+ 28. Januar 814 – vor 1200
Jahren
Er war nicht in erster
Linie ein „europäischer“ Staatsmann. Er war vor allem ein Christ und Förder des
Christentums auf vielen Ebenen. Er war maßgeblich an der Verbreitung des
Christentums in Europa beteiligt. Und, er war ein katholischer Heiliger, der
heute in Vergessenheit geraten ist – jedenfalls bei den meisten
Berufskatholiken besonders den Würdenträgern.
Durch
das Kommissionsdekret Papst Paschalis´ III., mit dem er Friedrich I. bzw.
seinem Kanzler und dem Bischof von Lüttich den Auftrag (Lat.: commissio) zur
Kanonistion erteilt hatte, war die Heiligsprechung zwar formgerecht, weil sie den damals
geltenden kanonischen Bestimmungen bei Kanonisationsakten entsprach, doch
handelte es bei der Kanonisation um einen ungültigen Rechtsakt, da der Auftrag
zur Heiligsprechung von einem Papst erteilt worden war, der nicht über die
petrinische Vollmacht dazu verfügte.
Es
stellt sich dem heutigen Menschen die Frage, ob denn der Lebenswandel Kaiser Karls des Großen so heiligmäßig gewesen
ist, dass er zu den Ehren der Altäre erhoben werden konnte.
Wenn
man auch Karl dem Großen in einigen Punkten seines Handelns, in dem er Kind
seiner Zeit gewesen ist, einen Vorwurf machen kann, so gilt es doch zugleich im
Auge zu behalten, dass Heilige keine vollkommene, makellosen Menschen sind:
König David war der Stammvater Jesu, obwohl er Ehebrecher und Mörder gewesen
ist; Petrus verleugnete Jesus dreimal und wurde dennoch der erste Papst und
Stellvertreter Christi auf Erden; Paulus entwickelte sich vom fanatischen
Christenverfolger zum eifrigen Völkerapostel etc. Die Schattenseiten Karls des Großen
dürfen den Blick für seine großartigen Leistungen nicht verstellen: seinen unermüdlichen Einsatz für die Verkündigung
des Evangeliums, die Ausbreitung des Christentums, den Aufbau der Kirche, die
Ordnung der Liturgie, seine tiefe Frömmigkeit. ... In der
„Barbarossa-Urkunde“ vom 8. Januar 1166 wird Karl als „starker Kämpfer und wahrer Apostel“ bezeichnet, ja wegen seiner täglichen Bereitschaft, bei
der Bekehrung der Ungläubigen zu sterben, sei er als Märtyrer anzusehen, als
wahrer Bekenner, der im Himmel für seine Lebensleistung gekrönt wurde.
Wegen der schon vor der Kanonisation
nachweislichen Verehrung Karls des Großen und nicht zuletzt im Hinblick auf den
nach der Kanonisation entfalteten liturgischen Karlskult, der über Jahrhundete bis heute andauert, sah sich Rom veranlaßt, die Heiligsprechung
Karls des Großen nachträglich anzuerkennen.
Die
kultische Verehrung des Frankenherrschers ist besonders in Aachen, Frankfurt
und Osnabrück Tradition, aber auch in der Schweiz, in Italien, in Tschechien,
in Spanien und in Frankreich verbreitet.
Das
Karlsoffizium und die Karlsmesse sowie die Aachener Karlssequenz „Urbs Aquenis, Urbs Regalis“ bilden den
Kern der Karlsliturgie. Der liturgische Festtag ist zugleich der
Sterbetag Karls des Großen: der 28. Januar. Karl starb an diesem Tag im
Jahre 814 im Alter von 66 Jahren.
Seine
Gebeine ruhen seitdem im heutigen Aachener Dom, der einstigen Pfalzkapelle. Das
bevorstehende Jahr 2014 steht im Zeichen des 1200. Sterbetages des heiligen
Karl. In ihm können wir „einen Gläubigen sehen …, der seinen Glauben ernsthaft
in sein politisches Amt hineingenommen hat, wenn er sich in seinem Leben auch
als sündigen Menschen wußte.
„Was Karl der Große für sein Volk, für
das Reich, für Europa getan hat, ist uns Ansporn und Vorbild für unsere heutige
Verantwortung, Christus nichts vorzuziehen“, sagte Erzbischof Jean-Claude Périsset am 28. Januar 2013 – damals noch
im Amt des Apostolischen Nuntius in Deutschland – im Kaiserdom zu Frankfurt anlässlich
eines Pontifikalamtes zu Ehren des heiligen Karls des Großen.
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