Nun ist vom Matrizen-Meßbuch zu berichten.
Der Dienst des Sakristans
erstreckte sich nicht nur auf das heuchlerische Abräumen des „Tisches“ bei der
Visitation. Es galt nun, die liturgischen Bücher entsprechend zu „bereiten“.
Bislang war das Missale Romanum in alleiniger Geltung. Sonst fand sich kein
Buch auf dem Altar. Die erste Änderung
kam mit der Einfügung des Namens des hl. Joseph in den römischen Kanon. Wir
bekamen selbstklebende Zettel, die an den Rand des Texte plaziert wurden:
„... et beati Joseph eiusdem Virginus Sponsi...“. Nun war das noch keine
Zerstörung eines Buches. Im nächsten
Schritt wurde nach dem „ Per ipsum“ und bis zum „Pax vobis“ ein
maschinenschriftlicher deutscher Text eingefügt.
1964 war das „Deutsche
Lektionar“ erschienen, Lesung und Evangelium wurden nun in der
Schott-Übersetzung vorgelesen. Das Jahr 1965 stand im Zeichen des Sacramentarium Mimeographicum.
Am 7. März wurde die lateinische Sprache – und somit
das Missale Romanum für überflüssig erklärt.
Außer dem Hochgebet war die
hl. Messe in Deutsch. Man benutzte nun
ein Ringbuch. In dessen Mitte war der
Canon Romanus, ausgeschnitten aus einem wertvollen Missale. Das übrige war
die „Missa Matriza“: die deutschen Texte des Ordinariums blieben im Ringbuch,
das Proprium wurde jeweils vervielfältigt eingeschoben. Als Sakristan hatte man
nun auch noch das „Meßbuch“ zu vervollständigen, war verantwortlich für die
richtige Reihenfolge der Vervielfältigungen und das alles war zu leisten,
obwohl das Konzil kein Wort über die Zerschlagung des Missale gesagt hatte. Man
stand, wissend um das falsche dieses Vorgehens, in einem inneren Zwiespalt.
Ich wußte, daß dies alles gegen „Rom“ vor sich ging,
dann aber wiederum „taten es alle“. Immer deutlicher wurde mir, daß ich unter diesen
Umständen und in diesem Orden nicht mein Leben fristen wollte.
Übrigens hat die ganze Reform, die eher als Deformation
zu bezeichnen ist, nichts an
Priesterberufungen gebracht. In all den Jahren im Internat wurde ein Junge
Novize – gab aber später wieder auf. In der Gymnasiumszeit, die ich erlebte, war
ich der einzige, der später Priester geworden ist.
Ende 1965 erschien dann das Altarmeßbuch
in drei Bänden; nun hatte mindestens die Missa Matriza ein Ende. Die Präfationen waren nun nur noch in deutscher
Sprache zu hören.
1968 folgte dann die Einlage mit drei neuen Hochgebeten
in deutscher Sprache.
Der lateinische Kanon war außer Gebrauch. Die
Umschlaghilfen wurden abgeschnitten, so daß er kaum mehr benutzbar war.
Damals entstand ein großer Streit um die Übersetzung der
Wandlungsworte. Das „pro multis“ war mit „für alle“ übersetzt worden. Die
Patres, auch die Lateinlehrer, machten sich über all das offensichtlich keine
tieferen Gedanken – sie standen ganz auf der Seite der Neuerer. Es gab einen
Pater, der sehr unter diesen liturgischen Experimenten gelitten hat. Er war
aber isoliert und wurde nicht selten auch von den anderen Patres vor den
Schülern lächerlich gemacht.
Man merkte, daß es nicht um
„Riten“ ging, sondern es bildete sich langsam die Krise, die heute noch nicht
ganz überwunden ist.
(Dr. theol. Joseph Overath)
Das "pro Multis" hat ein treuer Priester aus der Nähe meiner Heimatstadt treu mit "für Viele" übersetzt. Täglich.
AntwortenLöschenEr hat es in seiner Pfarrei nicht leicht gehabt. Vor wenigen Jahren hat der seinen 75. Geburtstag gefeiert ...