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Dienstag, 15. Dezember 2015

Quatember - Fasten zu den vier Jahreszeiten

Der Begriff ‚Quatember‘ kommt von ‚ieiunia quattuor temporum‘ und bedeutet ‚das Fasten zu den vier Jahreszeiten‘. Die Quatember sind jährlich viermal drei Tage (nämlich der Quatembermittwoch, der Quatemberfreitag und der Quatembersamstag), die jeweils liturgisch die vier Jahreszeiten einleiten:
Die Winterquatember werden nach dem 3. Adventssonntag,
die Frühlingsquatember nach dem 1. Fastensonntag,
die Sommerquatember in der Pfingstwoche und die
Herbstquatember nach dem 3. Sonntag im September gefeiert.

Ein alter Merkspruch lautet:
„Nach Asche, Pfingsten, Kreuz (Kreuzerhöhung, 14. September), Luzei (Fest der hl. Lucia, 13. Dezember)
gedenke, dass Quatember sei."

Die Einführung der Quatember wird Papst Calixtus I. (217-222) zugeschrieben, der dadurch die apostolische Überlieferung eines wöchentlichen Fastens am Mittwoch, Freitag und Samstag bewahren wollte. Ursprünglich gab es nur drei Quatember, die nach den drei großen Ernten von Weizen, Wein und Öl als Erntedankfest gefeiert wurden. Die Frühlingsquatember sind erst unter Papst Leo dem Großen (440-461) hinzugekommen.

Die liturgischen Wurzeln der Quatemberfeier reichen bis ins Alte Testament zurück und sind stark von uralten jüdischen Festen und Bräuchen geprägt. Insbesondere die Herbstquatember haben bis heute recht deutlich den Charakter einer Erntedankfeier bewahrt.

Einst brachten die Gläubigen an den Quatembertagen ihren Zehnten als Opfer für die Kirche und für die Armen dar. Einen bleibenden Sinn haben die Quatember, wenn sie auch für uns Tage der Zehntabgabe an Gott durch Fasten (oder zumindest einen freiwilligen Verzicht) und Almosen und Tage der Läuterung und geistlichen Erneuerung sind (oder wieder werden).

Seit Papst Gelasius I. (492-496) wurde es üblich, die Feier der Quatember mit der Spendung der heiligen Weihen zu verbinden. Am Quatembermittwoch fand der Stationsgottesdienst stets in Groß St. Marien (Santa Maria Maggiore) statt, um die Weihekandidaten dem Schutz der Gottesmutter anzuempfehlen. Sie ist ja selbst der Tempel, in welchem Jesus Christus Priester wurde. Zu Beginn der hl. Messe stellte man die Weihekandidaten vor, und die Gläubigen wurden aufgefordert, womöglich Einspruch gegen deren Weihe zu erheben (vgl. Liber Sacramentorum VII, 23).

Der gleiche Ritus wiederholte sich am Quatemberfreitag im ‚Apostoleion‘, der Kirche der hll. Zwölf Apostel (Santi Apostoli), in welcher die Gebeine der hll. Apostel Philippus und Jakobus ruhen. Hier sollten die Weihekandidaten denen anempfohlen werden, deren Stelle sie auf Erden zu vertreten haben.

Ihren Abschluss fand die Quatemberwoche mit einer Vigil am Grab des hl. Apostels Petrus, die an die Nacht erinnern sollte, die Jesus vor der Wahl seiner Apostel betend auf dem Berg verbracht hat. Ursprünglich gab es zwölf oder vierundzwanzig Lesungen, die griechisch und lateinisch vorgetragen wurden. Im 7. Jahrhundert beschränkte man sie auf sieben. Dazwischen wurden Responsorien und Orationen gesungen und die ein-zelnen Stufen der heiligen Weihen gespendet. Auch heute noch sollte es uns ein Anliegen sein, gerade an diesen Tagen besonders für die Priester und um geistliche Berufungen zu beten.

Weil die hl. Messe der Quatembersamstagsvigil in Rom schon für den Sonntag zählte, gab es bis ins 7. Jahrhundert kein eigenes Messformular für die jeweils folgenden Sonntage.

Die Winterquatember wurden ursprünglich zum Dank für den glücklichen Abschluss der ganzen Ernte, insbesondere der Ölernte, gefeiert. Später jedoch prägten hauptsächlich adventliche Gedanken die liturgischen Texte. Dazu erklärt Papst Leo der Große:

„Wir feiern das Fasten des zehnten Monats (von .decern = zehn; Dezember). In ihm bringen wir für die vollendete Ernte aller Früchte Gott, dem Spender aller Gaben, in würdiger Weise das Opfer der Enthaltsamkeit dar. Denn was kann wirksamer sein als das Fasten, wodurch wir uns Gott nähern, dem Teufel widerstehen und die lockenden Laster überwinden? Denn stets war das Fasten die Nahrung der Tugend. Aus der Enthaltsamkeit gehen hervor züchtige Gedanken, vernünftige Willensentschlüsse, heilsame Ratschläge. Durch freiwillige Abtötung stirbt man den Begierden des Fleisches ab. Der Geist wird zur Tugendübung erneuert. Weil wir aber nicht durch Fasten allein unser Seelenheil erwerben, wollen wir unser Fasten durch Barmherzigkeit gegen die Armen ergänzen. Geben wir der Tugend, was wir dem Vergnügen entziehen. Die Enthaltung des Fastenden werde zur Erquickung für die Armen. Mühen wir uns um den Schutz der Witwen, den Nutzen der Waisen, trösten wir die Trauernden, versöhnen wir die Streitenden, nehmen wir auf den Fremdling, helfen wir dem Bedrückten, kleiden wir den Nackten, pflegen wir den Kranken. So wird ein jeder von uns, der Gott von seiner rechtschaffenen Arbeit dargebracht hat, würdig werden, von ihm den Lohn des himmlischen Reiches zu empfangen. Am Mittwoch und Freitag also wollen wir fasten, am Samstag aber beim heiligen Apostel Petrus Nachtgottesdienst feiern, damit wir auf seine fürbittenden Verdienste hin Erhörung unserer Bitten erlangen mögen."



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