- Bußgewänder, insbesondere Bußhemden, konnten am Übergang
vom Mittelalter zur Neuzeit zunehmend durch etwa handbreite Bußgürtel und
Bußriemen ersetzt werden.
- Diese Bußgürtel wurden um die Lenden, häufiger um die Arme
oder um ein Bein angelegt.
- Sie wurden, wie die ausgeführten historischen Belege
zeigen, von Männern und Frauen getragen, vorwiegend von Klerikern (bes. von
Mönchen), aber auch von Laien.
- Ein wesentlicher Aspekt der Bußübungen war die
mortificatio, die Abtötung sinnlicher Triebe.
- Bußgürtel sollten, ebenso wie die Bußhemden, nicht zur
Schau gestellt, im Verborgenen benutzt werden, also unter dem Obergewand: sei
es direkt auf der Haut oder über einem Untergewand/Hemd.
- Sie konnten mit Stacheln ausgestattet sein, sollten auf
jeden Fall Schmerz verursachen, aber keinen dauerhaften Schaden zufügen und die
Ausübung der täglichen Pflichten nicht unmöglich machen.
- Das Vorkommen in Gräbern steht mit dem Brauch der Kranken-
und Sterbendenbuße in Einklang; es wäre sogar schwer verständlich, wenn man den
Toten das Bußwerkzeug nicht belassen hätte.
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Bei Ausgrabungen (1979-1989) im ehemaligen Augustinerstift
auf der Herreninsel im Chiemsee wurden im abgebrochenen Chorbereich der
profanierten Kirche im Grab des Propstes Arsenius Ulrich (+1653) ungewöhnliche Beigaben
entdeckt:
An den Oberarmen waren Lederriemen angelegt, die mit einem
Verschlussblech geschlossen waren. Beide Riemen waren auf der Innenseite zusätzlich
mit einem weiteren Blech ausgestattet, das in dichten Reihen so perforiert war,
dass die Metallspitzen der Lochränder nach innen, zum Arm hin gerichtet waren.
Eine Auswertung zeitgenössischer Dokumente führt zur
Deutung, dass es sich um Bußriemen handelt, die der Abtötung dienen sollten.
Die ursprünglichen Bußgürtel, die auf biblische Zeugnisse zurückgehen, wurden
beim Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit zunehmend durch kleinere
Abtötungsriemen um Arme oder Beine ersetzt, die weniger behinderten und sich
besser verbergen ließen.
(Vgl.: H. Dannheimer, B. Probst OSB; Bussgürtel oder
ärztliche Bandage? Zum christlichen Bussbrauchtum in Mittelalter und Neuzeit. –
In Germania Monastica 126/2015, 147ff)
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