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Dienstag, 7. Oktober 2014

Zum Rosenkranzfest - Warum verehren wir Maria?

Warum verehren wir die Muttergottes so glühend?

1. Wir verehren Maria, 
weil sie die Mutter Gottes und unsere Mutter ist.
2. Wir verehren Maria, 
weil sie von allen Heiligen am meisten ausgezeichnet ist.
3. Wir verehren Maria, 
weil sie mit ihrer Fürbitte bei Gott am meisten vermag.


Der erste Grund für unsere Verehrung, für unsere Hochverehrung Mariens ist, weil sie die Mutter Gottes und unsere Mutter ist. Dass Maria die Mutter Gottes ist, steht schon in der Heiligen Schrift. „Woher wird mir die Ehre zuteil“, sagt Elisabeth, „dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?“ Ja, wer ist denn ihr Herr? Ihr Herr ist Gott. Also hat schon die Heilige Schrift Maria als Mutter Gottes bezeichnet. Es wurde das dann in jahrhundertelanger Verehrung immer mehr erkannt und abschließend ausgedrückt durch das Konzil von Ephesus im Jahre 431, das Maria von Amtes wegen den Titel Theotokos, Gottesgebärerin, gab. Maria ist die Mutter Gottes, weil sie den geboren hat, der Gott und Mensch zugleich ist. Sie hat Jesus von Nazareth geboren, aber dieser Jesus von Nazareth ist in Personalunion mit dem Logos vereinigt. Deswegen trägt Maria zu Recht den Namen Gottesmutter.

Maria ist aber auch unsere Mutter. Christus selbst hat sie uns zur Mutter gegeben. Am Kreuze sprach er zu seinem Jünger Johannes: „Siehe da, deine Mutter!“ Johannes vertrat die ganze Menschheit, er vertrat auch unsere Stelle. Er hat an unserer Statt die Widmung Mariens als unsere Mutter entgegengenommen. „Siehe da, deine Mutter!“ So spricht Gott zu einem jeden Christen. „Siehe da, deine Mutter!“ Wir verehren Maria, weil sie unsere Mutter ist. Sie ist die neue Eva. Die erste Eva hat Unheil über das Menschengeschlecht gebracht durch ihren Ungehorsam. Die zweite Eva bringt Heil über das Menschengeschlecht durch ihren Gehorsam. Maria ist die Gottesmutter und unsere Mutter, und deswegen verehren wir sie wie keine andere Heilige.

Maria wird auch deswegen verehrt, weil sie von allen Heiligen am meisten ausgezeichnet worden ist, und zwar in vierfacher Weise. Einmal wurde sie ausgezeichnet, weil sie die Mutter Gottes sein durfte. Ja, das ist ja ihre grundlegende Auszeichnung, dass sie die Mutter dessen ist, den wir als Gott und Herrn verehren. Deswegen wird ihre Verehrung schon in der Heiligen Schrift bezeugt. Gott selbst ist ein Marienverehrer, denn er läßt seinen Boten sagen: „Du bist voll der Gnade; du bist gebenedeit unter den Frauen.“ Gott selbst verehrt Maria. Elisabeth fügt dieser Verehrung eine neue Note hinzu: „Selig bist du, weil du geglaubt hast.“ Und Maria wußte es, dass sie deswegen selig ist. „Selig werden mich preisen alle Geschlechter.“ Weil sie also zur Mutter Gottes erwählt wurde, deswegen wird sie von uns verehrt. Wenn Gott aber ein Geschöpf erwählt, dann macht er es auch für die Aufgabe, die er ihm zudenkt, geeignet. Und eben das hat Gott getan. Er hat die selige Pforte, die er dem Worte bereitet hat, geheiligt von Anfang an. Alle anderen Menschen kommen mit der Erbsünde auf die Welt, Maria allein wurde ohne Erbsünde empfangen. Vom ersten Augenblick ihres Daseins ist sie von der Erbsünde nun nicht befreit, sondern bewahrt worden. Sie ist auch erlöst, gewiß, aber sie ist die Vorerlöste. Wir sind Erlöste, nachdem wir uns die Erbsünde zugezogen haben; Maria wurde erlöst, indem sie vor der Erbsünde bewahrt blieb. Deswegen bekennen wir sie in der Lauretanischen Litanei als die unversehrte Jungfrau. Sie wurde nicht durch den Biß der Schlange versehrt wie wir, und weil sie nicht die Erbsünde und die erbsündige Verfangenheit in sich trug, deswegen hat sie auch keine Sünde begangen. Sie ist die Sündlose. Sie war vollkommen an Tugenden, und sie strahlt im Tugendkleide, und deswegen bekennen wir sie in der Litanei als die unbefleckte Jungfrau. Wir haben zahllose Flecken auf unserer Seele - unsere Schuld, unsere übergroße Schuld. Maria ist unbefleckt, weil ohne Schuld. Wir verehren Maria also deswegen, weil sie das ausgezeichnete Werkzeug Gottes war.

Daraus ergibt sich dann eine weitere Folgerung. Wer nämlich vorerlöst ist, der soll auch ganz erlöst sein, und ganz erlöst ist man eben nur, wenn man nach dem Tode nicht nur mit der Seele zu Gott kommt, sondern auch mit dem Leibe. Maria ist mit Leib und Seele in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen worden. Sie ist die Vollerlöste, weil sie die Vorerlöste war. Und daraus ergibt sich dann wieder, dass sie im Himmel einen einzigartigen Rang, die erste Stelle hat. Sie ist die Königin des Himmels. Sie ist die Königin der Propheten, die Königin der Apostel, die Königin der Martyrer, die Königin der Bekenner, die Königin der Jungfrauen, die Königin aller Heiligen. „Himmelskönigin“, so singen wir ihr zu, so rufen wir ihr zu, so jubeln wir ihr zu. Sie ist die Königin des Himmels. Deswegen also verehren wir sie, weil sie so ausgezeichnet worden ist wie kein anderes Geschöpf.

Wir verehren sie aber auch deswegen, weil sie am meisten mit ihrer Fürbitte bei Gott vermag. Schon auf Erden hat sie durch ihre Fürbitte bei Jesus manches vermocht; wir denken an die Hochzeit zu Kana. In der Himmelsherrlichkeit setzt sie ihre fürbittende Tätigkeit fort. „Ohne Zweifel“, sagt der heilige Bernhard, „wird ein solcher Sohn einer solchen Mutter nichts versagen.“ Er, der glühende Marienverehrer Bernhard von Clairvaux. „Ohne Zweifel wird ein solcher Sohn einer solchen Mutter nichts versagen.“ Wenn überhaupt etwas von Gott gewährt werden kann, dann gewiß durch die Fürbitte Mariens. Deswegen nennen wir sie die mächtige Jungfrau. Ja, die Heiligen sprechen in ihrer überschwenglichen Verehrung von der Allmacht auf Knien. Wahrhaftig, wenn Gott überhaupt etwas gewährt, dann sicher durch die Hand und auf die Fürbitte seiner heiligen Mutter. Und so hat auch die Christenheit ihr immer wieder die herrlichen Namen gegeben, die ihre Erhörungsgewißheit ausdrücken. „Du Heil der Kranken.“

O, wie viele Kranke haben ihre Zuflucht zu ihr genommen und sind in ihrer Krankheit in irgendeiner Weise durch sie aufgerichtet worden! Nicht jeder, der nach Lourdes fuhr, wurde geheilt; aber ein jeder, der in rechter Gesinnung an diesen Ort gefahren ist, wurde getröstet. „Du Zuflucht der Sünder“, so bekennen wir sie. Wahrhaftig, wer in Sünde gefallen ist, der geht zu dieser Mutter der Barmherzigkeit. Er weiß, sie ist die milde Königin, sie hat Verständnis für ihre Erdenkinder, auch für die Schuldbeladenen.

Wahrhaftig, wer Trost braucht, der soll zu Maria gehen. Und sie ist auch die Hilfe der Christen. Die Christenheit hat immer in ihren Nöten Maria angerufen und um ihre Fürsprache gefleht. Als Rudolf von Habsburg seinen Kampf gegen Ottokar von Böhmen führte, da sangen seine Soldaten in der entscheidenden Schlacht im Jahre 1278: „Maria, laß uns nicht verderben!“ Und als die Türken vor Wien standen im Jahre 1683, da betete die ganze Christenheit den Rosenkranz, und am 12. September 1683 wurde die große Entscheidungsschlacht geschlagen, die die Türken zurückwarf.

Wer Maria anruft,
darf auf Heil in der Ewigkeit
und auf Tugend in der Gegenwart rechnen.

(aus: Georg May, Über die Verehrung Mariens, Der Fels 2,2000)

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