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Samstag, 30. April 2016

Verletzung der Beziehung zu Gott (Robert Spaemann 1/5)

‚Das Zurücklehnen unter gläubigen Katholiken und das Warten auf Rom 
ist an sein Ende gelangt. 
Franziskus wird nichts ex cathedra verkünden, 
dessen können wir zumindest sicher sein.
Damit kann alles, was er sagt, kritisiert werden.
Und das sollte, wo geboten, auch getan werden,
so wie es der namhafte Philosoph Robert Spaemann getan hat.
Non possumus non loqui.’ - Maurizio Blondet

Robert Spaemann sagte:

„Natürlich hat Gott jeden einzelnen Menschen in seiner konkreten Situation im Blick. Er kennt ihn besser, als dieser sich selber kennt.

„Das christliche Leben ist aber nicht eine pädagogische Veranstaltung, bei der man sich auf die Ehe als einem Ideal zubewegt, wie das Amoris Laetitia an vielen Stellen nahezulegen scheint. Der ganze Bereich der Beziehungen, insbesondere der Sexualität betrifft die Würde des Menschen, seine Personalität und Freiheit. Er hat etwas mit dem Leib als einem ‚Tempel Gottes‘ zu tun (1 Kor 6,19).

Jede Verletzung dieses Bereichs, mag sie noch so oft vorkommen, ist daher auch eine Verletzung der Beziehung zu Gott, zu der die Christen sich berufen wissen, eine Sünde gegen seine Heiligkeit, und bedarf immer wieder der Reinigung und Umkehr.

Gottes Barmherzigkeit besteht gerade darin, diese Umkehr immer neu zu ermöglichen.

Natürlich ist sie nicht an bestimmte Grenzen gebunden, aber die Kirche ihrerseits ist der Verkündigung der Umkehr verpflichtet und hat nicht die Vollmacht durch die Spendung von Sakramenten bestehende Grenzen zu überschreiten und der Barmherzigkeit Gottes Gewalt anzutun. Das wäre vermessen.

Klerikern, die sich an die bestehende Ordnung halten, verurteilen deshalb niemanden, sondern berücksichtigen und verkünden diese Grenze zur Heiligkeit Gottes. Eine heilsame Verkündigung. Ihnen zu unterstellen, sie würden ‚sich hinter der Lehre der Kirche verstecken‘ und ‚sich auf den Stuhl des Moses setzen‘, um ‚Felsblöcke … auf das Leben von Menschen‘ zu werfen (Artikel 305) will ich nicht weiter kommentieren.

Es sei nur angemerkt, dass hier missverständlich auf die entsprechende Stelle im Evangelium angespielt wird. Jesus sagt zwar, dass die Pharisäer und Schriftgelehrten auf dem Stuhl des Moses sitzen, betont aber ausdrücklich, dass sich die Jünger an das halten sollen, was sie sagen. Sie sollen nur nicht so leben wie sie (Matt 23,2).“




Besser eine heilige Katharina als solche Bischöfe ...

Heilige Katharina von Siena, - bitte für die heilige Mutter Kirche!

- sagt der Vordenker und Haus- und Hofkardinal des Papstes.


Freitag, 29. April 2016

Da hilft nur noch erschießen

Jetzt kann selbst Don Camillo wohl nur noch das Gewehr zücken.



„Manchmal frage ich mich schon, ob gewisse Prälaten sich diese Überraschungen nicht aus bloßer Lust erfinden, um zu sehen, ob sie damit in die Medien kommen und vor allem auf bestimmten Blogs landen, beispielsweise unserem…“, so die traditionsverbundene Internetseite Messa in Latino

Seine Exzellenz, der Hochwürdigster Msgr. Corrado Lorefice, Erzbischof-Metropolit und Primas von Sizilien, auf einem Fahrrad im Presbyterium seiner Kathedrale „St. Mariä Himmelfahrt“ , am Mittwoch, 27. April 2016. Der Anlass: das Fest der Sportler.




Katharina von Siena – 30. April

Katharina hatte 22 ältere Geschwister. Sie war eine Tochter des Pelzfärbers Giacomo Benincasa und seiner Frau Lapa und wurde am 25. März 1347 in Siena geboren. Von Kindheit an empfand Katharina eine tiefe Zuneigung zu Gott und Maria. Bereits mit 5 Jahren konnte sie das „Gegrüßet seist du, Maria“ voller Andacht beten. Später empfahl sie immer wieder, man möge sich mit allen Anliegen an Maria wenden: „Maria ist unsere Fürsprecherin, die Mutter der Gnade und der Barmherzigkeit. Sie ist ihren Dienern gegenüber nicht undankbar.“ Mit knapp 6 Jahren hatte Katharina ihre erste Vision, die sie in ihrem Glaubenseifer weiter bestärkte: Christus segnete sie. Im Rahmen ihrer religiösen Erziehung las sie viel über das Leben von Heiligen, Einsiedlern und Wüstenvätern und versuchte bald, diesen durch ein asketisches und zurückgezogenes Leben nachzueifern. Katharina fühlte sich sehr zum Dominikanerorden hingezogen und legte bereits mit 7 Jahren ein Keuschheitsgelübde ab.

Ihrer Mutter und ihrer älteren Schwester Bonaventura  zuliebe ließ sich Katharina ab dem Alter von etwa 12 Jahren sehr elegant kleiden. Im August 1362 starb Bonaventura im Wochenbett. Nach der Trauerzeit sollte Katharina bald verheiratet werden, doch sie wehrte sich heftig. Tommaso, ein junger Dominikaner erkannte die Entschlossenheit Katharinas zu einem gottgeweihten Leben und riet ihr, sich einfach die Haare abzuschneiden. Katharina wurde in der Familie bestraft, gehänselt und aus ihrem Zimmer vertrieben, wo sie viel Zeit allein mit Beten verbracht hatte. Ihre Mutter hatte keinerlei Verständnis für sie und zwang sie nun, fortan die Magd im Haus zu ersetzen. Da beschloss Katharina, in ihrem Inneren gleichsam eine „kleine Klosterzelle“ einzurichten, in die sie sich während der Arbeit mit Jesus zurückzog. Um ihre Andacht und ihren Gehorsam zu steigern, stellte sie sich vor, ihre Mutter sei die heilige Gottesmutter, ihr Vater Jesus, ihre Geschwister die Jünger Christi und die heiligen Frauen. So konnte Katharina dank ihrer Vorstellungsgabe inmitten der Welt kontemplativ leben; sie konnte in der Welt sein, ohne weltlich zu sein, und dem Alltagsleben viele Gelegenheiten zur Begegnung mit Gott abgewinnen. Ihre Schüler lehrte sie später: „Alle Werke, die wir für unseren Nächsten oder für uns selbst aus Liebe tun, und mögen sie noch so äußerlich sein, sind ein Gebet, sofern sie in heiliger Absicht verrichtet werden.“

Eines Tages erschien Katharina der heilige Dominikus im Traum und überreichte ihr das Ordenskleid einer Dominikanerin. Angesichts ihrer Entschlossenheit war ihr Vater schließlich doch damit einverstanden, dass sie sich den Bußschwestern des heiligen Dominikus anschloss (die wegen ihres schwarzen Umhangs – italienisch mantellata - Mantellaten genannt wurden); die Gemeinschaft bestand im Wesentlichen aus Witwen, die sich karitativen Werken widmeten und einmal wöchentlich zusammenkamen, um gemeinsam die Messe zu besuchen und religiöse Unterweisung zu erhalten. Katharina wurde allerdings zunächst einmal abgewiesen: Die Schwestern fanden sie zu jung, vielleicht auch zu schwärmerisch. Aber schon bald konnte Katharina sie durch ihre mutige Haltung während einer schweren Krankheit so beeindrucken, dass sie sie doch aufnahmen: Sie wurde Ende 1364 eingekleidet.

Bereits während ihres Noviziats wurde der asketisch  lebenden Katharina die Gnade von Erscheinungen sowie von Gesprächen mit Jesus zuteil. Diese mystischen Gaben waren mitunter von Momenten des Zweifels, der Angst und starker Versuchungen begleitet. Nach einer solchen Versuchung wurde Katharina mit einer Erscheinung des Herrn belohnt: „Gütiger und sanftmütiger Jesus“, sprach sie zu ihm. „Wo warst du, als meine Seele von solchen Qualen gepeinigt wurde?“ – „Ich war in deinem Herzen, Katharina, denn ich lasse diejenigen nie im Stich, die sich nicht als Erste von mir abwenden, indem sie der Sünde huldigen.“ – „Wie? Du warst in meinem Herzen, während es von den abscheulichsten Gedanken überschwemmt wurde?“ – „Sag mal, Katharina, haben dir diese Gedanken Freude oder Traurigkeit bereitet?“ – „Ach, Herr! Unbeschreibliche Traurigkeit und unermesslichen Abscheu.“ – „Und was bewirkte deine Traurigkeit, wenn nicht meine Gegenwart in deinem Herzen? Wenn ich nicht dagewesen wäre, wärst du den Versuchungen erlegen: Ich habe bewirkt, dass du ihnen widerstehen konntest und dass du traurig warst. Und ich habe mich gefreut über deine Treue während dieses schmerzhaften Kampfes.“ In einem Brief zog Katharina folgende Lehre aus diesem Erlebnis: „Gott lässt die Versuchung zu, damit unsere Tugenden sich bewähren können ..., damit wir der Versuchung nicht erliegen, sondern sie besiegen dank des Vertrauens auf die göttliche Hilfe, das uns mit dem heiligen Apostel Paulus sagen lässt: Alles vermag ich im gekreuzigten Jesus, der in mir ist, und der mich stärkt (vgl. Phil 4,13).“

1368 starb Katharinas Vater. Im gleichen Jahr hatte Katharina eine Vision, die sich ihrem Herzen für immer einprägte. Sie wurde von der Gottesmutter Jesus als Braut präsentiert, und er schenkte ihr einen herrlichen Ring mit den Worten: „Ich, dein Schöpfer und dein Heiland, verlobe mich mit dir in dem Glauben, den du immer rein erhalten sollst, bis du im Himmel deine ewige Vermählung mit mir feierst.“ Katharina konnte den Ring an ihrem Finger spüren und sehen, für andere blieb er unsichtbar. Von da an widmete sie sich vermehrt den Armen und Kranken und vollbrachte wahre Wunder für sie. Sie musste jedoch zugleich auch viel Spott und Verleumdung einstecken: Man warf ihr unter anderem einen üblen Lebenswandel vor.

Katharina besaß die Gabe der Tränen. Diese brachten eine tiefe Empfindsamkeit, eine große Emotions- und Liebesfähigkeit zum Ausdruck. „Denkt an den gekreuzigten Christus“, schrieb Katharina in einem Brief. „Blickt auf den gekreuzigten Christus, bergt euch in den Wunden des gekreuzigten Christus, versenkt euch in das Blut des gekreuzigten Christus“.“

Katharinas Ruhm verbreitete sich, und sie entfaltete  eine rege spirituelle Beratungstätigkeit für Adlige und Politiker, Künstler und einfache Leute, geweihte Personen und Kleriker. Es entstand eine Gruppe von Schülern um sie, die sie anhielt, sich für das Heil ihres Nächsten einzusetzen. Diesen Einsatz nannte sie „die Lehre Mariens“, denn, so erklärte sie, „als Mensch war der Gottessohn von dem Wunsch getragen, zur Ehre seines Vater und für unser Heil zu wirken; und dieser Wunsch war so mächtig, dass er in seinem Eifer Leid, Schmach und Schande bis hin zu seinem elenden Kreuzestod auf sich nahm. Den gleichen Wunsch hegte auch Maria, denn sie konnte nichts anderes wünschen als die Ehre Gottes und das Heil seiner Geschöpfe.“ Als Katharina auch zu reisen begann, stieß ihre Rührigkeit sowohl in Siena als auch beim Dominikanerorden auf Befremden, und sie musste 1374 vor dem Generalkapitel der Dominikaner in Florenz erscheinen. Man wies ihr als geistlichen Ratgeber den heute noch als Seligen verehrten künftigen Generalmeister des Ordens, Raimund von Capua, zu, der nicht nur ihr Beichtvater, sondern auch ihr geistlicher Ziehsohn wurde.

Zu Pfingsten 1375 empfing Katharina die Stigmata Christi: Die Wundmale des Gekreuzigten an Händen, Füßen sowie an der Seite prägten sich ihrem Körper unsichtbar ein, wie sie darum gebeten hatte. Geistliches Leben bestand für sie in der Einheit mit Gott, der ein „Weg der Wahrheit“ sei; die beste Führung auf diesem Weg biete die Passion Christi: Sie sei „allen Büchern vorzuziehen“. Die Liebe wies Katharina den Weg in die Nachfolge Christi durch ein Leben der Askese, der Buße und des Dienstes am Anderen.

Ab 1375 engagierte sich Katharina für die Rückkehr  der Päpste aus Avignon (wo sie aus politischen Gründen seit 1309 residierten) nach Rom sowie für die Einheit und Unabhängigkeit der Kirche. „Die Kirche ist nichts anderes als Christus selbst“, schrieb sie, sie vermittle die Liebe Gottes zu den Menschen; die hierarchisch organisierte Kirche versehe ein unentbehrliches Amt für das Heil der Welt. Katharina ging es nicht darum, die Strukturen der Kirche zu verändern, gegen Geistliche zu rebellieren oder im Bereich des Kultus sowie der Disziplin Neuerungen einzuführen, sondern darum, der Braut Christi ihre ursprüngliche Berufung wiederzugeben. Denn „obwohl die Kirche in der Kraft des Heiligen Geistes die treue Braut des Herrn geblieben ist und niemals aufgehört hat, das Zeichen des Heils in der Welt zu sein, so weiß sie doch klar, dass unter ihren Gliedern, ob Klerikern oder Laien, im Lauf so vieler Jahrhunderte immer auch Untreue gegen den Geist Gottes sich fand.

Katharina liebt die Kirche, wie sie ist, nicht wegen der menschlichen Verdienste derer, die ihr angehören oder die sie repräsentieren. Bedenkt man die Bedingungen, unter denen die Kirche damals existierte, so erkennt man, dass ihre Liebe anders motiviert war ... Die heilige Katharina schwieg nicht zu den Verfehlungen der Kirchenleute; indem sie ihre Stimme gegen die Dekadenz erhob, betrachtete sie diese sogar als einen zusätzlichen Grund, als eine Notwendigkeit, noch mehr zu lieben. - Die Erneuerung der Kirche betraf zunächst die  Kleriker, von denen Katharina eine hohe Meinung hatte. In ihrem Dialog über die göttliche Vorsehung lässt sie Gott sagen: „Ich wählte meine Diener zu eurem Heil aus, damit sie das Blut des einzigen, demütigen und unbefleckten Lammes, meines Sohnes, an euch weitergeben.“

Katharina setzte sich aber auch für eine Umkehr der Laien ein. An einen Mann, der fleischlichen Leidenschaften verfallen war, schrieb sie: „Geliebter Bruder, dämmere nicht länger in der Todsünde dahin! Ich sage dir: Die Axt rührt bereits an die Wurzel des Baumes. Nimm die Schaufel der Gottesfurcht und lass die Hand der Liebe sie führen. Leg die Verdorbenheit deiner Seele und deines Leibes ab. Sei nicht dein eigener Henker, indem du dir das sanfte Haupt, Jesus Christus, abschlägst! Mach Schluss mit deinen Ausschweifungen. Ich habe es dir gesagt und wiederhole es: Gott wird dich bestrafen, wenn du dich nicht besserst; aber ich verspreche dir auch: Wenn du umkehren und die Zeit, die dir noch bleibt, nutzen willst, wird Gott so gütig, so barmherzig sein, dass er dir vergeben, dich in seine Arme schließen, dich am Blut des Lammes teilhaben lassen wird, das mit so viel Liebe vergossen wurde, dass es keinen Sünder gibt, dem keine Barmherzigkeit zuteil werden kann; denn die Barmherzigkeit Gottes ist größer als unsere Sorgen, sobald wir nur unser Leben ändern wollen.“

Die heilige Katharina wusste, dass der Weg zur Heiligung über die Sakramente der Buße und der Eucharistie führt; an einen Schüler schrieb sie einmal: „Ihr müsst eure Seele oft vom Schmutz der Sünde reinigen durch eine gute und heilige Beichte und sie mit dem Brot der Engel nähren, das heißt mit dem süßen Sakrament des Leibes und des Blutes Jesu Christi, der Gott und Mensch zugleich war.“ Sie ließ unter ihren Schülern die selten gewordene Gewohnheit der häufigen Kommunion wiederaufleben; die beste Vorbereitung auf die sakramentale Kommunion war ihrer Ansicht nach die spirituelle Kommunion: Diese bestehe darin, die Eucharistie mit echtem, innigem Verlangen zu empfangen; dieses Verlangen müsse nicht nur im Moment der Kommunion, sondern zu jeder Zeit und an jedem Ort vorliegen.

Auf Bitten der Stadtoberen von Florenz brach Katharina im April 1376 nach Avignon auf, wo sie den Papst traf. Sie bat ihn um dreierlei: nach Rom zu fahren, einen großen Kreuzzug zu unternehmen und schließlich gegen Laster und Sünde inmitten der Kirche vorzugehen. In der Stadt Avignon wurde Katharina wegen ihres wachsenden Einflusses auf den Papst, aber auch wegen ihrer - mitunter in aller Öffentlichkeit stattfindenden - Ekstasen mit einigem Misstrauen beobachtet. Der Papst ließ sie insgeheim überwachen, doch man konnte ihr letztlich nichts vorwerfen.

Der kränkliche französische Papst Gregor XI. verließ  Avignon am 13. September 1376 in Richtung Italien, wo gerade heftige Unruhen tobten, und traf am 16. Januar 1377 in Rom ein. Katharina fuhr zunächst nach Siena, dann im Auftrag des Papstes in die immer noch gegen das Papsttum rebellierende Stadt Florenz, die sie unter Hinweis auf den „gekreuzigten Christus und die sanfte Maria“ zu besänftigen suchte. 1378 hatte sie mehrere Ekstasen, die sie in ihren von fünf Schreibern aufgezeichneten Dialogen verarbeitete.

Am 27. März 1378 starb Papst Gregor XI. Bald darauf wurde Urban VI. zu seinem Nachfolger gewählt. Doch die - vor allem französischen - Kardinäle, die mit dem autoritären Stil des neuen Pontifex unzufrieden waren, hielten am 18. September 1378 eine Versammlung in Fondi ab und wählten ihrerseits Kardinal Robert von Genf zum Gegenpapst Clemens VII. Ein schwerwiegender Akt für Katharina, denn er führte zu einem (vierzig Jahre währenden) Schisma. Sie verließ Siena und kam am 28. November 1378 in Rom an. Sie wurde von Papst Urban VI. empfangen, der in ihrer Anwesenheit eine wichtige Unterstützung sah. Da die Spaltung der Kirche sie überaus schmerzlich berührte, begann sie einen Gebetskreuzzug und appellierte an alle, mit christlicher Liebe zu handeln, um die Probleme der Christenheit zu lösen. Sie rief Fürsten und Städte zum Gehorsam gegenüber dem Papst auf und bat Ordensleute und Einsiedlermönche um Unterstützung für den Papst. Am 29. Januar 1380 geriet Katharina bei ihrem letzten Besuch im Petersdom in Ekstase und sah Jesus, wie er zu ihr trat und das schwere, unruhige Schiff der Kirche auf ihre schmalen Schultern legte; unter der gewaltigen Last brach sie ohnmächtig zusammen.

Durch ihre vielen Bußübungen zusätzlich geschwächt und krank, verabschiedete sie sich bald danach von ihren Freunden. Als sie am 29. April ihr Ende nahen fühlte, betete sie noch einmal insbesondere für die katholische Kirche und für den Heiligen Vater. Bevor sie starb, erklärte sie: „Ich habe mein Leben in der Kirche vollendet und für die heilige Kirche hingegeben; das ist für mich eine einzigartige Gnade.“ Dann sprach sie mit strahlendem Gesicht die Worte des Erlösers „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist“ (Lk 23,46), neigte sanft den Kopf und entschlief im Herrn im Alter von 33 Jahren.




Donnerstag, 28. April 2016

Heiliger Paul vom Kreuz, Bekenner und Ordensgründer (28. April)

Nach dem liturgischen Kalender, der für den Ritus in der außerordentlichen Form maßgebend ist, wird heute das Fest des hl. Paul vom Kreuz begangen.

„Mit Christus bin ich ans Kreuz geheftet. Ich lebe, doch nicht ich: 
Es lebt nun in mir Christus. Ich lebe im Glauben an den Sohn Gottes, 
der mich liebt und sich selbst für mich hingegeben hat.“   (Introitus)

Paul vom Kreuz wurde 1694 in Ovada (Piemont) geboren. Sein Vater entstammte dem Landadel von Alessandria, aber das Geschlecht war verarmt. Die Eltern betrieben ein kleines Geschäft für Stoffe und Tabakwaren. Gott schenkte ihnen 16 Kinder davon sind 11 bereits im Kindesalter gestorben. Da Paul – nachdem nach dem Tod seiner eigentlich älteren Schwester – der Älteste war, musste er schon sehr früh im elterlichen Geschäft mithelfen. Es fiel auf, dass der kleine Paul Franz für die religiöse Erziehung durch die Mutter sehr aufgeschlossen war. Sie las den Kindern aus den Heiligen-Legenden vor.

Mit 19 Jahren hatte er ein intensives religiöses Erlebnis, das sein Leben stark beeinflusste. Der Anlass war recht unscheinbar: Die Predigt eines Landpfarrers beeindruckte ihn zutiefst. Er hatte nunmehr das innere Verlangen, sein Leben ganz Gott zu weihen. Er wollte sich in eine Einsiedelei der näheren Umgebung zurückziehen, um ganz für Gott da zu sein. Die Eltern konnten ihn jedoch überzeugen, dass dies jetzt nicht möglich sei, da sie auf seine Mithilfe angewiesen waren. So blieb der jugendliche Paul  Franz noch ganze 7 Jahre im Kreise der Familie. Doch sein innerer Ruf, sich ganz Gott zu weihen, blieb immer in ihm wach. Er nahm täglich an der Hl. Messe teil und ging dabei häufig zur heiligen Kommunion. Er hatte einen festen Beichtvater und nutzte jede freie Zeit zum privaten Gebet und zur Lektüre religiöser Bücher.

Paul vom Kreuz erhielt als Kind und Jugendlicher nur wenige Monate -von einem Karmelitenpater- Unterricht. Er lernte lesen und schreiben und die Anfänge der lateinischen Sprache. Damit war er ausgerüstet, sich selbst weiterzubilden. Er las und studierte viel. Seine gesamte theologische Ausbildung hat er sich als Autodidakt erworben. Seine bevorzugten Bücher waren die Hl. Schrift, die Werke der geistlichen Lehrer Franz von Sales, Theresia von Avila, Johannes vom Kreuz und ab 1748 auch Johannes Tauler.  Aus diesen Quellen hat er sich eine solide Theologie angeeignet.

Im Jahre 1720 ist Paul 26 Jahre alt. Seine Geschwister herangewachsen und die Eltern nicht mehr auf seine Hilfe angewiesen. Nun kann er seiner Berufung folgen. Er zog sich zunächst für 40 Tage in die heimatliche Pfarrkirche San Carlo zu Castellazzo, wo seine Familie in dieser Zeit lebte, zurück. Dort verbrachte er sechs Wochen in „Gebet, Einsamkeit und Buße“, wie er selbst schreibt, in einem Abstellraum neben der Sakristei der Kirche. Sein damaliger Beichtvater, Bischof Gattinara von Alessandria, gibt ihm die Weisung, ein „geistliches Tagebuch“ zu führen. Diese Aufzeichnungen sind erhalten geblieben. In dieser Zeit der Einkehr schreibt er auch die Ordensregeln für den zu gründenden Orden. Ab 1713 kommt er zu der Erkenntnis, dass Gott ihn berufen hat, einen neuen Orden zu gründen.

Im September 1720 macht er sich auf den Weg nach Rom, um die geschriebenen Ordensregeln vom Papst bestätigen zu lassen. Doch Paul muß noch 21 Jahre warten, bis er die schriftliche Approbation der Regeln vom Heiligen Stuhl erhält. 1725 hat er vom Papst die mündliche Erlaubnis bekommen, Gefährten um sich zu scharen, die nach dieser Ordensregel leben.

Da dieser neue Orden ein Klerikerorden mit Laienbrüdern sein sollte, wurde ihm dringend geraten, selbst die Priesterweihe zu empfangen. Er hielt sich aber für nicht würdig, Priester zu sein. Doch die Ordensgründung machte es notwendig. Nach einer kurzen pastoraltheologischen Ausbildung wurde er im Juni 1727, zusammen mit seinem Bruder Johann Baptist von Papst Benedikt XIII. zum Priester geweiht.

In den folgenden 10 Jahren wohnen die beiden Brüder mit einigen Gefährten in einer Einsiedelei auf dem Monte Argentario, einem Berg in den toskanischen Maremmen, der von Lagunen umgeben war und nur mit dem Boot erreicht werden konnte. Da die Einsiedelei zu klein geworden war, ging man daran, ein Kloster zu bauen. Die Bauarbeiten übernahmen vor allem die Bewohner von Orbetello, einer kleinen Stadt in der Nähe des Berges.  Nach unsäglichen Schwierigkeiten wurde das neue Kloster am 14. September 1737, dem Fest Kreuzerhöhung, bezogen.

Endlich erhielt „Paul vom Kreuz“ im Jahre 1741 die lang ersehnte Approbation der Ordensregeln. Nun ist der neue Orden vom Heiligen Stuhl anerkannt, und es konnten neue Klöster gegründet werden. Im Laufe seines Lebens gründete Paul vom Kreuz noch weitere 11 Klöster. Männlichen Passionisten gibt es heute in 50 Ländern.

Im Jahre 1771, im Alter von 77 Jahren, gründete er den weiblichen Zweig der Passionisten, die Passionistinnen. Die Ordensregeln schrieb der Heilige selbst. Die Schwestern führen ein rein kontemplatives Leben. Diese Gemeinschaft hat heute 40 Klöster in 20 Ländern der Welt.

Die ca.2300 Ordensmitglieder leben in etwa 370 Niederlassungen. Die Passionisten sind ein „gemischter“ Orden. Im Kloster führen sie ein mehr kontemplatives Leben, gehen aber hinaus, um im Weinberg Gottes apostolisch zu arbeiten. Die bevorzugten Formen des Apostolats sind Volksmissionen, Exerzitien und andere Intensivkurse des geistlichen Lebens.

Paul vom Kreuz hatte in seinem Leben über 200 Volksmissionen gehalten. Dabei hatten ihn tausende von Menschen kennengelernt. Viele wollten ihn als Berater und geistlichen Begleiter haben. Da der Heilige wegen der Volksmissionen und der Klostergründungen viel unterwegs war, geschah diese geistliche Begleitung schriftlich. Paul vom Kreuz schrieb in circa 50 Jahren einige zehntausend Briefe. Er selbst schreibt in einigen Briefen, dass er wöchentlich 20 bis 30 Briefe schrieb. Davon sind uns etwa 2300 erhalten. Aus diesen Briefen kann seine geistliche Lehre und seine Passionsmystik rekonstruiert werden.

Paul vom Kreuz ist am 18. Oktober 1775 in Rom gestorben. Er wurde 1853 von Papst Pius IX. selig gesprochen. Derselbe Papst sprach ihn am 29. Juni 1867 heilig. Seine Reliquien ruhen in der Basilika der hl. Johannes und Paulus in Rom.