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Mittwoch, 9. März 2016

Zu den christlichen Bußwerkzeugen (8/8) – Zusammenfassung

Wir können festhalten:

- Bußgewänder, insbesondere Bußhemden, konnten am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit zunehmend durch etwa handbreite Bußgürtel und Bußriemen ersetzt werden.
- Diese Bußgürtel wurden um die Lenden, häufiger um die Arme oder um ein Bein angelegt.
- Sie wurden, wie die ausgeführten historischen Belege zeigen, von Männern und Frauen getragen, vorwiegend von Klerikern (bes. von Mönchen), aber auch von Laien.
- Ein wesentlicher Aspekt der Bußübungen war die mortificatio, die Abtötung sinnlicher Triebe.
- Bußgürtel sollten, ebenso wie die Bußhemden, nicht zur Schau gestellt, im Verborgenen benutzt werden, also unter dem Obergewand: sei es direkt auf der Haut oder über einem Untergewand/Hemd.
- Sie konnten mit Stacheln ausgestattet sein, sollten auf jeden Fall Schmerz verursachen, aber keinen dauerhaften Schaden zufügen und die Ausübung der täglichen Pflichten nicht unmöglich machen.
- Das Vorkommen in Gräbern steht mit dem Brauch der Kranken- und Sterbendenbuße in Einklang; es wäre sogar schwer verständlich, wenn man den Toten das Bußwerkzeug nicht belassen hätte.

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Bei Ausgrabungen (1979-1989) im ehemaligen Augustinerstift auf der Herreninsel im Chiemsee wurden im abgebrochenen Chorbereich der profanierten Kirche im Grab des Propstes Arsenius Ulrich (+1653) ungewöhnliche Beigaben entdeckt:
An den Oberarmen waren Lederriemen angelegt, die mit einem Verschlussblech geschlossen waren. Beide Riemen waren auf der Innenseite zusätzlich mit einem weiteren Blech ausgestattet, das in dichten Reihen so perforiert war, dass die Metallspitzen der Lochränder nach innen, zum Arm hin gerichtet waren.
Eine Auswertung zeitgenössischer Dokumente führt zur Deutung, dass es sich um Bußriemen handelt, die der Abtötung dienen sollten. Die ursprünglichen Bußgürtel, die auf biblische Zeugnisse zurückgehen, wurden beim Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit zunehmend durch kleinere Abtötungsriemen um Arme oder Beine ersetzt, die weniger behinderten und sich besser verbergen ließen.

(Vgl.: H. Dannheimer, B. Probst OSB; Bussgürtel oder ärztliche Bandage? Zum christlichen Bussbrauchtum in Mittelalter und Neuzeit. – In Germania Monastica 126/2015, 147ff)



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