Der
italienische Bischof hat vor zwei Jahren in klarer Sprache und mit aller Deutlichkeit
ausgesprochen, wie ein Bischof seine Aufgabe anzupacken hat und wie er
Verantwortung übernehmen soll. In Deutschland suchen wir solch einen Hirten
bisher vergeblich.
U.
a. wird Bischof Mario Oliveri vorgeworfen, sich zu sehr um den überlieferten
katholischen Ritus gekümmert zu haben und um die Ordensgemeinschaft der
„Franziskaner der Immaculata“, die er in sein Bistum holte, die aber inzwischen
von Rom aus abkommandiert wurden.
+++
Mons.
Mario Oliveri schrieb am 1. Januar 2012 an die Priester und Diakone seiner
Diözese:
Meine
lieben Söhne,
mit
großer Bitterkeit muss ich feststellen, dass viele unter euch im Geist und im
Herzen eine falsche Haltung gegenüber „Summorum Pontificum" eingenommen
haben. Mit diesem Motu proprio hat Papst Benedikt XVI. den Gläubigen die
Möglichkeit der Feier der heiligen Messe „in der außerordentlichen Form" -
gemäß dem vom seligen Johannes XXIII. im Jahr 1962 promulgierten Missale -
gegeben.
Während
der „Drei Tage des Klerus" im September 2007 habe ich bestimmt und
deutlich angezeigt, welches der Wert und der wahre Sinn des Motu proprio ist,
wie man es interpretieren und wie man es aufnehmen muss, nämlich mit einem
offenen Geist für den lehramtlichen Inhalt des Dokumentes, mit einem bereiten
Willen und einem überzeugten Gehorsam. Der Stellungnahme eures Bischofs fehlt
es nicht an voller Autorität und sie steht in Übereinstimmung mit einem
feierlichen Akt des Obersten Hirten. Die Stellungnahme eures Bischofs basierte
auf der Vernunft der theologischen Argumentation über die Natur der Göttlichen
Liturgie, deren übernatürlichen Gehalte unveränderlich sind. Und sie gründet in
ihren praktischen und konkreten Anweisungen auf dem guten kirchlichen Geist.
Die
negativen Reaktionen auf das Motu proprio und auf die theologischen und
praktischen Hinweise des Bischofs haben fast immer emotionalen Charakter. Sie
sind diktiert durch eine oberflächliche theologische Begründung. Es ist eine
eher arme und kurzsichtige „theologische" Vision, die weder teil hat noch
sich an die wahre Natur der Dinge anschließt. Eine Anschauungsweise, die sich
nicht auf den Glauben und das sakramentale Wirken der Kirche bezieht, die sich
nicht aus der immergültigen Tradition der Kirche speist und die eher die
Aspekte - oder zumindest die unvollständigen Aspekte – am Rand der Frage
betrachtet. Nicht ohne Grund habe ich auf der erwähnten Klerusversammlung den
Ausführungshinweisen und den sie leitenden Prinzipien eine lehrmäßige Darlegung
der „unveränderlichen Natur der Liturgie" vorausgeschickt.
Mir
ist zu Ohren gekommen, dass es in einigen Gebieten des Bistums und von Seiten
verschiedener Priester und Pfarrer zu einer Verspottung der Gläubigen gekommen
ist, die sich ihrer Möglichkeit, ja ihres Rechtes, bedienen wollten, um die
Feier der heiligen Messe in der außerordentlichen Form zu erhalten.
Gleichzeitig
gab es Ausdrücke der Verachtung, ja der Feindseligkeit gegenüber der Haltung
von priesterlichen Mitbrüdern, die disponiert sind, diesen Bitten zu
entsprechen.
Man
hat sich auch in einer wenig friedlichen und überlegten Weise (wohlüberlegt
kann es nicht gewesen sein) widersetzt, eine Feier der heiligen Messe "in
der außerordentlichen Form" in einer bestimmten Kirche oder zu einer
bestimmten Uhrzeit anzuzeigen. Ich verlange, dass eine solche Haltung, die
nicht mit der kirchlichen Gemeinschaft oder der Disziplin der Kirche
übereinstimmt, aufgegeben wird. Wichtigen Akten des Lehramtes oder des
Leitungsamtes der Kirche ist ein wirklicher Gehorsam geschuldet.
Ich
bin überzeugt, dass mein Aufruf von Euch im Geist kindlichen Respekts und
Gehorsams aufgenommen wird.
Ich
beziehe mich immer noch auf meine Beiträge auf der genannten
Klerikerversammlung von 2007, wenn ich auf die gebotene Anwendung der von eurem
Bischof gegebenen Hinweise dränge. Es geht um den guten Willen in Bezug auf den
Raum der Kirche, den man nicht ohne Grund „Presbyterium" nennt.
Die
Hinweise für die Wiederherstellung der Ordnung in den Presbyterien und die
Aufstellung des Altares finden Sie im erwähnten Band „Die göttliche
Liturgie", [ … ]. Diese Hinweise, obwohl vier Jahre alt, sind noch nicht
überall und von allen umgesetzt worden. Es waren und sind wohlüberlegte
Hinweise, die gegründet sind auf den guten Prinzipien und Kriterien der
allgemeinen liturgischen und kirchlichen Ordnung.
Ich
habe den Priestern, und vor allen den Pfarrern, Zeit gelassen, sich mit ihren
Pfarrgemeinderäten und Kirchenvorständen zu beraten und, wenn sie es für nötig
hielten, für eine liturgische Katechese der Gläubigen.
Wer
meinte, die von mir gegebenen Hinweise aus Gründen der Opportunität oder der
Schwierigkeit der Umsetzung zurückhalten zu müssen, hätte diese Probleme leicht
mit dem Bischof besprechen können, um - mit offenem Herzen für die vom Bischof
dargelegten Gründe - eine möglichst homogene Umsetzung in allen Kirchen der
Diözese zu ermöglichen. Diese Hinweise widersprechen sicher nicht den Normen
und dem „Geist" der Liturgiereform, die im Konzil ihren Ausgangspunkt fand
und nach dem Konzil ihre Ausführung erlangte. Wenn jemand begründete Zweifel
gehabt hätte, hätte er sie mit ehrlichem Herzen, mit der Offenheit der klaren
Darlegung und mit einem zum Gehorsam gewendeten Willen ausdrücken können.
Dadurch hätte der Geist größere Klarheit erlangt.
Ich
schätze, dass jetzt ausreichend Zeit des Wartens und der Toleranz verstrichen
ist. Alle müssen jetzt an die Ausführung der von mir gegebenen Anordnungen
gehen.
Bis
Ostern müssen alle Presbyterien wiederhergestellt sein oder es muss dort, wo
die Wiederherstellung einige Schwierigkeiten in der Ausführung erfährt,
zumindest mit dem Studium der beschlossenen Wiederherstellung begonnen worden
sein.
Es
versteht sich von selbst, dass die Nichtanwendung der Hinweise in dem
angegebenen Zeitmaß als ausdrücklicher Ungehorsam angesehen werden muss. Aber
ich habe Vertrauen und Hoffnung, dass dies nicht geschehen wird.
Es
bereitet mir nicht wenig Schmerz, dass ich diesen Brief habe schreiben müssen.
Ich möchte Euch versichern, dass er als ungeschrieben anzusehen ist, wenn er
gute Aufnahme und einen positiven Ausgang zeigt.
Dieses
Schreiben möge meinem Wunsch Ausdruck verleihen, dass unsere kirchliche
Gemeinschaft belebt und gestärkt werde in unserem gemeinsamen Wollen, unseren
Dienst in einer erneuerten Treue gegenüber Christus und seiner Kirche
auszuüben.
Von
Euch erbitte ich schließlich viele Gebete für mich und meinen apostolischen
Dienst und ich segne euch mit ganzem Herzen.
+
+ +
Mons.
Mario Oliveri (geb. 1944 in Ligurien) ist nicht irgendeiner der vielen
italienischen Bischöfe, vielmehr einer der profiliertesten Bischöfe Italiens.
Er wurde 1968 zum Priester geweiht. Anschließend trat er in den diplomatischen
Dienst des Heiligen Stuhls; er wirkte u.a. in Dakar im Senegal, aber auch an
den großen Nuntiaturen in Paris, London und Rom.
Mario
Olivieri diente keinem geringeren als Kardinal Benelli (+1982 als Erzbischof
von Florenz), dem progressiven Vertreter des Kardinalskollegiums (von ihm stammt das Wort von der „Konzilskirche")
diente er als Sekretär. 1990 wurde der promovierte Kirchenrechtler Bischof von
Albenga-Imperia in Ligurien, das im Süden an die französische Riviera grenzt.
Er gilt als „konservativster Bischof Italiens“.
Er
hat Direktiven erlassen, die den Hochaltar (Ostung) wieder zu Ehren bringt und
die alte Liturgie zum normalen Bestandteil des pfarrlichen Lebens machte. Doch
dagegen gab es Widerstände nicht nur seiner bischöflichen Mitbrüder sondern
auch aus dem Klerus.
Mons. Mario Oliveri |
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