In der hl. Wehmut und glaubensinniger Trauer fastete man schon im 2. Jahrhundert aufs strengste am Karfreitag und Karsamstag; viele genossen damals an diesen beiden Tagen nichts an Speise und Trank.
Im 3. Jahrhundert hatte sich die Übung des Fastens auf die Werktage der ganzen Karwoche ausgedehnt, aber mit unterschiedlicher Strenge.
Kaum hundert Jahre später, am Ende der Martyrerzeit, nach Eintritt des Friedens für die Kirche unter Konstantin († 337), war das Osterfasten auf 36 Tage angewachsen.
Wohl zuerst in der Mutterkirche von Rom wurde bald nach Gregor d. Gr. († 604) die Zahl auf 40 erhöht und mit dem Aschermittwoch begonnen.
So wurde das Osterfasten zugleich eine lebendige Erinnerung
an das 40tägige Wüstenfasten des Heilandes. Der uralte lateinische Name
Quadragesima für diesen Zeitraum des gottesdienstlichen Jahres besagt zunächst
nur: „Vierzigster Tag“, nämlich vor Ostern, der einst den Anfang des
Osterfastens bestimmte; mittelbar bezeichnet aber das Wort auch die ganze
Fastenzeit.
Einen besondern Charakter hatte in alter Zeit das Fasten für
die Katechumenen; es war für sie ein Hauptmittel zur Vorbereitung auf die
Taufe, die den Eingang bildet zum christlichen Entsagungsleben.
Auch für die öffentlichen Büßer war das Fasten ein eigentliches, pflichtschuldiges Bußfasten.
Auch für die öffentlichen Büßer war das Fasten ein eigentliches, pflichtschuldiges Bußfasten.
Gottesdienstliche Gebräuche der hl. Fastenzeit
Die besondern Gebräuche der Meßfeier während der hl.
Fastenzeit sind dem Bußgeist der Kirche entsprungen. Sie geben der mit Christus
büßenden und sühnenden hl. Kirche auch nach außen das Gepräge der Büßerin. Das
Alleluja wird nie gebetet, selbst nicht an den höchsten Heiligenfesten, die das
Gloria in excelsis jubeln; die Stelle des Alleluja wird an bestimmten Tagen mit
dem Tractusgesang ausgefüllt.
Am Montag, Mittwoch und Freitag wird der Schlußteil dieses
markigen Bußliedes kniend gesungen: diese Doppelkniebeugung, die im
Gottesdienst der Fasten oft vorkommt, ist nach alter Anschauung gerade in der
großen Bußzeit des liturgischen Jahres eine Erinnerung an das geistige
Zusammenbrechen durch den Fall in die Sünde.
Am Schluß der Wochentagsmessen wird vor dem Segen ein
besonderes Gebet eingeschaltet: Oratio super populum – „Gebet über das Volk“,
ursprünglich wohl ein Segensgebet; die Gläubigen beten es nicht bloß kniend
mit, sondern es ergeht dabei noch eigens die Aufforderung zur Verneigung des
Hauptes. So erscheint diese Oratio als ausgeprägtes Bußgebet.
Die Orgel schweigt. Die Zeitfarbe ist das ernststimmende
Violett. Der Schmuck des Altars – des Sinnbildes Christi –, des Chores und der
Kirche ist vereinfacht. Die Leviten (Diakon und Subdiakon) tragen beim Hochamt
nicht die Feiergewänder der Dalmatik und Tunicella, sondern einfache, vorn
eingeschlagene Meßgewänder. So werden Auge, Ohr und Gefühl mit in das große
Fasten hineinbezogen. Nur am vierten Fastensonntag, an Lätare, tritt
unvermittelt eine kurze Unterbrechung ein: es ist ein erquickendes
Vorausschimmern der Osterfreude.
Ist die Quadragesima auch noch so ernst, so ist sie doch
nicht dumpf und trübe. Die fortschreitende geistige Läuterung, eine Frucht
unsrer Fastenübungen, bringt Freude in unser Herz – sie führt uns ja immer
näher zu Gott, dem Urgrund aller Freude. Auch ist der Gebetsgottesdienst der
Fastenzeit reich an tiefhaltigen Orationen, belehrenden und tröstenden
Lesungen, ergreifenden Gesängen wie keine andere Zeit des kirchlichen Jahres
und mehrt so seinerseits die Freude in unsrem Herzen.
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