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Mittwoch, 3. Februar 2016

„Die Lage der Kirche ist erschreckend“.

Antonio Socci, Rektor der Journalistenschule der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt RAI an der Universität Perugia, legte mit „La profezia finale“ (Die letzte Prophezeiung. Brief an Papst Franziskus über die Kirche in Kriegszeit) sein neues Buch vor.

Das Buch ist ein langer „Brief“ von einem „Sohn der Kirche“ an das katholische Kirchenoberhaupt, das er als „Vater“ anspricht. Socci nahm seiner Papst-Kritik die gewagte Spitze, hält aber an dieser fest: direkt, wortgewaltig und pointiert wie zuvor.

Er erinnert Papst Franziskus daran, sich nicht nur „Heiliger Vater“ nennen zu lassen, sondern sich auch „wie ein Vater“ benehmen zu sollen. Franziskus solle „weniger Twitter beobachten und weniger auf die Anzahl der Follower und der medialen Schmeichler achten, die in Hülle und Fülle Santa Marta umkreisen, jederzeit bereit sich à la Leonardo Di Caprio samt Ringkuß zu verneigen und immer in der ersten Reihe, wenn es darum geht, jede Geste und jeden Seufzer zu bejubeln“.

Stattdessen solle Franziskus „sich mehr darauf besinnen, was die Gottesmutter, Don Giussani, Don Tantardini, die Selige Emmerich und auch Don Bosco prophezeit haben: daß die Posaunen der Apokalypse wie noch nie ankündigen, daß das Ende der Welt nahe ist und die Dämonen zum Rhythmus der Tangeros auf der Peterskuppel tanzen (Leo XIII. hatte sie Ende des 19. Jahrhunderts während einer Messe gesehen und war entsetzt).“

Bald drei Jahre nach dem Konklave erkennt auch Antonio Socci Franziskus als gültig gewählten und daher rechtmäßigen Papst an. Socci gibt seine Argumentation rund um Unregelmäßigkeiten bei der Papst-Wahl auf. Unregelmäßigkeiten, die von keinem Konklave-Teilnehmer beanstandet und von keinem Kirchenrechtler aufgegriffen wurden. Kritik an Franziskus bleibt aufrecht, denn „die Lage der Kirche ist erschreckend“

„Socci ist ein ehrlicher Katholik“, so der Vatikanist Matteo Matzuzzi von der Tageszeitung Il Foglio. Er nehme seinen Glauben und seine Zugehörigkeit zur katholischen Kirche ernst. Er hinterfrage und ringe mit sich selbst, weil das Gewissen es so von ihm verlange.

„Diese Ehrlichkeit stellt er gerade damit unter Beweis, daß er den Mut hat, sich selbst zu korrigieren, aber gleichzeitig an seiner Kritik am Pontifikat von Papst Franziskus festzuhalten.“ Die Frage der Gültigkeit der Papst-Wahl sei vom Tisch. „Die geringe Sympathie für den regierenden Papst“ trage Socci aber weiterhin wie ein Banner vor sich her. „Nicht weil er will, sondern weil er muß“, denn, so Socci:  „Die Lage der Kirche ist erschreckend“.

Socci richtet die Frage direkt an Papst Franziskus: „Wenn heute alle Feinde der Katholizität Sie anhimmeln als den, der die Kirche der modernen Welt angleicht, muß dann nicht etwas an Ihrer Botschaft nicht stimmen? Haben Sie sich das nie gefragt?“

Socci zitiert das Lehramt der Päpste bis Benedikt XVI. samt einer Konzilslücke, und er zitiert vor allem Fatima und die Geheimnisse rund um die Erscheinungen der vergangenen anderthalb Jahrhunderte. „Die Kirche ihrem Auftrag zum Widerstand (und zum Zeugnis) gegen die Lüge und das Böse zu entziehen, bedeutet auf dem ‚banal grande‘ zu segeln [Wortspiel zum Canal Grande in Venedig] und schrankenlos dem ‚Mysterium der Bosheit‘ die Herrschaft zu überlassen“, so Socci.

Laut Matzuzzi „verklemmt“ sich Soccis Kritik jedoch gerade dort, wo es um das Böse geht, denn keiner der jüngsten Päpste, spreche häufiger über den Teufel und das Böse als Jorge Mario Bergoglio. Zufall? Argentinisches Erbe?

Es besteht kaum Aussicht, daß Antonio Soccis Buch in deutscher Übersetzung erscheint. Seine Form der Papst-Kritik bleibt an den Alpen stehen. Allerdings klopft sie mit Nachdruck an die Türen des Vatikans.

Ob Socci nun aus der Quarantäne kirchlicher Hierarchen und katholischer Organisationen entlassen wird, muß sich erst zeigen. In Italien ist das zumindest wahrscheinlicher, als es das im deutschen Sprachraum wäre. Socci ist eine kräftige Stimme, deren Verdienst es ist, den „Bergoglio-(D)Effekt“ offenzulegen. Dazu gehören vor allem die „falschen Freunde“ des Papstes. Socci dokumentierte es bereits Anfang 2014 anhand der kirchenfeindlichen Radikalen Partei Italiens von Marco Panella und der ehemaligen EU-Kommissarin Emma Bonino. Die Radikalen sind die Abtreibung-, Scheidungs-, Euthanasie-, Homo- und Gender-Partei schlechthin. Die Ablehnung und Bekämpfung der Katholischen Kirche ist ihr prägendes Merkmal. Unter Johannes Paul II. standen Pannella und Bonino auf dem Petersplatz und schrien: „Wojtyla go home.“ Unter Benedikt XVI.: „No Taliban, No Vatican“. Unter Franziskus stehen sie dort und rufen: „Viva il Papa. Wir Radikale lieben dich“.

Socci stellt in seinem neuen Buch mehrfach die Frage an Franziskus, ob er sich noch nie gefragt habe, warum dem so ist.


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