Seiten dieses Blogs

Dienstag, 16. Februar 2016

Rolf-Peter Cremer und St. Martinus in Borschemich

Der Name des damaligen Vertreters des Bischofs von Aachen ist für immer mit der Schließung und dem Abriss dieser Kirche verbunden.


In dieser Woche wird wahrscheinlich die letzte Kirche eines Dorfes dem Erdboden gleichgemacht, das im Zuge des riesigen Braunkohlereviers Gartzweiler II für immer verschwinden wird. Einer dem für den Fall der Kirche eine bleibende Erinnerung sicher ist, ist der Aachener Pfarrer, Domkapitular und stellvertretende Generalvikar Rolf-Peter Cremer. Nicht, dass er für das Verschwinden des Dorfes verantwortlich wäre. Das waren politische und wirtschaftliche Entscheidungen.

Pfarrer Rolf-Peter Cremer trägt eine andere Verantwortung. Er war es, der in einem offiziellen letzten Akt am 23. November 2014 mit dem Löschen des Ewigen Lichtes und dem Verlesen des Profanierungsdekrets des Bischofs von Aachen, Dr. Heinrich Mussinghoff, die Kirche St. Martinus entweihte.

Nun ist Pfr. Rolf-Peter Cremer nicht irgendwer. Er wurde 1983 in Aachen zum Priester geweiht. Von 1993 bis 2002 war er Bundespräses des Bundes der deutschen katholischen Jugend (BDKJ). Seit 2002 leitet er die Hauptabteilung Pastoral im Generalvikariar des Bistums Aachen. Hier ist er auch stellvertretender Generalvikar. Einen Namen machte sich Cremer bereits in seiner Eigenschaft als Bundesvorsitzender des BDKJ, als er auch Mitglied des ZdK gewesen ist. Scheinbar kümmerte er sich um Gerechtigkeit, Friede und all jene Begriffe, für die der BDKJ und das ZdK berühmt sind. Als Bundesvorsitzender war Cremer verantwortlich für das noch stärkere Abdriften des BDKJ von der katholischen Kirche.

„Über 200 ehrenamtliche Mitarbeiter haben mittlerweile eine Beauftragung für den Beerdigungsdienst”, sagt Pfarrer Rolf-Peter Cremer stolz im Jahr 2008, als er als Leiter der Hauptabteilung Pastoral, Schule und Bildung erfolgreich zur Sicherung der sakramentalen Grundversorgung Ergebnisse präsentierte. Er kündigte an, man werde deswegen Seminare - etwa für die Trauerpastoral und für Wortgottesdienstleiter - weiter ausbauen. Gänzlich abschätzig den Priestern gegenüber sagte er: „Meiner Erfahrung nach ist den Gläubigen doch ein guter Wortgottesdienst lieber als eine Messe mit einem alten Pater, der gerade noch die Arme ausbreiten kann.” Ja, man muss wissen, dass dieser Mann ein Feind des überlieferten Priestertums ist und gerne alles, was ureigenste Aufgabe eines Priesters ist, in die Hände der Laien geben will.

Ein Pfarrer des Bistums Aachen sagte einmal: „Der Bischof favorisiert die Abschaffung der territorialen Seelsorge zugunsten von großflächigen Seelsorgebezirken im Stil des Verbandswesens. Der Architekt des Abschieds von der Pfarrei, Pfarrer Rolf-Peter Cremer, war jahrelang Bundespräses des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). Von daher wundert es nicht, wenn er das Bistum im Stil des BDKJ umbauen will. Und der Bischof schließt sich an.“

In zweiten Teil seinem Buch „Die schleichende Abkehr von Rom. Der deutsche Katholizismus und das Bistum Aachen 1989-2013“ widmet sich der Autor Willi Arnolds der Dokumentation des Konflikts innerhalb der katholischen Kirche in Deutschland mit dem päpstlichen Lehramt besonders im Bistum Aachen. Dort „versuchen weite Kreise des Klerus, der Pastoral- und Gemeindereferentinnen/-referenten, der größte Teil der Bistumsverwaltung, der Laien-Gremien und nicht-repräsentative Gruppen der romtreuen Bevölkerung eine ‚andere Kirche‘ aufzunötigen. Beispiele dafür sind die Abschaffung der Fronleichnamsprozession in vielen Pfarreien, das Verdrängen der hl. Eucharistie in Nebenräume der Kirchen, das Demontieren der Heiligenverehrung, die trotz der Ablehnung Roms errichteten, freikirchlich geprägten ‚Gemeinschaften von Gemeinden‘ und der Ersatz des Pfarrers durch kollektive Leitungsorgane.“

In diesem Geschehen nimmt Rolf-Peter Cremer eine Schlüsselposition ein. Der Autor wendet sich dem Braunkohlerevier Gartzweiler II. zu, respektive der Situation in den bereits abgebaggerten Gemeinden Otzenrath und Spenrath, die von Arnolds mit „Demontage einer intakten Pfarrei“ überschrieben wird. Die beiden Orte wurden aufgrund des Braunkohletagebaus umgesiedelt, weshalb auch die sprichwörtliche „Kirche im Dorf“ aufgegeben werden musste. An und für sich kein unüberwindbares Problem, zahlt doch das für den Tagebau zuständige Unternehmen („Rheinbraun“ bzw. heute „RWE Power“) für den Neubau der Gebäude von umzusiedelnden Dörfern. Zunächst wurde also im Auftrag des Bistums ein Plan für eine neue Kirche erstellt. Die Reaktionen der Bevölkerung: „Unsere Kirche soll keine Mehrzweckhalle sein, deshalb wollen wir Bänke und keine Stühle.“ – „Diese supermoderne Klotzform ist für mich keine Kirche.“ – „Das erinnert mich stark an eine Fabrik mit einem Abzug.“ – „Das vertraute Erscheinungsbild in gänzlich weg.“ Die Reaktion des Generalvikariats: „Wir genehmigen heute keine Kirchenbauten wie von 1898.“

Wenig später erfahren die umgesiedelten Katholiken dann, dass es keine neue Pfarrkirche geben werde, da das Dorf im Zuge der Umstrukturierung in eine andere Pfarrei eingegliedert werde. „Für die Gläubigen der beiden Orte plane das Generalvikariat nur ein kleines Pfarrheim in Otzenrath, die Trägerschaft des katholischen Kindergartens und gemeinsam mit der evangelischen Gemeinde einen ökumenischen Friedhof.“

Der zuständige Pfarrer besuchte damals den Bischof, um über das etwaige Weiterbestehen der Pfarrei zu sprechen. Mit von der Partie: Pfarrer Rolf-Peter Cremer. In des Pfarrers Aufzeichnungen zu dem Gespräch heißt es: „Das Gespräch sollte eine Stunde dauern. Es hat bis auf wenige Minuten 2 Stunden gedauert. Und der Bischof kam schon in Verlegenheit und schaute bisweilen ein wenig hilflos auf seinen Pfarrer Cremer.“ Was Otzenrath und Spenrath angeht, so konnten die Gläubigen den Erhalt ihrer Pfarrei durchsetzen – bevor es drei Jahre später doch zur Eingliederung in eine andere Pfarrei kam.

Am nächsten Montag soll der Turm von St. Martinus in Borschemich fallen. Danach kommen die Bagger von Rheinbraun und Borschemich gibt es nicht mehr. - Den stellvertretenden Generalvikar, Domkapitular Pfarrer Rolf-Peter Cremer gibt es dann noch – und er streckt seine Hand weit aus nach dem Bischofsstuhl von Aachen.

Willi Arnolds
Die schleichende Abkehr von Rom
Der deutsche Katholizismus und das Bistum Aachen 1989-2013
Patrimonium-Verlag
ISBN: 3-86417-022-5





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen