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Mittwoch, 18. September 2013

„Der Liebe zu Christus nichts vorziehen”

Die Regel des heiligen Benedikt wird im Verlauf eines Jahres den Mönchen und Nonnen, die nach dieser Regel leben (Benediktiner, Zisterzienser, Trappisten u. a.) dreimal jährlich vorgelesen. Am 18. Januar, am 19. Mai und am 18. September wird Vers 21 aus dem 4. Kapitel: „Nihil amori Christi praeponere“ – „Der Liebe zu Christus soll nichts vorgezogen werden“ vorgetragen. 


„Nihil amori Christi praeponere“
„Der Liebe zu Christus soll nichts vorgezogen werden“

Dieser Vers steht in der Regel Benedikts in der Reihe der „Instrumente der guten Werke“. Manchmal wurde er so gedeutet, dass das Lob Gottes in Form des Chorgebetes im Vordergrund stehe; als ob es nur für Ordensleute gelte. Doch bedeutet dieses Wort nicht auch und ausdrücklich: Christus gebührt der erste Platz, er muss der Mittepunkt des eigenen Lebens sein, das Zentrum unseres Denkens, Wollens und Wirkens? „Die Liebe Christi leben“ heißt aber nicht, dass es ein Leben im freudigen Überschwang ist. Christi Liebe ist der Weg des Leidens, der Schmerzen und der Einsamkeit. Wie könnte ein Leben in seiner Liebe, der wir nichts vorziehen sollen, etwas anderes sein?

Kardinal Joseph Ratzinger sprach am 1. April 2005, dem Vorabend des Todes von Papst Johannes Paul II., in Subiaco dieses Wort:

„Was wir aber in dieser Stunde vor allem brauchen, sind Menschen, die durch einen erleuchteten und gelebten Glauben Gott-glaub-würdig-machen in dieser Welt. [...] Wir brauchen Menschen wie Benedikt von Nursia, der in einer Zeit der Auflösung und des Untergangs bis in die äußerste Einsamkeit hinabgestiegen ist und nach allen Reinigungen, die er durchlitten hatte, ans Licht treten, wieder hinaufsteigen und in Montecassino die Stadt auf dem Berg gründen konnte, die durch alle Untergänge hindurch die Kräfte sammelte, aus denen sich eine neue Welt bildete. So ist er wie Abraham Vater vieler Völker geworden.“

Niemand konnte ahnen, was wenige Tage darauf geschehen sollte. Der neue Papst, Benedikt XVI., stieg selbst noch tiefer in diese Einsamkeit hinab.


Joseph Kardinal Ratzinger (Reuters2004)


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