Ein Buch des früheren Erzbischofs von Dakar und Gründer
des Priesterseminars in Econe und der Priesterbruderschaft St. Pius X., – darf
man es heute noch lesen, darf man es jungen Menschen als Lesestoff empfehlen,
ja darf man von Erzbischof Marcel Lefebvre sprechen?
Das Buch trägt den Untertitel „Ein Darlegung und Verteidigung der päpstlichen Lehrentscheidungen
gegen die modernen Irrtümer“.
Um es vorweg zu sagen: ja, man darf es, man soll es
sogar!
Das Vorwort zu diesem Buch wurde 1994 geschrieben; es umfasst
Reden, Predigten und Artikel über die Situation des Glaubens und der Kirche. Sie
wurden zusammengetragen und als Buch veröffentlicht, mit dem fragenden Titel,
wer denn hier Angeklagter oder Richter sei. Man hätte vielleicht auch einen
anderen Titel wählen können, vielleicht so: Die päpstlichen Lehrentscheidungen
und Enzykliken im Lichte des 2. Vatikanischen Konzils und der nachkonzilianischen
Zeit. Aber sei es drum. Es geht natürlich darum, wie jemand diese damalige Zeit
in der Kirche und viele Jahre davon in vorderster Front, durchstehen konnte,
obgleich er, weil er nicht mit allem einverstanden sein konnte ob seines
Wissens über das Lehramt und die katholische Tradition, mehr und mehr zur
„persona ingrata“ wurde; man könnte auch sagen: zum Angeklagten.
Das Buch beginnt mit einer Erzählung von Erzbischof
Lefebvre, sein Seminar in Econe sei von den französischen Bischöfen als „wildes
Seminar“ bezeichnet worden. Und er erläutert sogleich, dass dies völlig falsch
war. Der Bischof von Fribourg habe „am 1. November 1970 durch eine amtliche
Ermächtigung die Priesterbruderschaft St. Pius X. in seinem Bistum genehmigt“.
Auch Rom stimmte der Gründung zu, als „Kardinal Wright, der Präfekt der
Kongregation für den Klerus, am 18. Februar 1971 ein Belobigungsschreiben“ an
Erzbischof Lefebvre schickte. Bereits in diesen ersten wenigen Zeilen wird
deutlich, dass das Leben dieses Kirchenmannes über viele Jahrzehnte hinweg
vielen Verdächtigungen ausgesetzt war. Somit wird vielleicht verständlicher,
warum die Herausgeber diesen Titel wählten.
Das über 400seitige Buch befasst sich in 12 Kapiteln mit
Enzykliken der Päpste, anderen Lehrschreiben und Dokumenten, die eine bleibende
Gültigkeit besitzen. Denn es ist nicht möglich, das Lehramt von gestern mit dem
Lehramt von heute auszuspielen. Die katholische Lehre besteht ununterbrochen
seit 2000 Jahren und niemand kann etwas davon aufheben.
Junge Menschen, aber auch ältere, die in der Konzilszeit
oder Nachkonzilszeit aufwuchsen, sollten den Mut besitzen das Buch in die Hand
zu nehmen und es studieren. Welche Informationen besitzen sie über diesen
Zeitraum, aus welchen Quellen haben sie ihre heutige Kenntnis erworben? Es ist
zu vermuten, dass sie alle, wie die meisten Katholiken in Deutschland und
anderen deutschsprachigen Ländern, ihr Wissen aus den weit verbreiteten, vom
liberalen Journalisten und Kirchenkreisen geförderten Medien erhalten haben. Vor
allem sind zu nennen die Konzilsschriften von dem Jesuitenpater Mario von
Galli, vor allem aber die aus der Feder des weitaus bekannteren Jesuiten Karl
Rahner hervorgegangenen Schriften, Artikel und Bücher, die wohl kaum nicht in
einem katholischen Haushalt zu finden waren. Und vor allem sind die Gläubigen
durch die Religionslehrer und die Priester selbst beeinflusst und indoktriniert
worden. Gerade die treuen Katholiken haben Jahrzehntelang den Priestern alles
abgenommen, was sie ihnen sagten. „Wir müssen mit der Zeit gehen“, „ihr sollt
mündige Christen sein“, „wir gehen einer großen christlichen Zukunft entgegen“
– so wurde gesprochen.
Erzbischof Marcel
Lefebvre wird von jenen, die sich als katholische Kirche bezeichnen, meist als
derjenige genannt, der unerlaubt Bischöfe geweiht hat und sich damit die
Kirchenstrafe der Exkommunikation zugezogen hat. Freilich darf man Lefebvre nicht
nur mit dieser Sicht betrachten, auch wenn sie der Tatsache entspricht. Denn
die Kirchenstrafe zog er sich alleine aus diesem Grunde zu, nicht aus anderen.
Viele seiner Kritikpunkte sehen andere heute ähnlich oder genauso. Auch
Theologen, Bischöfe und Kardinäle sind heute nicht mehr so blind, dies nicht zu
erkennen. Allerdings: wer hat Lefebvres Mut?
„Wir können ohne Umschweife sagen, dass beim Zweiten
Vatikanischen Konzil der Todeshauch der Revolution geweht hat. [...] Ich sage
sogar, dass der Atem der Revolution gegen die Vergangenheit, gegen alles, was
die Kirche vollbracht hatte, gegen die Tradition physisch zu spüren war. [...]
Die Selbstzerstörung der Kirche, ständige Selbstkritik der Kirche. [...]
Jedesmal, wenn ein Sprecher die Kirche oder einen der Überlieferung treuen
Kardinal lächerlich machten [...] klatschten alle jungen Bischöfe Beifall. Im
Grunde demonstrierten sie gegen die Autorität des Papstes.“
Es war damals den meisten nicht bekannt, dass es auch
noch jene Katholiken gab, die diese Situation schon früh erkannt haben. Doch
deren Sprachrohr war nicht mehr laut genug um es in den normalen Pfarreien zu
hören. Und sie hatten keine medialen Möglichkeiten, ihre Stimme anderweitig
hörbar werden zu lassen. Besonders ist die Kirchenpresse zu nennen, die hier
ein unsägliches Zeugnis abgegeben hat. Kirchliche Presse- und Medienarbeit
haben viel Schuld auf sich geladen.
Umso wichtiger ist es, dass dieses Buch im vergangenen
Jahr 2014 noch einmal aufgelegt worden ist. Natürlich kommt auch der Teufel in
dem Buch vor, der in den Pfarreien keine Rolle spielt. Hier heißt es:
„Natürlich ist der Satan schlau, überragend intelligent. Er versteht sein
Handwerk, er arbeitet bald mit Gewalt, bald mit Tarnung durch ein sehr
menschenfreundliches Äußeres [...]. Viele lassen sich von dieser zweideutigen
Sprache fangen, die dazu bestimmt ist, die schwachen Geister, die nicht
nachdenken, anzuziehen, und sie lassen sich mitreißen. Natürlich sind alle
Menschen frei, alle gleich, alle sind Brüder. Aber hier handelt es sich nicht
um die wahre Freiheit, die wirkliche Gleichheit und die wahre Brüderlichkeit.“
Diejenigen, die nachdenken möchten, lade ich ein das Buch
zu lesen; und jene, die nicht nachdenken wollen, fordere ich dazu auf dieses
Buch zu lesen, damit sie lernen, zu sehen, wie sie manipuliert und bevormundet
werden.
+
Marcel Lefebvre
Angeklagter oder Richter?
Ein Darlegung und Verteidigung der päpstlichen
Lehrentscheidungen
gegen die modernen Irrtümer.
gegen die modernen Irrtümer.
417 Seiten, 19,90 €
Sarto-Verlag
http://www.rainhaddosmartires.blogspot.com.br/
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