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Freitag, 28. Februar 2014

B. Schellenberger über die Kirche (5 v. 9)

Etliche, die vehement nach der Abendmahlsgemeinschaft von Protestanten und Katholiken verlangen, flammende Artikel darüber schreiben und so tun, als litten sie jeden Sonntag gewaltig darunter, dassdies nicht erlaubt sei, gehen persönlich höchstens alle Schaltjahre einmal oder nie zur Kommunion. Die große Mehrheit der bereits genannten Geschiedenen und Wiederverheirateten, denen der Kommunionempfang verboten ist, hat sich ganz unabhängig davon die Teilnahme an der Messe sowieso längst abgewöhnt. Aber dennoch empfinden sie dieses Verbot verbittert als Diskriminierung und Ausschluss und entwickeln eine Wut auf die Kirche.

[Vom Ressentiment der europäischen Katholiken
gegen ihre Kirche und einigen Gründen dafür
(c) Bernardin Schellenberger 2007]


Donnerstag, 27. Februar 2014

B. Schellenberger über die Kirche (4 v. 9)

Schlichtere Gemüter und sogar solche, die ziemlich intelligent wirken, beklagen, das Christentum habe mit seinem Wahrheitsanspruch und seiner weltweiten Missioniererei unzählige malerische, mystisch-tiefsinnige und friedfertige Kulturen zerstört, darunter unsere schöne germanische. „Odin statt Jesus“ verkündet, während ich dies schreibe, ein Aufkleber in Frakturschrift am Auto eines Besitzers, der im Haus nebenan wohnt – im tiefsten katholischen Bayern (das im Übrigen auch nicht mehr das ist, was es einmal kirchlich war).

Beim sonntäglichen Kirchgang mit meiner Frau in Bad Tölz konnte ich in den letzten zwei Jahren nur eine einzige ältere gehbehinderte Dame entdecken, die sich von unserer Straße aus regelmäßig wie wir zur nahegelegenen Franziskanerkirche auf den Weg macht. Und die Franziskaner werden im Juli 2008 ihr 1624 gegründetes Kloster schließen.)

[Vom Ressentiment der europäischen Katholiken
gegen ihre Kirche und einigen Gründen dafür
(c) Bernardin Schellenberger 2007]



Mittwoch, 26. Februar 2014

B. Schellenberger über die Kirche (3 v. 9)

Verurteilte Ketzer bekommen einen Bonus: Savonarola, der in Florenz eine Art moralisches Taliban-Regime einführen und die Frauen in Sack und Asche hüllen wollte, gehört für diese Kritiker heute eigentlich heiliggesprochen; und die armen unterdrückten Katharer, die Materie, Fleisch und Sex verteufelten, hätte man sich in ganz Europa ausbreiten lassen sollen.

Manche tun gerade so, als seien mit Christentum und Kirche erst so richtig Intoleranz, Krieg und Gewalt in die Welt gekommen (der Ägyptologe Jan Assmann vertritt, die Entstehung des Monotheismus sei daran schuld).

[Vom Ressentiment der europäischen Katholiken
gegen ihre Kirche und einigen Gründen dafür
(c) Bernardin Schellenberger 2007]



Dienstag, 25. Februar 2014

B. Schellenberger über die Kirche (2 v. 9)

In weiten Kreisen außerhalb und auch innerhalb der Kirche wird diese, wie sie sich geistig und praktisch in den letzten dreißig Jahren entwickelt hat, hartnäckig nicht wahrgenommen. Sie wird eingeschätzt und kritisiert nach dem Bild, das sie in den 1950er Jahren oder gar im 19. Jahrhundert oder im Mittelalter bot.

Viele Menschen reagieren so, als hätten sie noch persönlich unter den Kreuzzügen, Hexenverfolgungen und der Inquisition zu leiden gehabt. Sie sprechen deshalb der Kirche die Fähigkeit ab, glaubwürdig über Toleranz und gegen Gewalt reden zu können.

Einher geht das bei Erwachsenen wie Jugendlichen mit einer atemberaubenden Resistenz gegen das Erwerben eines soliden heutigen Glaubenswissens.

[Vom Ressentiment der europäischen Katholiken
gegen ihre Kirche und einigen Gründen dafür
(c) Bernardin Schellenberger 2007]



Montag, 24. Februar 2014

Zwei nicaraguanische Kardinäle im Streit

Kardinal Miguel Obando Bravo, 1926 geboren und Mitglied des Salesianerordens, war von 1969 an Erzbischof von Managua, der Hauptstadt des Landes. Papst Johannes Paul II ernannte ihn 1985 zum Kardinal. Seine Amtszeit als Erzbischof von Managua war eine schwierige Zeit, denn er musste noch mit der Samoza-Diktatur einen Ausgleich finden, obwohl gerade aus der katholischen Kirche, ermuntert durch die Dokumente des 2. Vatikanischen Konzils, ein neuer Aufbruch entstand (die sogenannte Befreiungstheologie), um die Diktatur zu beseitigen. Die Partei der Sandinisten, gelangte an die Regierung. Es wütete ein zehnjähriger Bürgerkrieg. Fortan versuchte die sozialistischen Regierung, immer stärker in marxistische innerkirchliche Bündnisse Einfluss zu nehmen. So wurde Kardinal Obando Bravo zum Feind der Regierung. Auch wurde er zum Gegner der neuen Volkskirche.
2005 nahm der Papst das Rücktrittsgesuch von Kardinal Obando Bravo als Erzbischof von Managua an. In den letzten Jahren hat der ehemalige Erzbischof ein differenzierteres Verhältnis zur Regierung eingenommen. Vielleicht wurde Obando Bravo von den Sandinisten gerade deswegen, weil er in den achtziger Jahren ihr entschiedener Gegner war, der Posten des Koordinators der Kommission für Aussöhnung, Gerechtigkeit und Frieden der Regierung angedient

Leopoldo José Brenes Solórzano wurde 1949 geboren. Bereits mit 39 Jahren wurde er Weihbischof von Managua. Erzbischof und damit Nachfolger von Obando Bravo wurde er 2005. Vor wenigen Tagen, am 22. Februar wurde er zum Kardinal kreiert. Kardinal Leopoldo Brenes ist ein entschiedener Gegner der Regierung. Er und die Bischofskonferenz haben sich von Kardinal Obando Bravo wiederholt distanziert. Weite Kreise der nikaraguanischen Kirche, vor allem die Bischofskonferenz, schlagen weiter kritische Töne gegen die Regierung an und fordern ihre Mitglieder auf, sich nicht durch das Handeln der Regierung beeinflussen zu lassen. Immerhin, die Zahlungen der Regierung an die Geistlichen wurde nun ausgesetzt, was der Neu-Kardinal nun beklagt. Offensichtlich gibt es hier wie da große Wiedersprüche. Erzbischof Leopoldo Kardinal Brenes gilt als freundlicher und zuvorkommender Mann, den man fast nie ohne ein Lächeln sehen würde; außerdem sei er ein Freund der einfachen Menschen; sicher Kriterien, um von Papst Franziskus, ihn zum Kardinal zu ernennen.

Der neue Kardinal von Managua – Erzbischof Leopoldo Brenes



Erzbischof von Managua, Nicaragua
Mons. Silio Baez, OCD, Weihbischof von Managua (mitte)
mit einem lässigen Kardinal „in spe“

Cardenal Leopoldo Brenes, Nicaragua - frisch geföhnt,
mit Ernennungsurkunde