Dann wurden die
Kirchenmusiker angegriffen, die sich gegen die falsche Auslegung des Konzils
zur Wehr gesetzt hatten. Mein Onkel war auch gemeint. In einem Vortrag wehrte er
sich: „Wieviele Schwierigkeiten mögen durch solche weder mit dem Konzilstext
noch mit der Sache selbst zu vereinbarenden Kommentare dem Kirchenmusiker und
seinem Chor in den Pfarrgemeinden während der letzten Jahre nach dem Konzil
entstanden sein!“ (14). Und er führte ein
langes Zitat des Dogmatikers Joseph Ratzinger an, der von einer erschreckenden
Verarmung der Liturgie seit dem Konzil sprach. Wir mußten in der Schule auch lernen, die Kirche habe durch das
Vatikanum II. den früheren Triumphalismus abgelegt. Das heutige
Selbstverständnis der Kirche hebe sich wohltuend von dem alten ab (15). Ähnliches wurde auch durch den Holländischen Katechismus propagiert (16), der von vielen Patres als Grundlage der Diskussion angesehen
wurde – Broichweiden liegt nur wenige Kilometer von der niederländischen Grenze
entfernt und die Gedanken drangen schnell in den Konvent.
Wir können hier schließen,
denn 1968 stellt eine Zäsur in der Rezeption des Konzils dar. Die Enzyklika
„Humanae vitae“ und auch das „Credo des Gottesvolkes“ klärten die Fronten.
11 Vgl. meine Ausführungen: Frühe Kritiker Karl
Rahners nach dem Vaticanum II. in: David Berger (Hrsg.): Karl Rahner –
Kritische Annäherungen, Siegburg 2004, 451–477.
12 Alfred Läpple (Hrsg.): Kirchengeschichte in
Längsschnitten. München 1968, 225; Teilhard de Chardin war ebenfalls mit einem
Großporträt (221) vorhanden, die Tradition trat demgegenüber ins zweite Glied
zurück.
13 Konzilskompendium 48.
14 Johannes Overath: Musik im Dienste des
Heiligen, in: Kirchenmusik im Gespräch (= Schriftenreihe des ACV, Bd. 12) Bonn
1976, 106–107.
15 Läpple 125.
16 Vgl. mein: Das Verständnis von
Kirchengeschichte im „Holländischen Katechismus“, in: ders.: Mehr als nur
Jahreszahlen. Von Wert der Kirchengeschichte für die Seelsorge. Abensberg
(Auslieferung über fe-Medien, Kisslegg) 145 ff.
(Dr. theol. Joseph Overath)
Quelle:
Quelle:
THEOLOGISCHES, 35.Jg. Heft
12, Dezember 2005
( = Themenheft 40 Jahre
Zweites Vatikanisches Konzil), Sp. 831-840.
Vielen herzlichen Dank! Ich finde es hochnotwendig, sich mit solchen "Zeitzeugnissen" zu befassen - zumal dann, wenn es sich einmal nicht um Zeugnisse der üblichen Konzilsbegeisterten handelt (wobei diese für uns heute natürlich auch interessant sind, aber davon gibt es Material genug)!
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