(von Simone S. Mai)
Das Tragen
eines Andachtsschleiers (manchmal auch Mantille, Matilla oder Kommunionschleier
genannt) von Frauen und Mädchen in der Kirche und während der Liturgie, hat
eine sehr alte Tradition. Jedoch ist diese bedeutungsvolle Sitte in den letzten
Jahrzehnten weithin verloren gegangen. Nicht selten stößt dieser schöne Brauch
auch in den Kreisen der traditionellen Katholiken auf Unverständnis und wird
fast nicht mehr praktiziert.
Mit
Andachtsschleier ist ein Tuch aus Spitze oder Stoff gemeint. Ungeeignet sind
manche Formen der Damenhüte, die das Haupt oftmals nicht wirklich bedecken.
Insbesondere ausladende Modelle widersprechen
dem, was die Kopfbedeckung ausdrücken soll: Demut und Bescheidenheit.
Dieser
Artikel soll eine kurze Erklärung darstellen und zugleich Einsicht in den
historischen sowie geistigen Hintergrund des Tragens eines Andachtsschleiers
bzw. einer Kopfbedeckung für Frauen in der Kirche geben und das Warum erklären.
Historischer
und kirchenrechtlicher Hintergrund
Ursprung
Der
heilige Papst Linus (Amtszeit von 67-79 n. Chr.), der zweite Pontifex der
katholischen Kirche und Märtyrer, ordnete eine Kopfbedeckung für Frauen im
Gottesdienst offiziell an. Doch ermahnt bereits der heilige Paulus in seinem 1.
Korintherbrief 11,2-16, dessen Abfassung auf die Zeit um Ostern 57 n. Chr.
datiert wird, die Frauen, während des Gottesdienstes ihr Haupt zu verhüllen. Hieran
lässt sich unschwer erkennen, dass das Tragen eines Schleiers für Frauen in der
Kirche und während des Betens seit frühester Zeit und bereits in den ersten
Jahren des Christentums übliche Sitte war und von der Kirche angeordnet wurde.
Das katholische
Kirchenrecht -can. 1262 § 2, 2. Hs. CIC/1917 - von 1917 schreibt vor, dass Frauen
in der Kirche sittsam gekleidet und ihr Haupt bedeckt haben sollen; besonders
bei Empfang der heiligen Kommunion. Dort heißt es: „Wenn sie den heiligen
Handlungen, vor allem der hl. Messe, sei es in der Kirche oder draußen
beiwohnen, sollen die Männer unbedeckt sein, sofern durch die Umstände nicht das
Gegenteil verlangt wird, oder der Brauch nicht verlangt, dass sie bedeckt
bleiben; was aber die Frauen betrifft, so sollen sie den Kopf bedeckt haben und
schamhaft bekleidet sein, vor allem wenn sie sich der Kommunionbank nähern.“
(CIC 1262, § 2)
Geistige
Bedeutung
Warum
sollen Frauen überhaupt ihr Haupt verhüllen? Es handelt sich hierbei nicht um
eine rein äußerliche Angelegenheit.
Eine
Erklärung finden wir beim hl. Paulus, im oben bereits erwähnten 1.
Korintherbrief. Sie soll es aus ihrer gottgegebenen Stellung gegenüber Gott und
dem Manne heraus tun. Für Gott sind Mann und Frau gleich wertvoll, doch eben
nicht gleichartig. Gott erschuf die Frau als Gehilfin des Mannes, der ann als ihr Haupt. Diese Aufgabe liegt ganz
in der weiblichen Natur und wird sich für die Frau nie ändern, auch wenn man
diese Tatsache in der heutigen liberalen und anti-christlichen Gesellschaft nicht
mehr wahrhaben will. „Ihr müsst wissen, dass das Haupt eines jedes Mannes Christus
ist; das Haupt der Frau aber ist der Mann; Christi Haupt endlich ist Gott“, 1.
Kortintherbrief, 11,3-4 .
Das
Tragen eines Andachtsschleiers soll somit die gottgewollte Stellung der Frau
und ihre Demut, auch noch außen hin, ausdrücken. Da wir aus Leib und Seele
bestehen ist, benötigen wir natürlicherweise diese äußeren Zeichen.
Gerade
in der Kirche, also im Hause Gottes und in Seiner Gegenwart ist es unbedingt
angebracht, Ihm als Frau auf diese Weise Ehrfurcht und Ehrerbietung
entgegenzubringen.
Es
ist außerdem ein gutes Mittel, um zur rechten Andacht und Sammlung in der
Kirche zu finden. Hier soll die Frau mit ihrem guten Beispiel, ihrer sittsamen
Kleidung und mit einer schönen und angemessenen Kopfbedeckung Gott die Ehre
geben und zur Erbauung der anderen Gläubigen beitragen sowie ihren Platz in der
Schöpfungsordnung als Gehilfin für den Mann anerkennen.
Eine
große Verantwortung dem Mann gegenüber ist der Frau gegeben!
„Wenn
der Mann fällt, so fällt nur der Mann, aber wenn die Frau fällt, so fällt ein
ganzes Volk." (Getrud
von Le Fort).
Dadurch,
dass der Schleier etwas Besonderes ist, kann er dazu beitragen beim Beten in
der Kirche eine gewisse Trennung vom Alltag zu erhalten. Wie man, z.B. für den
sonntäglichen Messbesuch besondere und nicht alltägliche Kleidung trägt oder
die kirchliche Liturgie auf Latein gefeiert wird und in nicht in einer
Alltagssprache, so ähnlich verhält es sich auch hier.
Leibliche
und geistige Mutterschaft der Frau - Das Vorbild der Muttergottes
Der
Andachtsschleier erinnert uns ebenfalls an die Berufung der Frau zur leiblichen
und geistigen Mutterschaft. Die Berufung der Frau ist es Leben zu schenken.
Damit ist das leibliche wie auch das geistige Leben -durch Gebet und Opfer für
die Seelen- gemeint.
Verhüllt
in Mutterschoße vollzieht sich jedes Mal aufs Neue das Wunder des Lebens. Der
Schleier der Frau erinnert uns somit an das Velum des Ziboriums.
Im
Ziborium, dem Speisekelch, werden die konsekrierten Hostien, das
Allerheiligste, im Tabernakel aufbewahrt. Dieser Speisekelch wird mit einem
Velum aus wertvollem Stoff umhüllt. Wie es unser katholischer Glaube bekennt,
schenkt sich uns Christus in der heiligen Kommunion mit seinem allerheiligsten
Leib und seinem kostbaren Blut und gibt uns damit das Leben für unsere Seelen.
So
ist auch die Frau in gewisser Weise ein „lebendiges Ziborium“, welches das
menschliche Leben in sich birgt und hervorbringt.
In
diesem Zusammenhang sei auf die Verwandtschaft des lateinischen Wortes „Velum“
mit dem englischen Wort „Veil“, was übersetzt „Schleier“ bedeutet, hingewiesen.
Wer
könnte uns ein besseres Vorbild (im inneren wie im äußeren Betragen) für die
Mutterschaft geben, als die allerseligste Muttergottes selbst, die das
menschgewordene Wort in ihrem reinsten Schoße trug und die man als „auserlesenen
Kelch“ anruft? Orientieren wir uns stets an ihr!
Im
Tragen eines Andachtsschleiers - und natürlich in Eintracht mit der rechten
Geisteshaltung – drückt sich auf wunderbare Weise die Natur und das innerste
Wesen der Frau aus und sie wird dadurch
in ihrer Würde erhöht.
Mögen
diese Ausführungen ein wenig zum Verständnis des Themas beitragen und
katholischen Frauen zur Wiederentdeckung des Andachtsschleiers verhelfen. Jeder
Katholikin ist dies sehr ans Herz zu
legen!
Bei Fragen oder für Hinweise ist eine Kontaktaufnahme per E-Mail gerne möglich:
Mai-Simone@t-online.de
wenn auch schon etwas älter, bin eben erst auf diesen Artikel gestoßen, da ich auch gerade zu diesem Thema was vorbereite. Sehr schöne Erklärung! Ich habe den Eindruck es ist wenig auf deutsch zu diesem Thema geschrieben worden. Ich trage auch Schleier. Allerdings unterschiedliche jeweils für außerordentliche und ordentliche Form, bzw. kommt es auch etwas drauf an wo und wann.
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