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Mittwoch, 13. August 2014

Abgründe der menschlichen Natur bei den 'Alten Meistern' und die heutige Realität


Der bekannte Kunsthistoriker Prof. Dr. Peter Stephan hat sich gestern im Zusammenhang mit den fürchterlichen Ereignissen im Irak zu Wort gemeldet und auf seiner facebook-Seite Stellung genommen. Er schreibt unter der Überschrift „Die Wahrheit der Bilder“:

„Die Werke der 'Alten Meister', die wir meist nur wegen ihrer künstlerischen Qualität bestaunen, vermögen etwas, was die moderne Kunst nur noch in den seltensten Fällen leistet: Sie zeigt die Größe, aber auch die Abgründe der menschlichen Natur in ihrer ganzen Bandbreite. Damit trägt sie weit mehr zur Aufklärung bei, als all jene 'Künstler' bzw. 'Kunstmacher', die nur provozieren wollen oder die sich in die Abstraktion geflüchtet haben. Oder die sich darin gefallen, religiöse Bildmotive zu persiflieren - wobei sie das Leid und den Schrecken, den diese Motive authentisch dokumentieren, geflissentlich ignorieren. Eine narzisstische, feige Selbstbezüglichkeit, die sich als erbärmlich entlarvt, aber in eine Zeit passt, die vor den Schrecken und Bosheit der Welt die Augen verschließt.“

„Erschreckend ist aber auch die heutige Ausbildung der Kunsthistoriker. Wir sind darauf konditioniert worden, die Bilder nach Stil, Kolorit und Epoche zu beurteilen. Der theologisch-geistige Gehalt interessiert allenfalls, sofern er Aufschluss über den Bildinhalt oder die Interessen des Auftraggebers gibt. Durch ihre Musealisierung sind diese Bilder letztlich neutralisiert, ja entmachtet worden. Ihre Stelle als mahnende Zeugen haben die Fotografien eingenommen. Aber auf die damaligen Betrachter müssen der Bethlehemitische Kindermord von Giotto, die Enthauptung Johannes des Täufers von Caravaggio oder das Martyrium des heiligen Serapion von Zurbaran genauso schockierend gewirkt haben, wie auf uns die Fotos aus Auschwitz oder die Videos aus Syrien und dem Irak.


Es wird Zeit, dass wir die eigentliche Dimension der Kunst wiederentdecken. Dass wir den alten Bildern ihre Sprache zurückgeben, uns von ihnen berühren lassen und uns dem stellen, was sie und die Bilder von heute uns zu sagen haben. Und dass wir den auf ihnen dargestellten Opfern aller Zeiten Ehre erweisen und dem Bösen, wo und wie es uns auch begegnet, entschlossen und mutig entgegentreten - in der Gewissheit, dass - allem Geschrei Seiner Feinde zum Trotz - Christus der Herr und der Sieger der Geschichte ist.“

Professor Stephan hat vier Kollagen eingefügt, mit denen er die aktuellen Geschehnisse mit Ausschnitten aus Werken der 'Alten Meister' verbindet.





Danach fährt der Kunsthistoriker, der sich auch bei sonstigen Recherchen mit der Darstellung und medialen Inszenierung von Gewalt befasst hat, beinahe resignierend fort:

„Es gibt noch viel Schlimmeres, das man nicht einmal als Foto zeigen kann. Wenn man es gesehen hat, verfolgt es einen für den Rest des Lebens. Und mir ist eines völlig klar geworden: Was uns die Maler vergangener Zeiten mitgeteilt haben, sind nicht einfach nur fromme Erzählungen, die wir aufgrund ihrer künstlerischen Umsetzung in den Museen als 'Meisterwerke' bestaunen dürfen. Es sind zeitlose Dokumentationen dessen, wozu Bosheit und wahnhafte Verblendung fähig sind. Sie zeigen die menschliche Natur in all ihren Abgründen, die sich unter der dünnen Decke der Zivilisation verbergen. Und es zeigt, was Benedikt XVI. immer wieder gesagt hat, nicht zuletzt in seiner Regensburger Rede: Religion ohne Vernunft pervertiert zum pathologischen Fanatismus.“

Link:  
Prof. Dr. Peter Stephan


 


2 Kommentare:

  1. Großartig und erschütternd ! Danke !

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  2. Ebenfalls danke dafür. Spricht mir aus der Seele, hab es nämlich nie verstanden wie man vor den Bildern der alten Meister stehen kann und gebildet vor sich hinschwallen kann. Hatte jedoch schon immer den Verdacht, dass man damit sich einen Schutzschirm vor der Botschaft der Bilder errichtet.

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