Auch am Oktavtag des Weihnachtsfestes steht die Kirche noch in der unmittelbaren Gegenwart des großen Heilsgeschehens. Im Grunde sind ihr all diese Tage zwischen Weihnachten und Epiphanie ein großes Fest: die Feier der Ankunft Gottes bei den Menschen. Wenn sie auch nicht unterläßt, ihre Heiligen in dieser Zeit zu feiern, so bedeutet ihr das doch keine Abwendung von der beglückenden Schau des Weihnachtsmysteriums. Der Kommende erscheint ja „im Glanze der Heiligen". Er ist ein Leib mit ihnen. Ihre Feier legt nur einen neuen Strahlenkranz um das königliche Haupt. Sein Fest dauert in dem ihrigen fort. Nicht nur in unvermindertem, in reicherem Glanz leuchtet uns heute, da die „acht Tage voll werden", die Gegenwart des „Schönsten unter den Menschenkindern".
Und wie am vergangenen
Sonntag erkennen wir:
Seine Schönheit ist die
Schönheit der göttlichen Liebe, die in ihm offenbar wird: „Aus seiner großen
Liebe, mit der er uns liebte, sandte Gott seinen Sohn in der Gleichheit des
Sündenfleisches."
So steht schon mit der
Magnifikatantiphon der ersten Vesper wiederum die ganze Weihnachtswirklichkeit
als festlicher Inhalt auch des heutigen Tages vor uns. Die Messe - mit wenigen
Änderungen ist es die Tagesmesse des Weihnachtsfestes - führt unsere Gedanken
in den gleichen Bahnen weiter. Die rührende und beispielhafte Gestalt des
Gottesknechtes tritt abermals in die Mitte des Mysteriengeschehens. Das
veränderte Tagesevangelium leiht ihm nur noch sprechendere Züge. Wie am
vergangenen Sonntag sehen wir ihn in der Unterwerfung unter das Gesetz des
„Sündenfleisches". Das Kind, dessen Füße noch gebunden sind, hat den
Gehorsamsweg beschritten. Obwohl ohne Sünde geboren, unterwirft der
Gottesknecht das freiwillig angenommene „Sündenfleisch" dem Gebote der
Beschneidung.
Damit bekennt er sich
öffentlich und feierlich als Mensch, Knecht Gottes und Eigentum seines Herrn.
Denn so hatte Gott durch Moses geboten: „Weihe mir alles Erstgeborene! Alles,
was unter den Israeliten bei Menschen und Vieh zuerst aus dem Mutterschoße
kommt, gehört mir." Was die Beschneidung ganz allgemein und für den
Israeliten im besonderen ausdrücken soll, ist die völlige Hörigkeit des
Menschen, das absolute Eigentumsrecht Gottes auf ihn. Ich lebe von Gottes
Gnaden, will der Mensch sagen, der sich der Beschneidung unterwirft. Gott hat
das Recht auf mein Blut und Leben. Er kann es nehmen, wie er es gegeben hat.
Ich gebe wenige Tropfen meines Blutes — Gott hat das Anrecht auf das ganze. Ich
opfere ein Tier an meiner Statt — Gott kann mein eigenes Leben als Opfer
verlangen.
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