Dieser Vers steht in der Regel Benedikts in der Reihe der „Instrumente
der guten Werke“. Manchmal wurde er so gedeutet, dass das Lob Gottes in
Form des Chorgebetes im Vordergrund stehe; als ob es nur für Ordensleute gelte.
Doch bedeutet dieses Wort nicht auch und ausdrücklich: Christus gebührt der
erste Platz, er muss der Mittepunkt des eigenen Lebens sein, das Zentrum
unseres Denkens, Wollens und Wirkens? „Die Liebe Christi leben“ heißt aber
nicht, dass es ein Leben im freudigen Überschwang ist. Christi Liebe ist der
Weg des Leidens, der Schmerzen und der Einsamkeit. Wie könnte ein Leben in
seiner Liebe, der wir nichts vorziehen sollen, etwas anderes sein?
Kardinal Joseph Ratzinger sprach
am 1. April 2005, dem Vorabend des Todes von Papst Johannes Paul II., in
Subiaco dieses Wort:
„Was wir aber in dieser Stunde vor allem brauchen,
sind Menschen, die durch einen erleuchteten und gelebten Glauben Gott-glaub-würdig-machen in dieser
Welt. [...] Wir brauchen Menschen wie Benedikt von Nursia, der in einer Zeit
der Auflösung und des Untergangs bis in
die äußerste Einsamkeit hinabgestiegen ist und nach allen Reinigungen, die
er durchlitten hatte, ans Licht treten, wieder hinaufsteigen und in
Montecassino die Stadt auf dem Berg gründen konnte, die durch alle Untergänge
hindurch die Kräfte sammelte, aus denen sich eine neue Welt bildete. So ist er
wie Abraham Vater vieler Völker geworden.“
Niemand konnte ahnen, was wenige
Tage darauf geschehen sollte. Der neue Papst, Benedikt XVI., stieg selbst noch
tiefer in diese Einsamkeit hinab.
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