Das Buch ist ein langer „Brief“ von einem „Sohn der Kirche“
an das katholische Kirchenoberhaupt, das er als „Vater“ anspricht. Socci nahm
seiner Papst-Kritik die gewagte Spitze, hält aber an dieser fest: direkt,
wortgewaltig und pointiert wie zuvor.
Er erinnert Papst Franziskus daran, sich nicht nur „Heiliger
Vater“ nennen zu lassen, sondern sich auch „wie ein Vater“ benehmen zu sollen.
Franziskus solle „weniger Twitter beobachten und weniger auf die Anzahl der
Follower und der medialen Schmeichler achten, die in Hülle und Fülle Santa
Marta umkreisen, jederzeit bereit sich à la Leonardo Di Caprio samt Ringkuß zu
verneigen und immer in der ersten Reihe, wenn es darum geht, jede Geste und
jeden Seufzer zu bejubeln“.
Stattdessen solle Franziskus „sich mehr darauf besinnen, was
die Gottesmutter, Don Giussani, Don Tantardini, die Selige Emmerich und auch
Don Bosco prophezeit haben: daß die Posaunen der Apokalypse wie noch nie
ankündigen, daß das Ende der Welt nahe ist und die Dämonen zum Rhythmus der
Tangeros auf der Peterskuppel tanzen (Leo XIII. hatte sie Ende des 19.
Jahrhunderts während einer Messe gesehen und war entsetzt).“
Bald drei Jahre nach dem Konklave erkennt auch Antonio Socci
Franziskus als gültig gewählten und daher rechtmäßigen Papst an. Socci gibt
seine Argumentation rund um Unregelmäßigkeiten bei der Papst-Wahl auf.
Unregelmäßigkeiten, die von keinem Konklave-Teilnehmer beanstandet und von keinem
Kirchenrechtler aufgegriffen wurden. Kritik an Franziskus bleibt aufrecht, denn
„die Lage der Kirche ist erschreckend“
„Socci ist ein ehrlicher Katholik“, so der Vatikanist Matteo
Matzuzzi von der Tageszeitung Il Foglio. Er nehme seinen Glauben und seine
Zugehörigkeit zur katholischen Kirche ernst. Er hinterfrage und ringe mit sich
selbst, weil das Gewissen es so von ihm verlange.
„Diese Ehrlichkeit stellt er gerade damit unter Beweis, daß
er den Mut hat, sich selbst zu korrigieren, aber gleichzeitig an seiner Kritik
am Pontifikat von Papst Franziskus festzuhalten.“ Die Frage der Gültigkeit der
Papst-Wahl sei vom Tisch. „Die geringe Sympathie für den regierenden Papst“
trage Socci aber weiterhin wie ein Banner vor sich her. „Nicht weil er will,
sondern weil er muß“, denn, so Socci:
„Die Lage der Kirche ist erschreckend“.
Socci richtet die Frage direkt an Papst Franziskus: „Wenn
heute alle Feinde der Katholizität Sie anhimmeln als den, der die Kirche der
modernen Welt angleicht, muß dann nicht etwas an Ihrer Botschaft nicht stimmen?
Haben Sie sich das nie gefragt?“
Socci zitiert das Lehramt der Päpste bis Benedikt XVI. samt
einer Konzilslücke, und er zitiert vor allem Fatima und die Geheimnisse rund um
die Erscheinungen der vergangenen anderthalb Jahrhunderte. „Die Kirche ihrem
Auftrag zum Widerstand (und zum Zeugnis) gegen die Lüge und das Böse zu
entziehen, bedeutet auf dem ‚banal grande‘ zu segeln [Wortspiel zum Canal
Grande in Venedig] und schrankenlos dem ‚Mysterium der Bosheit‘ die Herrschaft
zu überlassen“, so Socci.
Laut Matzuzzi „verklemmt“ sich Soccis Kritik jedoch gerade
dort, wo es um das Böse geht, denn keiner der jüngsten Päpste, spreche häufiger
über den Teufel und das Böse als Jorge Mario Bergoglio. Zufall? Argentinisches
Erbe?
Es besteht kaum Aussicht, daß Antonio Soccis Buch in
deutscher Übersetzung erscheint. Seine Form der Papst-Kritik bleibt an den
Alpen stehen. Allerdings klopft sie mit Nachdruck an die Türen des Vatikans.
Ob Socci nun aus der Quarantäne kirchlicher Hierarchen und
katholischer Organisationen entlassen wird, muß sich erst zeigen. In Italien
ist das zumindest wahrscheinlicher, als es das im deutschen Sprachraum wäre.
Socci ist eine kräftige Stimme, deren Verdienst es ist, den
„Bergoglio-(D)Effekt“ offenzulegen. Dazu gehören vor allem die „falschen Freunde“
des Papstes. Socci dokumentierte es bereits Anfang 2014 anhand der
kirchenfeindlichen Radikalen Partei Italiens von Marco Panella und der
ehemaligen EU-Kommissarin Emma Bonino. Die Radikalen sind die Abtreibung-,
Scheidungs-, Euthanasie-, Homo- und Gender-Partei schlechthin. Die Ablehnung
und Bekämpfung der Katholischen Kirche ist ihr prägendes Merkmal. Unter
Johannes Paul II. standen Pannella und Bonino auf dem Petersplatz und schrien:
„Wojtyla go home.“ Unter Benedikt XVI.: „No Taliban, No Vatican“. Unter
Franziskus stehen sie dort und rufen: „Viva il Papa. Wir Radikale lieben dich“.
Socci stellt in seinem neuen Buch mehrfach die Frage an
Franziskus, ob er sich noch nie gefragt habe, warum dem so ist.
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