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Samstag, 31. Januar 2015

Dom Jean-Baptiste Muard (6)

(Fortsetzung)
Der spirituelle Weg Dom Muards bringt die leidenschaftliche Liebe zu Christus, die von ihm Besitz ergriffen hatte, zum Ausdruck. „Ich spüre in mir", sagte er, „die Eingebung, nur noch Christus zu lieben". „Der Wesenszug der Heiligkeit Dom Muards", „ schreibt sein Schüler Dom Romain Banquet, „ist zugleich der unmittelbarste, ausgedehnteste und sicherste Wesenszug jeder christlichen Heiligkeit: die göttliche Liebe. Es genügt, einen Blick auf alle Einzelheiten seines Lebens zu werfen, um zu dieser Schlussfolgerung zu gelangen." Von der Pfarrei zu den Missionaren des Bistums, von den Missionen zur Betrachtung in der Einsamkeit, dann die äußerst kräftezehrende Arbeit in der Seelsorge, verdoppelt, als hätte sie nicht genügt, durch ein sehr strenges Bußleben – all dies war im Leben dieses großen Betrachters des göttlichen Herzens nichts anderes als der Ausdruck der inneren Flamme, die ihn verzehrte.

Dom Muards Handeln stand ganz im Gegensatz zur irdischen Vernunft, denn in seinem Verlangen, die ganze Welt für die Liebe Christi zu gewinnen, zog er sich, auf der Suche nach Einkehr und Weltabgeschiedenheit, in die „Wüste" zurück, um dort einzig und allein Gott zu finden, „Gott", wie er sagen sollte, „den ich lieben möchte, koste es, was es wolle." Apostolat und Weltabgewandtheit - dies sieht nach einem unüberbrückbaren Gegensatz aus. Dennoch bestand die große Entdeckung Muards gerade darin, dass jedes unmittelbare Apostolat wirkungslos bleibt, wenn es nicht auf der Bezeugung von Heiligkeit beruht. Um Menschen zu jenem Gott zu führen, „der die Welt so sehr geliebt hat, dass er seinen eingeborenen Sohn dahingab" (Jo. 3,16), müssen andere Menschen - Mönche - Zeugnis von dieser Liebe ablegen, indem sie sich bemühen, ein wirklich evangeliumgemäßes Leben zu führen, in dessen Mitte die Liebe steht und das ganz nach dem Himmel ausgerichtet ist, von dem her sie die glorreiche Rückkehr ihres Herrn erwarten, kurz gesagt, ein Zeugnis von einem Leben, das der Liebe Jesu Christi hingegeben ist.

(Fortsetzung am Sonntag)

Freitag, 30. Januar 2015

Dom Jean-Baptiste Muard (5)

(Fortsetzung)
 Am 19. Juni 1854 gab. Dom Jean-Baptiste Muard, seine Seele Gott zurück.
„Ich weiß nicht, was der Himmel mit mir noch vorhat", sagte er, „aber, was die Zukunft meines Werkes betrifft, mache ich mir in keiner Weise Sorgen. Es ist übrigens nicht mein Werk, sondern das unseres Herrn. Es gibt für mich keine Überzeugung, die - von den Glaubensartikeln abgesehen
- tiefer ist".
Als seine Mitbrüder ihn nach seinen letzten Wünschen fragten, wiederholte er nur: „Ich bin nicht
der Gründer. Dieser ist das Herz Jesu."

Dom Muard war vor allem der Mann einer großen Liebe, nämlich der zum Herzen Jesu. Sein monastisches Werk sollte zutiefst davon geprägt werden. „Unser Werk", schrieb er einmal, „hat unter dem Schutz des Herzens Jesu begonnen. Es ist gleichsam aus dem Herzen Jesu hervorgegangen. Das Herz Jesu wurde gleichsam als Sicherheit für den Erfolg unseres Werkes geschenkt. Es wäre, scheint mir, ein Unrecht an diesem Herzen, das uns schon soviel Güte gezeigt und so viele Gnaden erwiesen hat, wenn wir es nicht zum einzigen himmlischen Schutzherrn unseres Werkes erheben würden. Dieser Gedanke beschäftigt mich ständig. Ich fühle gleichsam einen sanften Zug zum Herzen Jesu. Es scheint mir, dass es Sein Wille ist, dass wir Ihm gehören, Ihm ganz gehören."

(Fortsetzung am Samstag)

Donnerstag, 29. Januar 2015

Dom Jean-Baptiste Muard (4)

(Fortsetzung)
 Ein Jahr später, am 14. Oktober 1849, trifft Jean-Baptiste Muard  in der Trappistenabtei von Aiguebelle ein, um dort unter dem Abt Dom Orsise ein sechsmonatiges Noviziat zu absolvieren. Der Abt wird später von ihm sagen: „Ich habe kaum einen Menschen gekannt, der mit Gott so vereint und sich selbst so abgestorben war." Pater Muard beschließt, bestimmte Gewohnheiten der Zisterzienser (Trappisten) zu übernehmen.

In den Wäldern von Pierre-qui-Vire, nahe Saint-Leger, im Herzen von Morvan (Burgund) entsteht am 2. Juli 1850 in einer kleinen Ansiedlung die neue „Benediktinergemeinschaft vom Herzen Jesu". Eine strenge Regel mit ständigem Schweigen, Fasten und Abstinez, sowie nächtlichem Chorgebet stoßen die Menschen nicht ab, im Gegenteil. Bereits drei Jahre später leben hier über zwanzig Mitbrüder. Das ist der Beginn der großen und berühmten Benediktinerabtei von Pierre-qui-Vire.

Von der unermüdlichen Missionsarbeit ausgezehrt, geschwächt durch Fieber und Kasteiungen, gibt Dom Jean-Baptiste Muard am 19. Juli 1854,  Gott,  im Alter von nur fünfundvierzig Jahren, in der Gegenwart seiner Mitbrüder, seine Seele zurück.

(Fortsetzung am Freitag)

Mittwoch, 28. Januar 2015

Dom Jean-Baptiste Muard (3)

(Fortsetzung)
Als Jean-Baptiste Muard  wieder einmal zu Fuß unterwegs war, stellt sich am 25. April 1845 in seinem Inneren ein „deutliches Bild eines schon ganz abgeschlossenen Plans ein, einer Ordensgesellschaft, die für das Zeitalter, in dem wir leben, notwendig ist, um Gutes zu bewirken..."

Der eifrige seeleneifrige Priester war auf der Suche nach einer alten Ordensregel, die für sein Vorhaben geeignet sein sollte. Im September 1848 war er mit zwei Gefährten auf dem Weg zu Fuß nach Italien. Bei dem bereits berühmten Pfarrer von Ars legten sie eine Rast ein. Der heilige Pfarrer  versichert sie des göttlichen Beistands: „Machen Sie alles, was dieser Priester Ihnen sagen wird", sagt er zu einem seiner Reisegenossen, „und folgen Sie ihm blind!" Und dem anderen wiederholt er sechsmal: „Sie sind wahrhaft glücklich!"

Nach einem ergebnislosen Aufenthalt in Rom erreichen sie am 13. Oktober 1848 Subiaco und stellen sich dem Abt, Dom de Fazy, vor, der sie in einer Einsiedelei unterbringt. Hier entscheidet sich Pater Muard für die Annahme der Regel des hl. Benedikt. An Weihnachten sagt ihm Jesus während der hl. Messe sein Wohlwollen zum entstehenden Werk zu und verspricht ihm, „dass es in seiner Kirche blühen würde, dass es eine Schule der Märtyrer und Glaubensbekenner für die Zeit seines letzten Kommens sein würde, dass die Mitglieder dieser Gesellschaft Heilige und große Heilige sein sollen."

(Fortsetzung am Donnerstag)


Dienstag, 27. Januar 2015

Dom Jean-Baptiste Muard (2)

(Fortsetzung)
Dann wird ihm die Bedeutung der drei Kreuze offenbart: die Einsicht und die Unerschrockenheit, die den zukünftigen Missionaren geschenkt werden soll; die Liebe zu Gott und den Seelen; die Gabe der Sprache. Er bittet um Sicherheiten.
„Mein Herz, antwortet Jesus sogleich, und dabei sah es so aus, als hielte er es in seiner Hand und wollte es mir überreichen und ich spürte, wie das Herz Jesu mein Herz berührte, als hätte sich mein Erlöser meinem genaht und es wirklich berührt. Ich fühlte, dass ich daraufhin von allen Geschöpfen absolut losgelöst war. Ich konnte nicht verstehen, wie einem etwas an der Erde unten liegen konnte. Eltern, Freunde und all das war für mich so, als existierte es nicht. In dieser völligen Abtrennung von jedem Geschöpf ließ mich Jesus erkennen, dass er es war, der mich anstelle all dessen festhielt, dass er mein Vater und die Heilige Jungfrau meine Mutter sein würde."

Im Juli 1843 besiedelt er mit vier weiteren Priestern eine erste Niederlassung in der früheren Zisterzienserabtei von Pontigny. Die neue geistliche Gemeinschaft nimmt den Namen „Auxiliarpriester von Pontigny" an, später „Gesellschaft der Väter vom hl. Edmund". Sein Streben nach einer größeren Aszese und nach Heiligkeit im Missionsdienst bleibt jedoch, vor allem angesichts der geistigen Not seiner Zeit, unerfüllt. Wieder denkt er an weite Missionsreisen und an das Martyrium.

(Fortsetzung am Mittwoch)