Im alten Rom fand der heutige Hauptgottesdienst in der
Kirche ,Zum heiligen Kreuz' (Santa Croce in Gerusalemme) statt, die seit den
Tagen der hl. Helena als ‚römisches Jerusalem' gilt. So ist es verständlich,
warum heute mehrmals von Sion (= Jerusalem) die Rede ist. Der Introitus ist der
adventliche Ruf eines Herolds, der genau das verkündet, worauf das Volk seit
Jahrhunderten gewartet hat:„Siehe, der Herr wird kommen!" Diese freudige Botschaft möge hineinklingen in alle
Herzen und bis in die tiefsten Kerker! In solch einem Kerker sitzt der hl.
Johannes der Täufer, gefangen beim tiefstgelegenen Ort der Erde, in der Festung
Machärus, nahe dem Toten Meer. Er steht stellvertretend für die gefallene
Menschheit und verkörpert all jene, die „in Finsternis und in Todesschatten
sitzen" (Lk 1, 79). Auf diesem Hintergrund erhält seine Frage ihr volles
Gewicht: „Bist Du es, der da kommen soll?" (Ev.) In seiner Antwort bestätigt Jesus, was Johannes selbst
bereits am Jordan verkündet hat. Er weist auf die Erfüllung dessen hin, was
geschrieben steht (vgl. Is 35, 5-7), damit auch wir „durch die Geduld und den
Trost der Schriften Hoffnung haben" (Ep.). – Blind, lahm, aussätzig, taub, tot und arm: dies ist
nichts anderes als eine Umschreibung der Menschheit nach dem Sündenfall.
Genauso ist die Not des Menschen in seiner ganzen leib-seelischen Existenz. Wer
das wahrnimmt, muss erkennen, dass nur EINER diese Heils-Not wenden kann und
dass uns darum der Heiland wirklich ,heils-not-wendig' ist. Deshalb rufen wir: „Zeige uns, Herr, Deine Barmherzigkeit und schenke uns
Dein Heil!" (Off.) – Der Sinn des Advents ist es, dass unsere Herzen
aufgerüttelt und geläutert werden (Or.), damit wir bereit sind für die große
Begegnung mit dem Herrn!
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