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Mittwoch, 7. Januar 2015

Von Bruder Johannes

„Er war eines der eindrucksvollsten Beispiele dafür,  dass unter solchen Umständen [wenn nur Männer unter sich lebten und alle weibliche Wärme fehlte] einige Mitglieder der Gemeinschaft [der Trappisten von Mariawald] geradezu weibliche Qualitäten entwickelten. 
Er hatte einen Blick für jeden:
erkannte, in welcher Verfassung jeder war;
merkte, wenn einer das Fasten zu weit trieb;
ging zum Abt und erbat die Erlaubnis, einem Bruder, den er zu schmal werden sah, eine ‚Zulage‘, eine Extra-Portion, hinstellen zu dürfen;
munterte mit seinem Lächeln die Traurigen auf;
freute sich mit den Frohen;
verstand mit seiner feinen Mimik mit jedem kurz zu kommunizieren 
– und das alles leise, unaufdringlich.
Er kannte die Namenstage aller Brüder und stellte immer jedem einen Strauß seiner selbst gezogenen Blumen an seinen Platz im Refektorium und besorgte außerdem vom Koch als Festessen ein Rührei oder einen kleinen Pfannkuchen auf einem Blechteller.“

(B. Schellenberger, Die Stille atmen, 14f)


Bruder Johannes 1976

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