Was heute kaum noch
jemand weiß
Marcel-François Lefebvre
war Spiritaner-Missionar in Afrika.
1947 wurde er zum Apostolischen Vikar von Dakar (Senegal) ernannt und zum Bischof geweiht. Danach versah er Dienste als Titularerzbischof und Apostolischer Delegat für Französisch-Afrika. Bis zur Errichtung des Erzbistums Dakar gründete er 62 Bistümer und leitete vier Bischofskonferenzen. 1955 wurde Marcel Lefebvre durch Papst Pius XII. zum ersten Erzbischof von Dakar ernannt, was ihn zu einer der bedeutendsten Persönlichkeiten des christianisierten Afrika machte.
1947 wurde er zum Apostolischen Vikar von Dakar (Senegal) ernannt und zum Bischof geweiht. Danach versah er Dienste als Titularerzbischof und Apostolischer Delegat für Französisch-Afrika. Bis zur Errichtung des Erzbistums Dakar gründete er 62 Bistümer und leitete vier Bischofskonferenzen. 1955 wurde Marcel Lefebvre durch Papst Pius XII. zum ersten Erzbischof von Dakar ernannt, was ihn zu einer der bedeutendsten Persönlichkeiten des christianisierten Afrika machte.
Papst Johannes XXIII.
ernannte ihn zum Päpstlichen Thronassistenten und Anfang 1962 zum Erzbischof
von Tulle in Frankreich. Dieses Amt übte er nur bis Juli 1962 aus, da er zum
Generaloberen der Spiritaner gewählt wurde. Diese Kongregation zählte damals
über 60 Bischöfe. Als solcher nahm er am 2. Vatikanischen Konzil teil, nachdem
ihn Papst Johannes XXIII. schon 1960 zum Mitglied der zentralen
Vorbereitungskommission des Konzils berufen hatte.
Erzbischof Lefebvre leitete also von 1962 – 1968 die
Kongregation der Spiritaner als Generaloberer. Mitten in der Zeit des großen Umbruchs durch das 2. Vatikanische
Konzil. Eines Tages besuchte er in seiner Funktion als Generaloberer die
Niederlassung seiner Gemeinschaft in Broichweiden (Bistum Aachen), wo sie bis
heute eine Schule betreibt.
Heuchlerische Eingriffe
– oder:
Große Aufregung im
Klösterchen: der „Chef“ kommt zur Visitation.
<<Wer Visitationen mitgemacht hat, der weiß auch
von den vorherigen Verbesserungen zu berichten. Das, was der „Chef“ nicht sehen
darf, wird versteckt und nach der Abreise wieder hervorgeholt. Bloß nicht
auffallen!, das war damals in Broichweiden das Motto.
Uns wurde von verschiedenen Patres erzählt, da komme
ein stockkonservativer Bischof. Der Bereich Kirche/Sakristei war auch betroffen
von heuchlerischen Eingriffen in den wirklichen Alltag des Klosters. Am Tag vor
der Ankunft Lefebvres mußte der „Tisch“ weggeräumt werden. Ich erinnere mich
noch ganz genau, daß wir schwer zu schleppen hatten – in der Freizeit! Der
Tisch wurde die enge Sakristeitreppe zum Keller hinuntergezwängt. Hier würde
wohl der „Chef“ nicht visitieren...
Am nächsten Tag dann begann die Visitation. Alle
Schüler kamen zur hl. Messe in die Klosterkirche, alle Patres und Brüder waren
anwesend. Es begann ein „Theaterstück“.
Man hatte die „Bühne“ eigens auf „konservativ“
gestaltet. Wir waren instruiert, wieder die Kommunionbank zu benutzen.
Marcel Lefebvre zelebrierte die hl. Messe mit dem alten Missale Romanum. Er
trug Pontifikalhandschuhe. Der Empfang der hl. Kommunion ging so vor sich: Man
küßte zunächst den Bischofsring, dann wurde die hl. Hostie auf die Zunge
gelegt.
Das war für alle Schüler etwas Neues. Wenn sonst
Missionsbischöfe zu Besuch kamen, dann feierten sie die hl. Messe wie die
Priester. Sie setzten sich zu uns in die Freizeiträume und sprachen mit uns.
Berührungsängste, wie man heute sagt, gab es zwischen Bischöfen und Schülern
nicht. Anders stellte sich der Lefebvre-Besuch dar: Vielleicht auch durch die
Schilderungen der Patres wirkte er fern – und er bemühte sich auch nicht,
diesen Eindruck zu vermeiden.
Als der
„Chef“ wieder weg war, mußte der „Tisch“ wieder aufgebaut werden. Ich war
nach Broichweiden gegangen, weil ich Missionar werden wollte. Aber nach dem Besuch Lefebvres stellte ich fest,
daß ich nicht in einem Orden leben könnte, der ein solches „Stückchen“
aufführte. Letztlich war die moralische Autorität der Patres dahin. Ein
Schüler, der ehrlichen Herzen nach dem geistlichen Beruf strebte, konnte sich
nur von solchen „Vorbildern“ und „Pädagogen“ abwenden. >>
Dr. Joseph Overath
Aus: Theologisches,
12/2005
Marcel Lefebvre als junger Bischof 1947 |
Marcel Lefebvre mit Papst Pius XII. |
Marcel Lefebvre mit Papst Johannes XXIII. |
Erzbischof Marcel Lefebvre zur Zeit des Konzils, Mitte 60er Jahre |
Was für eine unglaubliche Episode. Danke für diesen Beitrag!
AntwortenLöschenDer Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.
LöschenSehr interessanter Artikel, vielen Dank! Eine Geschichte, wie sie sich vielleicht in vielen einst blühenden Missionsorden abgespielt hat.
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