Pater Anton Jans wurde am 22.
August 1903 als Hans Jans in Nottwil in der Schweiz geboren. Als Kind wuchs er
im Kreise seiner treu katholischen Familie auf. Die Schulbildung erhielt er in
der Volksschule in Ballwil, der Mittelschule in Beromünster (1917-21) und dem
Gymnasium des Benediktinerklosters Engelberg (1921-25). Im Jahre 1926 trat er
in die Schweizer Kartause La Valsainte ein. Dort bekam er den Ordensnamen
Anton. Schon früh hatte er gesundheitliche Probleme, doch der Orden schickte
den jungen Mönch nicht einfach weg. Er durfte bleiben, die feierliche Profess
ablegen und am 4. Oktober1931 die Priesterweihe empfangen. Unmittelbar nach der
Priesterweihe schickten ihn seine Oberen wegen seiner lebensbedrohlich
gewordenen Herzkrankheit in die südfranzösische Kartause Montrieux (Provence).
Man hoffte, ihm durch einen Ortswechsel Erleichterung verschaffen zu können.
Aber nur wenige Monate später, am 28. Februar 1932, ist Pater Anton Jans
gestorben.
Bei keinem Mystiker tritt so
klar hervor wie bei Johannes vom Kreuz, dem großen Kirchenlehrer der Mystik,
dass es sich bei der Mystik im Wesentlichen um die Entfaltung der
übernatürlichen Gnadenveranlagung eines Christen handelt. Auch die Beschauung,
die Kontemplation, die als zentraler Akt dieser Mystik gilt, ist nichts anderes
als ein modifizierter Glaube, der aus der Gottesliebe gleichsam
zusammengewachsen ist, in einem neuen, übernatürlichen Licht. Selten finden wir
eine schlichtere Entfaltung eines Mystikerlebens, das zugleich klar und
wesenhaft aus den gnadenhaften Wirklichkeiten in die Seele einfließt, als bei
Pater Anton Jans. Und dennoch finden wir bei ihm oft eine geradezu frappierende
Ähnlichkeit der Gedanken und Formulierungen zu Johannes vom Kreuz.
Die Entfaltung seines inneren
Lebens zu Christus zeiget uns auch sein recht schlichter Charakter. In dem
Neunzehnjährigen beginnt bereits 1922 im Gymnasium bei den Benediktinern ein
Zielgerichtetes geistliches Streben. Es zeichnet sich aus durch ein unbedingtes
Vertrauen auf die Gnade, nämlich eine unbedingte Hingabe an die Gnade Gottes.
Sein Leitmotiv war: „Sei treu der Pflicht und treu der Gnade!“ In seinem
äußeren Gehabe bleibt er frisch und lebendig wie immer; aber er wird
zurückgezogener und er wird reifer. Seine übernatürliche Gesinnung tritt immer
deutlicher hervor und wird von nun an sein ganzes Leben beherrschen.
vermag seine empfängliche
Seele zu bestimmen. Er beginnt mehr und mehr von sich selbst abzusehen und
lässt den Willen Gottes die übernatürliche Form seines Seins und Strebens
werden.
Die Tugend der Großmut wächst
in ihm. Er steht auf dem Standpunkt, dass kein Augenblick verloren
gehen darf; denn das wäre
einem Diebstahl gleichzusetzen.
Was er sich zum Ziel setzt,
ist: dass selbst die kleinsten Unvollkommenheiten nicht mehr vorkommen dürfen.
Wie unterscheidet sich doch dieser Satz vom „Lebensgefühl“ der heutigen Zeit,
in der man alles haben, mitnehmen und genießen muss. Die Gesinnung des
inzwischen Kartäusernovize gewordenen Anton Jans ist eine andere. Hier begegnet
er uns wieder in dem heiligen Johannes vom Kreuz: „Je mehr die Seele sich frei
und leer von allem Geschaffenen macht, desto mehr kann Gott von ihr Besitz
ergreifen.“ Dies ist ein aszetisches Ziel, das wir mit Demut bezeichnen; doch
der Weg dorthin ist jener der inneren Reinigung.
Mit der zeitlichen Profess im
Jahre 1927 tritt ein gewisser Wandel in seinem geistlichen Leben ein.
Es beginnt der
Erleuchtungsweg. Sein Gebet vereinfacht sich nun sehr stark. Er schreibt es ja
selbst, dass er anfängt, in der vollen Wahrheit zu leben. Es ist allein der
Glaube, auf den er sich stützt. Auch wenn die dunkle Nacht über ihn kommt,
duldet er mit der menschlichen Natur keine Kompromisse. Die Tiefe seiner Seele
ließ sich nun nicht mehr in Formeln ausdrücken. Das eigentliche Element, in dem
er lebte, war dem Bereich der Sinne entrückt.
Doch Anton Jans erhob auf
Licht und Erleuchtung keinen Anspruch. Die Worte der Heiligen Schrift waren für
ihn Wegweiser, besonders auch dann, wenn es ihm in der Nacht des Glaubens dunkel
wurde. Wie bei Johannes vom Kreuz verändert sich nun das Ziel. Es ist nicht
mehr die Demut, jetzt heißt es: „Ich muss immer auf Ihn, Christus, schauen.“
Die Frömmigkeit des Kartäusers wird tiefer und konkreter, ja
persönlichkeitsgebunden, nämlich gebunden an Christus. Er ist sein Ziel. Das
erkennt er ganz klar. Er soll ganz in Jesus aufgehen und ein zweiter Christus
werden!
Doch dieses Ziel, in Christus
aufzugehen, nennt er nicht nur sein eigenes, sondern als das Ziel aller
Christen, die bereit sind, sich berufen zu lassen, sogar derjenigen, die in der
Welt leben. Der Gedanke der Gottesgeburt in der Seele klingt an: „Wir wollen
dieses Weihnachten feiern durch Maria und mit Maria, öffnen wir daher unsere
Herzen, wenn Maria anklopft, um in uns Jesus zu gebären.“ „Das sei unser
Programm: Das Leben Jesu in uns leben.“ Wunderbar weiß Anton Jans dieses
Jesus-leben-in-sich zu verbinden mit Maria. Sie ist für ihn die Mittlerin aller
Gnaden und darum ist es auch ihr Werk, wenn Jesus in seiner Seele gestaltet wird.
Pater Anton Jans unterscheidet sorgsam zwischen der
Vereinigung mit Jesus Christus durch die hl. Kommunion und der Vereinigung mit
Jesus durch die Gnade. Diese Unterscheidung ist nicht ohne Bedeutung für das
Verständnis seines mystischen Denkens. Gleichzeitig beginnt das Hineinwachsen
in die Weite des mystischen Christus.
Der trinitarische
Gesichtspunkt tritt in seinem Innenleben besonders in den Tagen der Erleuchtung
hervor, in den Einzelexerzitien vor den ersten Gelübden etwa. Zunächst ist es
noch der einfache Gedanke der Hl. Schrift, der ihn beseelt: „Wer mich liebt,
wird mein Wort halten; mein Vater wird
ihn lieben und wir werden zu
ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen.“ Doch allmählich, nämlich ab Juli 1929,
offenbart sich in seinen Aufzeichnungen ein tieferes Eingehen in das Innenleben
der heiligsten Dreifaltigkeit. Es zeigt sich eine spezifische Differenzierung
seines Innenlebens gegenüber den drei göttlichen Personen. Der Übergang zur
Stufe der Einigung tritt nicht mehr merklich hervor. Damit wird zugleich ein
gewisser Höhepunkt dieser seelischen Entwicklung erreicht (Anfang 1930). Im
August dieses Jahres kann er sagen: „In meiner Seele zeugt der Vater seinen
Sohn.“
Aber auch auf der Stufe der
Umgestaltung bleibt Christus der Zielpunkt seines ganzen Seins. Er lebt auch
noch jetzt und bis ans Ende aus Christus und in Christus. „Jesus, ich will Dich
überall leben lassen, eine zweite Menschheit für Dich sein, um die Wunden
Deines Herzens zu ehren“, schreibt er im Juli 1929. Das ist vielleicht das
Schönste, was er über sein Verhältnis zu Christus gesagt hat. „Ganz Jesus, ganz
Priester!“ – das ist seine Sehnsucht auch kurz vor seinem Heimgang am 28.
Februar 1932.
Soweit der Abriss der
geistlichen Entwicklung dieses so reichen wie armen, doch früh vollendeten
Lebens. Zu einem einzigen Widerklang Christi ist es geworden. In einer seiner
letzten Aufzeichnungen schrieb er an seine Familie:
„Der liebe Gott ist überall;
leider sind wir nicht bei Ihm, was das einzige wirkliche Übel ist, worüber wir
uns betrüben sollten. Den ganzen Tag könnt Ihr mit dem Heiland in Verbindung
sein, ohne dabei von der Pflichtarbeit abzustehen, weil Er bloß will, daß Ihr
dies und jenes tut. Tun wir es also, weil Er es so will, so tun wir es aus
Liebe zu Ihm, das heißt, wir sind in wahrer Vereinigung mit dem Heiland in der
Liebe, die man nicht nötig hat zu fühlen, wohl aber zu leben.“
Der Mönch, der als Autor
nicht genannt sein wollte und gemäß dem Brauch der des Kartäuserordens auch
nicht zu seinen Lebzeiten genannt wurde, war, wie bereits erwähnt, Pater Gerard
Ramakers. Er wurde 1896 in Echt, unweit der deutschen Grenze, im
niederländischen Limburg geboren. Im Jahr 1917 trat er, wie einige Jahre später
der junge Hans Jans, in die Kartause La
Valsainte ein, wo er im Jahre 1918 Profess ablegte. Von seinen Oberen wurde er
1923 zum Novizenmeister ernannt. Als Novizenmeister von La Valsainte hatte
Pater Gerhard Ramakers einen großen Einfluss auf eine begeisterte junge
Generation von Kartäusern, unter denen sich auch Pater Anton Jans befand. Neben
mancherlei Stationen in verschiedenen Häusern des Ordens, verbrachte er die
letzten Jahre seines Lebens in der deutschen Kartause Marienau, wo er am 3.
April 1984 gestorben ist.
Der in den dreißiger Jahren
des 20. Jahrhunderts bekannte Münchner Theologieprofessor Prälat Dr. Martin
Grabmann schrieb als Herausgeber des im „Verlag Ars Sacra“ erschienenen Buches
„Anton Jans. Ein Mystikerleben der Gegenwart“ ein Geleitwort, worin es heißt:
„So möge dieses Büchlein, das für den Theologen, für den gebildeten Laien und
auch für den einfachen Gläubigen gleich verständlich geschrieben ist,
hinausgehen als Künder der Wirklichkeit einer Welt des Übernatürlichen, als
Mahner zur Besinnung auf die Übernatürlichen Lebenskräfte, die in der Kirche
geborgen sind, als Tröster und Wegweiser im Ringen und Kämpfen hochgemuter
gottsuchender und liebender Seelen, als Zeuge für die unvergängliche Wahrheit,
für den tiefen Erkenntnis- und Lebenswert der in dieser Schrift so oft
angeführten Worte Christi: ‚Wenn Mich jemand liebt, und Mein Vater wird ihn
lieben und Wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen (Joh 14,23).‘“
Das alte Buch „Anton Jans.
Ein Mystikerleben der Gegenwart“ kann noch antiquarisch erworben werden. Es ist
jedoch recht teuer, und dazu ist nicht jeder Interessierte heute noch in der
Lage, ein Buch zu lesen, das in Fraktur gedruckt wurde. So ist es als
Glücksfall anzusehen, dass ein Liebhaber des alten Buches und von Pater Anton
Jans sich der Mühe unterzogen hat, alles abzuschreiben, neu zu setzen und als
Buch und als E-Book neu herauszugeben. Der neue Titel lautet „Pater Anton Jans.
Kartäuser und Mystiker“.
Pater Anton Jans: Kartäuser
und Mystiker
(Hrsg. Martin Grabmann),
Neuauflage August 2015
Taschenbuch: 190 Seiten,
Größe 12,7 x 1,2 x 20,3 cm
Verlag: CreateSpace Independent Publishing Platform;
Auflage: 1 (11. August 2015)
ISBN-13: 978-1516835973
Euro: 15,95
[Kindle Edition]
Euro: 6,90
Buchbestellung: http://bit.do/antonjans
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