Botschaft von Gottes Güte
lateinisch - deutsch Band
1: Buch 1 & 2
Autor: Gertrud von Helfta
Lateinischer
Originaltitel: Legatus divinae pietatis
Hardcover Format 22,6 x
15,2 cm, 287Seiten
Be&Be-Verlag:
Heiligenkreuz 2014,
ISBN: 978-3-902694-57-7
Preis: 27,90 Euro
http://www.klosterladen-heiligenkreuz.at/botschaft-von-gottes-gute.html
Das mir zur Besprechung
vorliegende Buch der Äbtissin des Zisterzienserinnenklosters
Mariastern-Gwiggen, Maria Hildegard Brem, hat mit „Gertrud von Helfta.
Botschaft von Gottes Güte“ für das wichtigste Werk der heiligen Gertrud einen
anderen Titel gewählt als denjenigen, der über mehr als hundert Jahre hinweg
üblich war. Diese Schrift unserer Heiligen, das in Latein abgefasste Werk
„Legatus“, wurde bisher mit „Gesandter der göttlichen Liebe“ in deutscher
Sprache übersetzt und bekannt. Was hat die Zisterzienseräbtissin also bewogen,
einen anderen Titel zu wählen als jenen, der seit 1876 in unsere Muttersprache
eingeführt ist? Wollte sie etwa einen
„Aufbruch zu neuer Gottesrede“ wagen, wie Siegfried Ringler sein im Jahre 2008 im
Grünewald-Verlag erschienenes Buch über die Mystik der Gertrud von Helfta nannte? Mitnichten. In ihrer Einleitung geht
sie darauf ein.
Mit ihrer Neuübersetzung
will sie „den Lesern die übergroße Güte Gottes nahebringen“. Der Leser soll mit
Gertruds Texten zu Christus geführt werden, durch Begegnung, Freundschaft und
Liebe mit ihm. Gerade der heutige Mensch soll, das ist das Hauptanliegen der
Herausgeberin, sozusagen an der Hand der Heiligen, einen Weg ins eigene Innere und zur
Begegnung mit Gott erschlossen werden. Denn Gertrud war ein ganz
„normaler“ junger Mensch, ohne besondere Verdienste und Frömmigkeit. Sie wurde von
Gott gerufen und sie wurde von ihm geführt. Jeder, der sich auf Gott und
Gertruds Texte einlässt kann sich in ihnen selbst erkennen und vielleicht auch die
Schritte mit der Heiligen mitzugehen versuchen, so, wie sie geführt wurde, sich
selbst führen zu lassen.
In ihrer geistlichen
Hinführung schreibt Äbtissin Hildegard Brem, indem sie auch den Herausgeber der
kritischen lateinisch-französischen Ausgabe der Sources Chrétiennes zitiert,
dass es ein Missverständnis sei, wenn Biografen und Moralisten es nicht
unterließen, von Übertreibungen (im Leben vieler Heiliger) zu sprechen. Es gehe
nicht darum, sich einem Vollkommenheitsideal gegenüberzustellen, das es mit
aller Anstrengung zu erreichen gelte. Die Armseligkeit des Menschen liege ja
nicht auf der Ebene von Tugend und Absicht, denn viel „tiefer und absoluter“
sei „die Armseligkeit seines Daseins“ und zwar in der „lebendigen Gegenwart des
göttlichen Daseins“. Somit wird das eigene Leben nur im Lichte der Begegnung
mit Gott deutlich und verständlich. Wie schwierig dieser Weg ist, wissen jene,
die sich auf denselben begeben haben. Aber der Beginn des Weges mit Gott, um
den es hier ja geht, sichert noch nicht auch sofort das Ankommen.
Schwierigkeiten mancher Art werden vielleicht wie abstürzende Steine, Felsen
oder gar Gerölllawinen den Weg versperren. Auch Gertrud war unzufrieden mit
sich selbst, wenn sie nicht mehr weiter wußte. Doch nie verlor sie ihren Mut.
„Ihre Grenzen veranlassen sie nicht, sich immer mehr in sich zu verschließen,
sondern sich immer weiter für Gott zu öffnen, dessen Erbarmen sie braucht.“
Dieses Wort kann die Gottsuchenden anspornen, sich auch auf diesen Weg der
Erfahrung Gottes einzulassen. Dazu sind jedoch schonungslose Aufrichtigkeit und
selbstkritische Überlegungen absolute Notwendigkeit.
Die Herausgeberin des
Buches versucht mit ihrer Neuübersetzung eine Sprache zu finden, die heutigen
Menschen verständlich ist. Gertrud und manch anderen Heiligen jener vergangenen
Jahrhunderte, die ihr Erleben und Fühlen in einer Sprache abbildeten, die sich
etwa auch vieler Begriffe aus dem Geschmacksinn bedienten, um ihr inneres
Empfinden auszudrücken, werden vielleicht nicht mehr recht verstanden. Äbtissin
Hildegard Brem wählt neue Sprachmöglichkeiten aus. Dabei ist es, für den des
Lateinischen kundigen, möglich, ihre Übersetzungen zu prüfen, um noch näher an
den geistlichen Inhalt des von Gertrud gemeinten heranzukommen. Der lateinische
Text ist jeweils der deutschen Übersetzung gegenübergestellt, so dass ein
Vergleich leicht möglich ist.
Jenen, die geübt sind im
Lesen mittelalterlicher aszetischer und mystischer Texte, mögen bedauern, dass
ihnen hier die gewohnte Sprache abhanden gekommen ist. Äbtissin Hildegard Brem
hat aber versucht in ihrer Übersetzung, die im Text „verborgenen Erfahrungen
mit anderen Worten“ zu umschreiben. Das ist ihr auch weitgehend gelungen. Doch
kann man auch fragen, warum sie von „ganzheitlicher Spiritualität“ spricht. Sind
nicht „Ganzheitlichkeit“ und „Spiritualität“ heute nicht vielbenutztes Modeworte,
die auch in psychologischer und esoterischer Literatur Verwendung finden?
Könnte z. B. für Spiritualität nicht das alte, aber doch alles aussagende Wort „Frömmigkeit“,
die eine scheinbar verlorene Kunst ist, nicht besser benutzt werden? Man kann
der Herausgeberin zu gute halten, dass „Frömmigkeit“ für moderne Menschen ein doch
eher „verstaubter Begriff“ ist, der manchmal selbst den an geistlichen und
religiösen Texten interessierten Leser abschrecken mag. Viel „moderner“ klingt
da doch der Begriff „Spiritualität“. Nicht alle vermeintlichen Hürden auf dem
Weg zu Gott mit der Erfahrung von Geborgensein, Freude und Geliebtsein
beseitigt werden. Ist des Christen Weg nicht auch ein Kreuzweg? Gibt es nicht
doch auch Sünde, Schuld und Tod? Gott ist auch der Strenge und der Gerechte, er
ist der Richter. In Gertruds Texten wird, wer sich darauf einlässt, mit Gottes Gnade einen großen Gewinn für sein
Leben erzielen können. So ist dem Buch eine weite Verbreitung zu wünschen.
Dem ersten Band der
Botschaft von Gottes Güte, der die ersten beiden Bücher von Gertruds „Legatus“
umfasst, möge bald auch Band 2, der ihre übrigen Bücher beinhalten wird,
folgen. Der Verlag möge dazu prüfen, ob nicht die jeweiligen Seiten, die die
deutsche Übersetzung beinhalten, der besseren Lesbarkeit halber in einem etwas
kräftigeren oder größeren Druck erscheinen können.
Die Seite "Buchbesprechungen" wurde aktualisiert!
Sehr geehrter Herr jos.m.betle!
AntwortenLöschenWelche Übersetzung würden Sie als "Alte-Messe-Molch" bevorzugen?
Mit freundlichem Dank
Eugenie Roth
Ihre Frage ist gut, Frau Eugenie Roth. Ehrlich gesagt bevorzuge ich weiterhin die alte Übersetzung "Gesandter der göttlichen Liebe". Deswegen, weil mir diese Sprache geläufig ist und gewohnt. Natürlich hat das auch mit der Alten Messe zu tun, denn Zitate aus dem "Gesandten", die die Liturgie betreffen, finden sich ebendort. Dennoch ist die neue Übertragung nicht schlecht. Sie richtig sich zuforderst an solche Menschen, die Gertrud noch nicht kennen und gerne einmal eine mystische Schrift aus dem Mittelalter lesen wollen. Außerdem steht der deutschen Übersetzung der Zisterzienseräbtissin Hildegard aus Mariastern der lateinische Text dabei. Der wiederum ist für wissenschaftliches Arbeiten unerläßlich. Bald soll der 2. Band erscheinen, auf den ich mich freue.
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