Seiten dieses Blogs

Montag, 7. September 2015

EUdSSR und Gender (4)

Der Mensch der Zukunft wurde in Bild und Text von Künstlern, Schriftstellern und Architekten entworfen. „Alexandra Kollontai propagierte eine dem Neuen Menschen gemäße Neue Moral, die die Beziehungen zwischen Frauen und Männern auf eine neue Grundlage stellen und zur vollständigen Emanzipation der Frau beitragen sollte."  Als erste Frau im Petersburger Sowjet unter Lenin nahm sie sich aktiv der Frauenrechtsfrage an und kämpfte für die Auflösung der „bürgerlich-dekadenten Institution" Ehe. Als Volkskommissarin für Volkswohlfahrt und Theoretikerin des bolschewistischen Feminismus proklamierte sie die freie Liebe, legalisierte Scheidung und Abtreibung. Ebenso wurde der Homosexuellenparagraph gelockert sowie die sexuelle Aufklärung der Kinder und Jugendlichen gefordert. Der Staat übernahm die Erziehung der Kinder, während die Frauen in der Produktion beschäftigt wurden.

Dieses Programm klingt für uns irgendwie bekannt. Es steht heute im 21. Jahrhundert in der europäischen Union (im Volksmund EUdSSR genannt) auf der politischen Agenda und wird rücksichtslos und mit Vehemenz im Rahmen der Gender-Ideologie durchgezogen. Daher ist es verständlich, dass die politische Klasse in der UNO und der EU die Folgen der sexuellen Revolution in der damaligen sowjetischen Gesellschaft verschweigt. Es ist bekannt, dass die moralischen Exzesse, verursacht durch den staatlich gelenkten Hedonismus, die Gesellschaft in der Sowjetunion in ein solches Chaos gestürzt hat, dass die traditionellen Sexual- und Ehenormen nach einer kurzen Experimentierphase wieder eingeführt werden mussten. Selbst Lenin kam zur Einsicht, dass die geschlechtliche Zügellosigkeit letzten Endes die Gesundheit der Gesellschaft zerstöre. Doch diese Revision, die damals in der Sowjetunion stattfand, ist kein Thema in den politischen Debatten in Brüssel und Washington.

Heute sind Diskussionen über den ökonomisch-sozialen Zustand der untergegangenen Sowjetunion, vor allem über den Archipel Gulag, gefährlich. Die Faschismuskeule fällt auf jeden nieder, der es wagt, auf die 100 Millionen ermordeter Menschen hinzuweisen. Diese Toten zählen nicht, auch nicht die zerstörten Seelen. Vergangenheitsbewältigung ist bis jetzt ausschließlich auf den Nationalsozialismus beschränkt.

(Inge M. Thürkauf. „Lieber Kommunist als katholisch" oder Marxismus light. „Theologisches“ 07/08, 2015)


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen