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Donnerstag, 3. Juli 2014

Gedicht von Bischof Johann Michael von Sailer

Erhebe, meine Seele, Gott,
frohlock’ in Ihm, mein Geist!
Bet’ an, o Glaube, schweige, Spott!
Gott hält, was Er verheißt.

Auf seiner Mägde Niedrigste
sah Er mit Gnade doch,
und Gott, mein Heiland, ehrete
die Niedrigste, wie hoch!

Mich preiset, mich, die Gott erwählt,
die fernste Nation;
das künftigste Geschlecht erzählt
von mir und meinem Sohn.

Allmächtig ist Jehova! Wer,
wer ist so groß, so gut?
So unbeschreiblich huldreich? Der
so große Dinge tut?

Die ganze Seele jauchzt Dir zu,
singt: Heilig, heilig! Dir,
Allmächtiger! Was tatest Du,
Allherrlicher! An mir.

Wer Dich von Herzen sucht und ehrt,
erfähret deine Treu’:
Ihm wird, so oft dein Ohr ihn hört,
Herr, deine Gnade neu.

Unausgestorben, ungeschwächt
durch Sünde, Zeit und Ort,
wirkt von Geschlechte zu Geschlecht,
Herr, deine Wahrheit fort.

Herr, deines hohen Armes Kraft
wie siegreich wunderbar!
Wie sinkt, wenn sie sich regt und straft,
vor ihr der Stolzen Schar.

Und jede hohe Stirne sinkt,
der Frechen Heer zerstreut
sich Spreu gleich – wenn der Höchste winkt;
wenn Er von ferne dräut.

Die Thronen stürzen, Todesraub
ist Fürsten Majestät;
Wenn Er die Demut aus dem Staub’
zum Fürstenthron erhöht.

Herr, deine Fülle sättigt gern
den hungermatten Mund;
der stolze Reiche nur ist fern
von Dir und Deinem Bund.

Barmherzigkeit und Leben ist
Dein unzerstörbar Reich;
Erbarmer Israels, Du bist
Dir ewig, ewig gleich.

Nie, wenn Du einst Dich offenbarst,
wird Dich dein Wort gereu’n;
was Du den frühsten Vätern warst,
willst Du den Enkeln sein.

(Magnifikat, der Lobgesang der Mutter Jesu 
Bischof Johann Michael von Sailer, 1751-1832)



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