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Dienstag, 12. April 2016

„Die verratene Gerechtigkeit“

Es gibt/gab kaum einen kompetenteren Philosophen, der sich dem jeweiligen aktuellen kirchlichen Tagesgeschehen so annehmen konnte wie Professor Walter Hoeres. Vor wenigen Wochen ist Professor Hoeres gestorben. Sein letztes Buch ist kürzlich im Patrimonium-Verlag erschienen und es scheint aus heutiger Sicht eine Art „Vermächtnis“ zu sein. 

Mit „Die verratene Gerechtigkeit. Nach dem Abschied von Gottes heiliger Majestät“ ist er wiederum so aktuell wie ehedem. Das kirchengeschichtlich wichtigste Tagesthema ist das päpstliche Schreiben „Amoris laetitia“. Und dieses wird bereits in Hoeres‘ Buch vorweggenommen, - gewissermaßen. Denn weiten Teilen dieses Buches widmet er dem Thema der letzten beiden Familiensynoden, die dem nun erfolgten abschließenden nachsynodalen Schreiben „Amoris Laetitia“ vorangegangen sind. Sehr Weise erkannte er, was nun wieder in weiten Diskussionen erörtert und als Wahrheit angepriesen wird, die Verwässerung des Glaubens, die wiederum mit einem völlig falsch verstandenen Gewissens-Begriff begründet wird. Hoeres zeigt auf, woher dieses Denken kommt und wieso es in unserer Gesellschaft wie in der Kirche offenbar widerspruchslos dazu führt, dass Dogmen, Unfehlbarkeit und letztlich die Wahrheit, ja sogar die Barmherzigkeit, hinter einem diffusen Halbwissen verschwinden. Es fehlen mehr und mehr die Kriterien, die uns verhelfen, die Wahrheit zu erkennen. Ganz pragmatisch werden Errungenschaften der Neuzeit als Zeichen Gottes gedeutet und als von ihm geoffenbart verstanden. Aber ist dasjenige wirklich „sinnvoll und wahr“, „was uns hilft ein erfolgreiches Leben zu führen“ fragt Hoeres. Über das, „was sittlich gut und vertretbar ist“, schreibt er, suchen wir die Maßstäbe vergeblich in unseren pragmatischen Lebensantworten. Diese seien an anderer Stelle verortet. Dem geneigten und interessierten Leser möchte ich  dieses „Vermächtnis“ von Professor Walter Hoeres sehr ans Herz legen.


Walter Hoeres
Die verratene Gerechtigkeit
Patrimonium-Verlag 2016
210 Seiten; 14,80 €













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