Sei auf der Hut und halte
deinen Willen von jeder ungeordneten Neigung möglichst frei und unabhängig,
damit du einer derartigen Täuschung nicht zum Opfer fällst.
Begegnet dir irgendeine
Sache, so prüfe sie reiflich und besonnen und ohne Voreingenommenheit mit dem
Verstande, bevor du dich, je nachdem sie in deinen natürlichen Neigungen
Widerwillen oder Vorliebe erweckt, für oder gegen sie beeinflussen und bestimmen
lässt.
Auf diese Weise wird der
Verstand von keiner Leidenschaft verblendet und umgarnt.
Er bleibt unabhängig und
ungetrübt, und so vermag er stets das Wahre zu erkennen und sowohl das Böse,
das sich hinter einer trügerischen Lust verbirgt, wie auch das Gute, das unter
dem Schein des Bösen verdeckt ist, zu entdecken.
Lorenzo Scupoli
(1530-1610) war Priester im Orden der Theatiner. Im achten Jahr seines
Priestertums wurde er degradiert und lebte fortan als Laienbruder in seiner
Gemeinschaft.
Alle Zitate aus: Lorenzo
Scupoli, Der geistliche Kampf.
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