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Donnerstag, 30. Juni 2016

DER ENGLISCHE GRUSS (2 / 9)

Fortsetzung von: DER ENGLISCHE GRUSS (1 / 9)

Von alters her wurden nicht die Menschen von den Engeln, sondern die Engel von den Menschen verehrt.  Das hat seinen Grund darin, dass die Engel höhere Wesen sind, als die Menschen, und zwar in dreifacher Hinsicht:

1. Hinsichtlich der Würde; die Engel nämlich besitzen eine rein geistige Natur: „Geister hat er zu seinen Boten gemacht“ (Ps. 103. 4); die Menschen dagegen eine sterbliche. Darum sprach Abraham: „Ich will reden zu meinem Herrn, wiewohl ich Staub und Asche bin“ (1 Mos. 18. 27). Es war daher nicht geziemend, dass ein geistiges und unvergängliches Geschöpf einem vergänglichen, nämlich dem Menschen, Ehrerbietung erwies.

2. Wegen der Gottesnähe. — Denn die Engel sind gleichsam Gottes Hausfreunde, da sie unmittelbar vor seinem Antlitz stehen. „Tausendmal Tausende dienten ihm und zehntausendmal Hunderttausende umstanden ihn“ (Dan. 7. 10). Die Menschen dagegen sind gleichsam Fremdlinge Gottes und durch die Sünde von ihm entfernt. „Fliehend habe ich mich entfernt“ (Ps. 54. 8). Deshalb gebührt es sich, dass der Mensch den Engel verehre, als einen Freund und Hausgenossen des Königs.

3. Wegen der Fülle des göttlichen Gnadenlichtes: denn die Engel nehmen an diesem göttlichen Lichte in vollstem Maße Teil. „Ist eine Zahl wohl seiner Heerscharen? Und über welchen steigt nicht empor sein Licht?“ (Cantic. 4. 7). Darum erscheinen auch die Engel immer von Licht umflossen. Die Menschen dagegen nehmen am Lichte der Gnade nur in beschränktem Masse teil, so dass ihm gleichsam etwas Dunkel beigemischt ist. Es war daher nicht geziemend, dass die Engel einem Menschen Ehrerbietung erwiesen, bis ein mit der menschlichen Natur bekleidetes Wesen gefunden wurde, das in dieser dreifachen Hinsicht mit noch höheren Vorzügen ausgestattet war, als selbst die Engel. Und ein solches Wesen war die allerseligste Jungfrau.

(aus: Katechismus des hl. Kirchenlehrers Thomas von Aquin)



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