mächten der Finsternis.

Das letzte gab Dom Maxim am meisten zu denken. Er wußte, was den Pionieren not tat, waren nicht so sehr Beichtväter, die von der Sünde lossprachen, sondern Führer, die sie auf den umwölkten Berg Gottes leiten konnten. Wie gut wußte er, daß dieser Aufstieg oft durch die Dunkelheit führte, steile Felswände empor, um Felsblöcke herum, am Rande schwindelnder Schluchten entlang, wo ein falscher Tritt den Tod bedeutete; da gibt es todbringende Gletscherspalten, von täuschendem Schnee bedeckt, und Nebenwege, die in die Irre führen, die auch die bedächtigsten Kletterer verlocken. Er wollte Gethsemani seine geschicktesten Führer geben, denn für die Seelen dieser Pioniere hatte Gott Fleisch angenommen, war der Gottmensch ins Grab gestiegen — sie waren unendlich kostbar, und eines Tages würde Dom Maxim ihrem Schöpfer, Erlöser und Heiligmacher Rechenschaft über sie ablegen müssen. Er mußte ihnen Führer geben, die fähig waren, das Abbild Gottes zu gestalten, das verborgen in jeder Menschenseele ruht …

(Ausschnitt aus: Fr. M. Raymond OCSO. Die weißen Mönche von Kentucky. Freiburg 1957)