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Dienstag, 9. Februar 2016

Quadragesima - Aus der Geschichte der Quadragesima

Der Keim der hl. Fastenzeit liegt in dem Heilandswort: „Es werden Tage kommen, da ihnen der Bräutigam entrissen wird; dann werden sie fasten“ (Matth. 9, 15). 
In der hl. Wehmut und glaubensinniger Trauer fastete man schon im 2. Jahrhundert aufs strengste am Karfreitag und Karsamstag; viele genossen damals an diesen beiden Tagen nichts an Speise und Trank. 
Im 3. Jahrhundert hatte sich die Übung des Fastens auf die Werktage der ganzen Karwoche ausgedehnt, aber mit unterschiedlicher Strenge. 
Kaum hundert Jahre später, am Ende der Martyrerzeit, nach Eintritt des Friedens für die Kirche unter Konstantin († 337), war das Osterfasten auf 36 Tage angewachsen. 
Wohl zuerst in der Mutterkirche von Rom wurde bald nach Gregor d. Gr. († 604) die Zahl auf 40 erhöht und mit dem Aschermittwoch begonnen.

So wurde das Osterfasten zugleich eine lebendige Erinnerung an das 40tägige Wüstenfasten des Heilandes. Der uralte lateinische Name Quadragesima für diesen Zeitraum des gottesdienstlichen Jahres besagt zunächst nur: „Vierzigster Tag“, nämlich vor Ostern, der einst den Anfang des Osterfastens bestimmte; mittelbar bezeichnet aber das Wort auch die ganze Fastenzeit.

Einen besondern Charakter hatte in alter Zeit das Fasten für die Katechumenen; es war für sie ein Hauptmittel zur Vorbereitung auf die Taufe, die den Eingang bildet zum christlichen Entsagungsleben. 
Auch für die öffentlichen Büßer war das Fasten ein eigentliches, pflichtschuldiges Bußfasten.

Gottesdienstliche Gebräuche der hl. Fastenzeit

Die besondern Gebräuche der Meßfeier während der hl. Fastenzeit sind dem Bußgeist der Kirche entsprungen. Sie geben der mit Christus büßenden und sühnenden hl. Kirche auch nach außen das Gepräge der Büßerin. Das Alleluja wird nie gebetet, selbst nicht an den höchsten Heiligenfesten, die das Gloria in excelsis jubeln; die Stelle des Alleluja wird an bestimmten Tagen mit dem Tractusgesang ausgefüllt.

Am Montag, Mittwoch und Freitag wird der Schlußteil dieses markigen Bußliedes kniend gesungen: diese Doppelkniebeugung, die im Gottesdienst der Fasten oft vorkommt, ist nach alter Anschauung gerade in der großen Bußzeit des liturgischen Jahres eine Erinnerung an das geistige Zusammenbrechen durch den Fall in die Sünde.

Am Schluß der Wochentagsmessen wird vor dem Segen ein besonderes Gebet eingeschaltet: Oratio super populum – „Gebet über das Volk“, ursprünglich wohl ein Segensgebet; die Gläubigen beten es nicht bloß kniend mit, sondern es ergeht dabei noch eigens die Aufforderung zur Verneigung des Hauptes. So erscheint diese Oratio als ausgeprägtes Bußgebet.

Die Orgel schweigt. Die Zeitfarbe ist das ernststimmende Violett. Der Schmuck des Altars – des Sinnbildes Christi –, des Chores und der Kirche ist vereinfacht. Die Leviten (Diakon und Subdiakon) tragen beim Hochamt nicht die Feiergewänder der Dalmatik und Tunicella, sondern einfache, vorn eingeschlagene Meßgewänder. So werden Auge, Ohr und Gefühl mit in das große Fasten hineinbezogen. Nur am vierten Fastensonntag, an Lätare, tritt unvermittelt eine kurze Unterbrechung ein: es ist ein erquickendes Vorausschimmern der Osterfreude.

Ist die Quadragesima auch noch so ernst, so ist sie doch nicht dumpf und trübe. Die fortschreitende geistige Läuterung, eine Frucht unsrer Fastenübungen, bringt Freude in unser Herz – sie führt uns ja immer näher zu Gott, dem Urgrund aller Freude. Auch ist der Gebetsgottesdienst der Fastenzeit reich an tiefhaltigen Orationen, belehrenden und tröstenden Lesungen, ergreifenden Gesängen wie keine andere Zeit des kirchlichen Jahres und mehrt so seinerseits die Freude in unsrem Herzen.



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