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Freitag, 18. März 2016

„Anna Katharina Emmerick - Vorausschau für unsere Zeit?“

Unter dieser Überschrift erscheint in „Theologisches Nr. 01/02, 2016“ ein Aufsatz von Prof. Dr. Johannes Stöhr. Er meint, dass Persönlichkeit und Wirken der Mystikerin Anna Katharina Emmerick in den letzten Jahren viel öffentliche Beachtung gefunden habe. Tatsächlich wird „gefühlt“ seit dem Pontifikat des jetzigen Papstes manchmal über die deutsche Mystikerin aus Westfalen berichtet und aus ihren Werken zitiert.

Aber offenbar ist das „Gefühl“ trügerisch, denn schon im Jahre 1974 schrieb der Regensburger Bischof Rudolf Graber in einem Brief an seine Priester über die Bedeutung der Vorausschau Katherina Emmericks, wie es in Clemens Brentanos Aufzeichnungen über die Seherin „Das bittere Leiden unseres Herrn Jesu Christi“ zu lesen ist. Graber schreibt:

„Sie wird jetzt öfter zitiert, … weil man ihre prophetische Schau auch auf unsere Zeit ausdehnt. […]
Sie bauten eine große, wunderliche, tolle Kirche, da sollten alle darin sein und einig und mit gleichen Rechten, evangelisch, katholisch und alle Sekten, und es sollte eine wahre Gemeinschaft der Unheiligen sein und ein Hirt und eine Herde werden. Es sollte auch ein Papst sein, er sollte aber gar nichts besitzen und besoldet werden. Alles war schon vorbereitet und vieles fertig ... Das sollte die neue Kirche werden und (wegen dieser) steckte er (Kardinal Consalvi) das Haus der alten Kirche in Brand. Gott aber wollte es anders. Er (der Kardinal) kam zum Sterben und zu Buße und Bekenntnis und die Kirche lebte wieder auf. Tatsächlich starb der von ihr so schwer beschuldigte Kardinal im Jahre 1824‘“.

Johannes Stöhr stellt die Frage: „War das nur damals?“ – um mit einer anderen Schau Anna Katharinas fortzufahren:

Ich sah die Peterskirche und eine ungeheure Menge Menschen, die beschäftigt waren, sie niederzureißen, aber auch andere, welche wieder an ihr herstellten. Die Abtrünnigen und Abbrechenden rissen ganze Stücke hinweg. Wie nach Vorschrift und Regel aber rissen Leute ab, welche weiße mit blauem Bande eingefasste Schürzen mit Taschen trugen und Kellen im Gürtel stecken hatten: es waren große und dicke, vornehme Leute dabei mit Uniformen und Sternen ... auch katholische Priester waren dabei. Den Papst sah ich betend und von falschen Freunden umgeben. Während die Kirche auf der einen Seite so abgebrochen wurde, ward auf der anderen Seite wieder daran gebaut aber sehr ohne Nachdruck ... Schon war das ganze Vorderteil der Kirche herunter, nur das Allerheiligste stand noch ... Da stieg Michael gerüstet (vom Dach) in die Kirche nieder und wehrte mit seinem Schwert vielen schlechten Hirten, die in sie eindringen wollten; er trieb sie in einen dunklen Winkel“.

Mit Johannes Stöhr sind wir überrascht, „wie treffsicher manches aus unserer Zelt hier vorausgesehen wurde. Trotzdem wollen wir nüchtern bleiben und uns an das Wort des hl. Paulus halten:

‚Sei besonnen in allem, nimm das Schwere auf dich,
versieh das Werk eines Evangelisten, erfülle deinen Dienst‘ (2 Tim 4. 5)!

„Dieser Mahnung des Apostels wollen wir folgen“!

„Anna Katharina Emmerick (Emmerich) wurde um den 8. 9. 1774 als Kind armer Köttersleute in Coesfeld geboren und verstarb am 9. 2. 1824 in Dülmen, Westfalen. Sie lebte als Ordensfrau und Mystikerin; 2004 wurde sie von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen. Ihr Gedenktag ist der 9. Februar. Mit 13 Jahren verdingte sie sich als Magd und absolvierte eine Lehre als Näherin. Sie trat als Augustinerin in das Kloster Agnetenberg in Dülmen ein und legte dort am 13. November 1803 ihre feierliche Profess ab. Gegen Ende 1811 wurde das Kloster aufgehoben. An ihrem Leib erschienen am 19. 12. 1812 die Wundmale Jesu Christi, und sie durchlitt jahrelang an jedem Freitag die Passion des Heilandes. In mystischen Visionen sah sie Ereignisse aus der biblischen Schöpfungs- und Heilsgeschichte. Der preußische Staat leitete Untersuchungen ein, bei denen versucht wurde, Anna Katharina Emmerick als Betrügerin zu entlarven; doch konnten keine Nachweise für einen Betrug erbracht werden. Ein erster Prozess zur Seligsprechung wurde 1892 eingeleitet und 1928 zunächst eingestellt, da von Clemens Brentano erweiterte Aufzeichnungen und Bücher nicht verwertbar waren. Der Prozess wurde dann 1973 neu eröffnet. Am 3. Oktober 2004 hat sie Papst Johannes Paul II. seliggesprochen. Die zuständige Kommission erklärte, die Seligsprechung betreffe lediglich die Heiligkeit der Person und gebe kein Urteil über den Wahrheitsgehalt der Aufzeichnungen von Clemens Brentano ab.“

(Vgl. „Theologisches Nr. 01/02, 2016“)

Die Kirche Heilig-Kreuz (Kreuzkirche) zu Dülmen, in deren Unterkirche sich das Grab der Seligen befindet, ist ganz schrecklich modernistisch. 


 



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