Epidemien rafften jeden Tag Hunderte dahin. Manche Leichen wurden in die Loire geworfen;
andere ließ man unter den kaum noch Lebenden verwesen. Republikanische Ärzte,
die das Gefängnis besuchten, taten ihren Schrecken kund über das, was sie
vorgefunden hatten. Die Entschuldigung der Republikaner war, daß die Guillotine
die Feinde der Freiheit nicht in einem ausreichend schnellen und sparsamen
Tempo beseitigen könne.
Der bestialische Jean-Baptiste Carrier wurde am 23. September in Nantes zum Konventskommissar
ernannt und mit außerordentlichen Vollmachten versehen, die ihm freie Hand
gaben, jegliche Maßnahme anzuwenden, die er als geeignet ansah, um mit Konterrevolutionären
fertigzuwerden. Die Maßnahmen, die er als geeignet ansah, um das Problem des
überfüllten Gefängnisses zu lösen, waren die berüchtigten Ertränkungen in Nantes (/es noyades de Nantes).
Man legte die Gefangenen paarweise zusammengefesselt in flache Kähne. Löcher wurden in die Seitenwände
gebohrt, die mit Brettern überdeckt blieben, bis die Kähne die Flußmitte
erreicht hatten. Dann entfernten die Henker die Bretter und sprangen in
längsseits liegende Boote, von denen aus sie zusahen, wie ihre Opfer ertranken.
Diese Ertränkungen waren zunächst auf
Priester beschränkt und wurden heimlich bei Nacht durchgeführt - beginnend
mit 90 Priestern am 19. November 1793. Doch
bald fanden sie bei hellem Tageslicht statt und wurden als eine Art der
Unterhaltung betrachtet. Mindestens 5000 Katholiken - Priester, alte
Männer, junge Männer, Frauen und Kinder - wurden paarweise zusammengefesselt, in Bootsladungen auf die Loire hinausgebracht
und ertränkt.
Die verwerflichste Verfeinerung der Ertränkungen war die sogenannte
manage republicain (republikanische Hochzeit), bei der ein Mann und eine Frau nackt ausgezogen, aneinander gebunden,
verspottet und dann in die Loire geworfen wurden. Es konnte wohl kaum eine
sadistischere Art und Weise geben, um fromme Katholiken zu demütigen.
Republikanische Humoristen
bezeichneten die Loire als baignoire nationale (nationale Badewanne). „Republikaner bemerkten: Auch wenn die
Briganten im Gefängnis geklagt haben, sie würden Hungers sterben, so können
sich jene, die in den Kähnen liegen, nicht beklagen, sie würden
verdursten."
Carrier war gegen
Gerichtsverhandlungen, denn er betrachtete sie als Zeitverschwendung. Allein
die Tatsache, daß jemand verhaftet wurde, mußte als Schuldbeweis gelten. „All diese Verdächtigen", befahl er
einem Richter, „müssen innerhalb von ein paar Stunden ausgeschaltet werden,
oder ich werde Sie und Ihre Kollegen erschießen lassen." Er sah besonders gerne, wie Priester
hingerichtet wurden, und erklärte einmal: „Niemals
hatte ich so viel Vergnügen, als wenn ich den letzten Gesichtsausdruck von
Priestern sehe, wenn sie sterben." Während seiner Zeit in Nantes
watete er buchstäblich in Blut.
Eine unbedarftere und
bestialischere Kreatur als Jean-Baptiste Carrier ist kaum vorstellbar. Er
selbst kam im Dezember 1794, fünf Monate nach dem Sturz Robespierres, durch die
Guillotine um.
Michael Davies, Für Thron und Altar,
Der Aufstand in der Vandee (1793-1796),
Edition Kirchliche Umschau
Hier kann das Buch bestellt werden.
Siehe auch HIER
14.7.
Nicht dass mich jemand missversteht und denkt, ich wollte die Revolution hier entschuldigen ... aber für mich ist nicht klar, ob solche Aufstände überhaupt rechtmäßig waren oder sind. Der Vatikan hielt sich, soweit ich weiß, zurück, und als eine ähnliche Lage in Mexiko entstanden war, verbot er den Cristeros den bewaffneten Kampf ausdrücklich!
AntwortenLöschenViele sind frustriert über die derzeitigen Zustände und da bieten sich historische Situationen als Projektionsfläche förmlich an. Mir fällt das immer wieder auf, wie Tradi-Katholiken ihr Herz für solche Aufstände mehr entzünden lassen, als für geistliche Aktionen. Sie denken, das Christentum müsse politische Macht haben und legen damit dieselbe Haltung an den Tag, die damals die Pharisäer und Schriftgelehrten einnahmen, die von Jesus vergeblich einen Aufstand erwarteten....
Jesus hat Petrus noch bei seiner Verhaftung im Garten Gathsemani untersagt, das Schwert zu erheben und heilte den, dem Petrus bereits ein Ohr abgehauen hatte.
Jesus sagte damals: "Steck dein Schwert in die Scheide! Wer das Schwert nimmt, wird durch das Schwert umkommen!"
War dieser Satz nicht Warnung genug?
Und genauso wenig wie Jesus damit die Häscher der Römer oder die Römer selbst verteidigen wollte, will ich mit diesem Einwand die Jakobiner rechtfertigen. Dennoch hat sich die Vorhersage Jesu auch in diesem Fall erfüllt: die Leute sind am Ende in großer Zahl umgekommen, weil sie seinem Wort nicht gehorchen wollten.
Abgesehen davon, dass es unglaublich naiv war, mit Knüppeln und vorrevolutionären Waffen einen Auftsand zu wagen, waren die Vendeer auch ihrerseits grausam, und in der Forschung wurde und wird bemängelt, dass die katholische Apologetik hier mit zweierlei Maßen misst: http://francia.digitale-sammlungen.de/Blatt_bsb00016291,00749.html?prozent=1
Hinzu kamen unglaubliche Verwirrungen. Die Vendeer haben ja eine Rebellenregierung gebildet mithilfe eines Bischofs, der gar kein echter Bischof war - der Vatikan musste erst eine Note schicken, dass dieser Mann ein frommer Betrüger ist. Weiter wird immer gesagt, die Hinrichtung des Königs habe das Faß zum Überlaufen gebracht, und die Vendeer seien so unendlich königstreu gewesen. Auch das scheint eine fromme Legende zu sein, denn sie begrüßten Revolution zunächst, weil das ancien régime derart marode war, dass kein halbwegs vernünftiger Mensch ihm noch Vertrauen schenken konnte. Das Bürgertum nahm dann die Führungspositionen ein, verbürokratisierte aber vieles so sehr, dass die soziale Lage der Bauern noch schlimmer wurde als unter der Herrschaft der Aristokratie. Der Aufstand bezog sich vor allem darauf.
Was immer hier alles einfloss an Motiven und Realitäten - ein regelrechter Aufstand, eine Rebellion und ein Guerillakampf - denn das war dieser Aufstand - steht dem Wort des Herrn entgegen, der sich sanft wie ein Lamm zur Schlachtbank führen ließ und uns nicht aufgetragen hat, nun das auszuführen, was die Juden damals an ihm vermisst hatten.
"Mein Reich ist nicht von dieser Welt", sagte er. Und es ist und bleibt fragwürdig, wenn die Kirche glaubt (oder besser: ein paar Katholiken), sie müsse in dieser Welt bereits ein Imperium aufrichten oder verteidigen, wie das die Welt tut.
Und noch mal: damit will ich die Jakobiner in keiner Weise verteidigen - das eine hat mit dem andern nichts zu tun.
Liebe Zeitschnur, bei diesen Berichten geht es mir darum zu zeigen, was Glaubenstreue für ihren Glauben einstecken und erdulden mussten. Ich bin nicht so naiv zu denken, dass es sich um einseitige Meucheltaten handelte.
LöschenDie Forderung Jesu, die eigene Wange hinzuhalten, kann nur an jeden Einzelnen gerichtet sein, nicht an die Gemeinschaft derer, die ihm nachfolgen wollten. Wie könnte Jesus erwarten, dass alle die Seinen abgeschlachtet würden.
Dennoch erwarte ich heutzutage nicht, dass Christen zu den Waffen greifen, wenn politische Bedingen sie in (als Glaubensgemeinschaft)-existenzbedrohende Situationen bringen würden. Jeder Einzelne muss aber entscheiden, was er in einer konkreten lebensgefährlichen Situation tun würde. Wenn wir etwa an die Christenverfolgung und die Morde an ihnen in Syrien usw denken, dann besteht schon die Situation, dass man sich Gedanken machen muss, ob man nur betroffener und hilfloser Zuschauer ist, oder ob man auch z. B. militärisch einschreiten soll.
Wie grotesk unser demokratisches Denken hier ist, zeigt z. B. ein Blick auf das Streikrecht , das als demokratisches Grundrecht angesehen wird. Die Art und Weise wie dies durchgeführt wird erinnert mich schon seit Jahrzehnten daran, dass es nichts anderes ist als einen Krieg zu führen. Auch hierbei werden Menschenrechte verletzt. Die Vertragsparteien sollten besser wirklich verhandeln WOLLEN; aber darum geht es nicht. Vor allem die Gewerkschaften wollen MACHT zeigen. Man sollte die Vertragspartner in einem Raum einsperren, worin sie so lange zu verhandeln haben, bis sie ein Ergebnis zustande gebracht haben; ggf. unter Drohung von Nahrungsentzug (wie in früheren Konklaven). Dann würden Milliarden Euro gespart und könnten sinnvoller ausgegeben werden. - Aber das war nur ein Exkurs.
Danke für die Antwort - ich wollte jedoch auf etwas anderes hinaus. Die Vorgänge in der Vendée wären in dieser Weise nicht verlaufen, wenn die Bauern dort nicht einen Aufstand gegen die Regierung gemacht hätten.
LöschenDas ist etwas anderes, als einfachen Widerstand zu leisten. In der Revolution haben ja viele diesen einfachen Widerstand geleistet - eine sehr schöne Novelle ist hier "Die letzte am Schafott" von Gertrud von le Fort. Hier geht es um einen Konvent von Karmelitinnen, die trotz der erzwungenen Aufhebung zusammenbleiben wollen und am Ende hingerichtet werden.
Dieser "Widerstand" ist doch von grundsätzlich anderer Qualität als der der Vendéer!
Anders gesagt: Der Widerstand hätte auch in der Vendée anders aussehen können. Warum so anarchisch, wo doch schon Anarchie genug war?
Ich weiß, hier schweben viele Mythen im Raum, z.B. die Geschichte vom Andreas Hofer. Alles in allem die Meinung, man könne nur christlich leben, wenn der König lebt und regiert (bzw. der Kaiser) und eine Rgeirung einem das Recht auf Religion nicht verbieten darf.
Das verstehe ich im zweiten Teil, im ersten nicht - das mag historischen Verbindungen geschuldet sein, die aber nicht zwingend bestehen müssen. Der Kaiser kann auch der größte Christentfeind werden - warum immer nur dessen Kritiker?
Der springende Punkt sind vielleicht doch immer die Mittel. Es geht um das Schwert - nicht darum, ob man überhaupt widerstehen soll.
Insofern ist das Gewerkschaftsbeispiel nicht passend.
Eine andere Frage ist die nach den Vorgängen im IS oder Syrien:
Hier, in Syrien, sind es islamische Rebellen, die ganze Landstriche verwüsten. Es gibt natürlich ein Recht auf Selbstverteidigung, v.a. durch den syrischen Staat selbst, aber auch durch Bürger an den Orten, die in Frage stehen. Ebeneso im Irak - die irakische Armee versucht, die Gebiete zurückzuerobern. Und christliche Milizen ebenfalls. Hier ging aber eine eindeutige und lebensbedrohliche Aggression voraus, während der Fall in der Vendée doch etwas anders gelagert war.
In der Vendée war es etwas anders, eben weil die Vendéer die Revolution ja zunächst begrüßten und einließen. Erst als zunehmend die Missionare der Montfortianer angegriffen und eingeschränkt wurden und die soziale Lage sich trotz Versprechungen nicht besserte, brach der Volkszorn los. Die Hinrichtung Ludwigs XVI. dürfte nicht die Rolle gespielt haben - das war eher eine Art Katalysator, dem Unmut endlich mit denselben Miteln, die die Revolution bereits geboten hatte, nun selbst zu agieren. Der Vendée-Aufstand war ein Bauernaufstand und durchaus autoritätskritisch in jeder Hinsicht. Auch das macht ihn nicht unbedingt katholisch.
Bitte verstehen Sie mich! Ich will die Gewalt und die anarchischen Zustände keinesfalls rechtfertigen. Ich will nur dokumentieren. Die Situation der Karmelitinnen von Compiegne habe ich an anderer Stelle schon mehrfach beschrieben. Aber hier trifft genau das zu, was ich schon beschrieben habe: Christi Ruf geht an jeden Einzelnen, nicht an die Masse. Der Karmelkonvent hat sich besprochen und gemeinschaftlich entschieden. Sie wissen, dass sich ein Mitglied, die Jüngste im Konvent, anders entschieden hatte. Erst durch die Gnade Gottes und im Angesicht der Wirklichkeit (Hinzutreten ihrer Schwestern auf das Schaffott) hatte sie die Kraft, ihnen und Jesus in den Tod zu folgen.
LöschenWas Sie weiter beschreiben trifft ähnlich auch auf die Cristeros zu. Irgendwann gewinnen Kräfte in so einem Konflikt die Oberhand, die mit den eigentlichen Anliegen nichts mehr zu tun haben. - Morgen sehen wir so ein Beispiel noch einmal aus der Vandee.
Gebe Gott uns die Gnade und Kraft, SEINEN Willen stets zu erfüllen, das heißt: IHM nachfolgen auf das Kreuz. ... Hier und Jetzt.
Lb.Gr.
Doch - ich verstehe Ihr Anliegen! Noch ergänzend dazu: diese Letzte am schafott, die sich erst anders entschieden hatte sticht seltsam ab von einer anderen, die sich geradezu ausstreckt nach dem Martyrium und von dem Priester, der inkognito in der Mege ihr begegnet, gefragt wird, was sie sich einbilde - das Martyrium sei eine Berufung, die man sich nicht selbst geben könne!
Löschenich denke, das sat alles.
Wer Märtyrer wird, wird Christus in seiner Passion völlig gleich.
Das schließt aus, dass er zuvor aktiv das Schwert erhoben hat, wie Petrus es tat.
Wer - das ist die tiefe Frage - wer ist würdig, Christus in seiner Passion vollkommen gleich zu werden?
Es ist die höchste Berufung!
In der aufständischen Masse wird man sie nicht erfüllen!
Darin stimme ich Ihnen zu 100% zu.