O heilige und keusche Liebe,
o süße und liebliche Empfindung, o reine und geläuterte Absicht des Willens!
Umso reiner und geläuterter, als keine Mischung unseres Eigenwillens darin
weilt, umso lieblicher und süßer, als alles in göttliches Gefühl übergeht! Von
solchem Gefühl durchdrungen sein heißt vergöttlicht werden. Wie ein
Wassertröpfchen, in Wein versenkt, beinahe ganz aufgelöst scheint und Geschmack
und Farbe des Weins annimmt, wie ferner das glühende und feurige Eisen ganz
ähnlich wird dem Feuer und seine frühere Form verlässt, und wie die vom
Sonnenlicht ganz durchstrahlte Luft in dieselbe Klarheit überzugehen scheint,
dass sie nicht sowohl erleuchtet, denn vielmehr das Licht selbst zu sein
scheint, also wird auch auf unaussprechliche Weise der menschliche Wille in den
Seligen aufgelöst und ganz in den Willen Gottes verwandelt werden. Denn wie
würde sonst Gott alles in allem sein, wenn im Menschen noch etwas vom Menschen
übrig bleibt? Es wird zwar das Wesen bleiben; aber in anderer Gestalt, in
anderer Herrlichkeit und in anderer Kraft.
Dann berauscht er seine
Geliebtesten, dann tränkt er sie aus den Strömen seiner Wonnen. Daher jene
Sättigung ohne Ekel, daher jenes unersättliche Verlangen ohne Unruhe, daher
jenes ewige und unerklärbare Verlangen, welches keinen Mangel kennt, daher
endlich jene nüchterne Berauschung, welche sich mit Wahrheit, nicht mit Wein
sättigt, welche nicht von Wein trieft, sondern von Gott glüht. Dort wird Gott
aufs Höchste und nur wegen sich selbst geliebt, da wir auch uns selbst nur
wegen Seiner lieben, auf dass Er selbst die Belohnung derjenigen sei, die ihn
lieben, die ewige Belohnung jener, die ihn ewiglich lieben.
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