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Freitag, 22. April 2016

Sankt Georg - für Christus gestorben (23. April)

Sankt Georg ist wohl der „märchenhafte“ Glaubenszeuge schlechthin: ein junger Ritter, der zur Rettung einer Jungfrau in den Kampf mit einem feuerspeienden Drachen zieht, dessen wütendes Schnauben all die anderen Helden in die Flucht geschlagen hat. Seine Geschichte ist so fantastisch und für viele so unglaubwürdig, dass man ihn 1969 aus dem römischen Generalkalender gestrichen, aber wegen der anhaltenden Verehrung zu ihm 1975 seinen liturgischen Feiertag doch wieder eingeführt hat. Die Legenda Aurea erzählt im Mittelalter die Geschichte vom mutigen Drachentöter, der durch seine Tapferkeit zum Vorbild aller Ritter wird. Wenn es nun aber gar keinen feuerspeienden Wurm gegeben hat, dem Georg die Lanze ins Maul hätte rammen können? Gab es dann also auch keinen heiligen Drachentöter? Feiern wir „tumben“ Katholiken also doch einen Märchenprinz, dessen Geschichte man kleinen Kindern vorm Einschlafen erzählt aber doch nicht in einer Predigt?

Weniger bekannt ist, dass die frühe Überlieferung der Kirche, die zum Beispiel Eusebius festgehalten hat, nicht vom Drachen, sondern vom Martyrium des Heiligen am 23. April, wohl im Jahre 303 in Kappadokien, berichtet. Kaiser Diokletian schnaubte gegen die Christen, die er im ganzen Imperium blutig verfolgen ließ. Ist er vielleicht der feuerspeiende Drache, von dem Jahrhunderte später die Legende spricht?

Schon in der Apokalypse des Johannes taucht das Tier auf, das Krieg führt gegen die Jünger Christi. Die Bestie schleicht durch die Jahrhunderte, nur um in immer neuem Schuppenkleid aufzutauchen: Der braune Drache des Dritten Reichs, der rot gepanzerte Wurm des Kommunismus, das schwarze Tier des islamischen Terrors. Sind wir nicht alle von seinem Prankenhieb in Paris oder Brüssel und anderswo erschreckt worden?

Im Kerker der römischen Soldaten, nicht auf freiem Feld, hat Georg gegen den Drachen bekämpft und gesiegt. „Und weil für Christus er gestorben ist“ - so muss es im Ton der Gebrüder Grimm heißen - „lebt er nun ewiglich bei ihm. Der strahlende Ritter, der mit wehender Fahne das feuerspeiende Ungeheuer niederschlägt, entspricht dem Heldenideal Hollywoods, nicht so sehr dem christlichen. 

Tapferkeit bedeutet bei Thomas von Aquin die Bereitschaft sich um eines höheren Gutes verwunden, ja töten zu lassen. „Victor quia victima“: Gregor ist Sieger, weil er zum Opfer wurde. Oder wie Papst Benedikt XVI. einmal so schön sagte: „Das Lamm ist stärker als der Drache!“.

(Florian Kolfhaus, VATICAN-Magazin 4, 2016)


St. Georg mit Drachen, byzant.-slawisch.





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