Wo ist Christus, der König? - Im Himmel ohne Zweifel.
Dorthin also, o Soldat Christi (2 Tim 2,3), führt dein Weg.
Vergiss jede irdische Erquickung. Kein Soldat baut sich ein Haus, noch auch
erwirbt er Äcker oder verstrickt sich in gewinnbringende Handelsgeschäfte jeder
Art. „Keiner, der im Kriegsdienst steht, verwickelt sich in die Angelegenheiten
dieses Daseins, damit er dem gefalle, der ihn in Dienst genommen hat“ (2 Tim
2,4). Der Soldat wird vom König ernährt. Er braucht sich nicht um seine Nahrung
zu kümmern, noch auch soll er sich beschäftigen damit. Auf königlichen Befehl
wird ihm überall ein Haus geöffnet bei des Königs Untertanen. Deshalb braucht
er sich keine Sorgen zu machen um seine Unterkunft. Sein Zelt steht auf ebenem
Boden und seine Nahrung ist ausreichend, er hat Wasser zum Trinken und Schlaf,
soviel wie die Natur verlangt. Doch der Märsche und Nachtwachen sind viele. Er
muss ausharren in Hitze und Frost. Es erwarten ihn Kämpfe gegen Feinde.
Gefahren bis zum Äußersten. Oftmals gar der Tod, wenn es sein soll, doch ein
ruhmvoller Tod, mit königlichen Ehren und Gaben. Ein Leben, das mühsam ist im
Krieg, doch strahlend im Frieden. Die Tapferkeitsmedaille und Krone dessen, der
gut und löblich gekämpft hat, ist, dass er ausgestattet wird mit Autorität und
Freund des Königs genannt wird, in Seiner Nähe sein darf, Freundschaftserweise
empfängt von Ihm sowie Ehrungen aus Seiner Hand, bei den Untertanen des Königs
als Vorsteher fungiert und Fürbitte einlegt beim König für Seine auswärtigen
Freunde in jeder Sache, die sie begehren.
Komm mithin, Soldat Christi, und richte vermittels dieser
kurzen Beispiele aus dem menschlichen Bereich den Blick auf die ewigen Güter.
Setze vor dich ein Leben ohne Haus, ohne Heimat, ohne
Besitz. Sei ungehindert, gelöst von allen irdischen Sorgen. Lass dich nicht
binden durch das Verlangen nach einer Frau oder die Sorge um ein Kind. Denn
solches ist ausgeschlossen im göttlichen Kriegsdienst. „Die Waffen unseres
Kampfes sind nicht fleischlicher Art, sondern mächtig durch Gott“ (2 Kor 10,4).
Die körperliche Natur besiegt dich nicht, noch auch zwingt sie dich, wenn du es
nicht willst. Sie macht dich nicht zu einem gebundenen Wesen statt einem
freien. Wünsche nicht, Söhne auf Erden zu hinterlassen, sondern geistige Söhne empor
zuführen zum Himmel. Begehre nicht fleischliche Vermählung, sondern verlange
nach der geistigen, damit du Seelen führen, und im Geiste Söhne zeugen kannst.
Ahme den himmlischen Bräutigam nach.
Wirf die Aufstände der unsichtbaren Feinde nieder. Bekämpfe
die Gewalten und Mächte (Eph 6,12), indem du sie zuerst aus deiner eigenen
Seele vertreibst, damit sie keinen Anteil haben in dir, und danach aus denen,
die Zuflucht suchen bei dir und sich auf dich stützen als Führer und
Verteidiger, und behüte diese durch dein Wort. Vertreibe die Gedanken, die sich
auflehnen gegen den Glauben an Christus. Bekämpfe durch das Wort des rechten
Glaubens den gottlosen und tückischen Gedanken. „Wir reißen böse Gedanken
nieder und alles Hochfahrende, das sich erhebt gegen die Erkenntnis Gottes“ (2
Kor 10,5). Vor allem aber vertraue auf den starken Arm des großen Königs, Der
die Widersacher allein schon durch Sein Erscheinen in Schrecken versetzt und in
die Flucht treibt.
Will Er aber, dass du gut wirst durch Gefahren, und Sein
Heer gegen das des Feindes in Bewegung setzt, dann lass dich durch keine Mühsal
besiegen in deiner Bereitschaft zum Kampf, durch keine Gefahr erschüttern in
deiner Seele, sondern zieh bereitwillig von Land zu Land, von Meer zu Meer,
denn „wenn sie euch verfolgen,“ sagt Er, „dann geht von einer Stadt in eine
andere“ (Mt 10,23).
Und wenn man dich auch vor Gerichte lädt und du vor
Machthabern erscheinen musst, wenn das Volk sich auflehnt wider dich und der
schreckliche Blick des Henkers dich trifft, wenn man hart mit dir redet und
Folterinstrumente ausbreitet vor dir, wenn du gefoltert wirst und kämpfst bis
zum Tod - lass dich durch all das nicht abbringen vom Glauben, sondern halte
dir Christus vor Augen, Der all das erträgt für dich, und erkenne, dass du um
Christi willen durch all das gehen musst, und so wirst du siegen. Denn Sieger
ist der König, Dem du folgst, und Er will, dass du Anteil erhältst an Seinem
Sieg. Solltest du auch sterben, wird dies keineswegs eine Niederlage sein,
sondern ein noch vollkommenerer Sieg, da du in dir die Wahrheit unverändert
bewahrt und sie mit Freimut unerschütterlich bekannt hast bis ans Ende.
Und vom Tod wirst du hinübergehen ins ewige Leben, von der
Unehre bei den Menschen in die Ehre bei Gott und von der Drangsal und den
Qualen dieser Welt in die endlose Erquickung bei den Engeln.
Die Erde nahm dich nicht an als ihren Bürger, doch der Himmel
nimmt dich an. Die Welt verfolgte dich, doch die Engel werden dich umfangen und
hinauftragen in Christi Gegenwart. ‚Freund‘ wird man dich dort nennen, und du
wirst die geliebte und ersehnte Stimme hören, die zu dir sagt:
„Wohl getan, du guter und treuer Knecht (Mt 25,21), du
tapferer Soldat, Nachahmer des Gebieters, Diener des Königs, Ich will dir
vergelten mit Meinen Gaben. Von nun an höre Ich auf deine Worte, so wie du auf
Meine hörtest.“
Du wirst um die Rettung der noch in der Drangsal ringenden
Brüder bitten und vom König für jene, die teilhaben am Glauben und eingeweiht
sind in die Heilige Liebe, einen Anteil erwirken an den himmlischen Gütern. Du
wirst eintreten in den ewigen Reigen und bekränzt inmitten der Engel, über die
Schöpfung herrschen unter dem König, selig tanzend in Ewigkeit den Reigen der
Seligkeit.
Will Er dich aber nach deinen Kämpfen weiter in der Welt
belassen, damit du zusätzliche Kämpfe mancher Art erbringst und viele rettest
vor den sichtbaren und unsichtbaren Feinden, dann wird dein Ruhm groß sein auch
auf Erden, und du wirst in Ehren stehen bei den Freunden, da sie in dir einen
guten Beschützer, Helfer und Fürsprecher finden. Jene werden dich schätzen als
tapferen Soldaten. Sie werden dich ehren als edlen und unerschrockenen Mann.
Sie werden dich begrüßen und freudig aufnehmen wie einen Engel Gottes, wie der
Apostel Paulus sagt, wie Christus Selbst (Gal 4,14).
Solches und anderes dergleichen sind mithin die Sinnbilder
des göttlichen Kriegsdienstes.
Doch unsere Rede richtet sich nicht nur an Männer, kämpft
doch auch das weibliche Geschlecht an der Seite Christi, auserwählt seiner
seelischen Mannhaftigkeit wegen und nicht abgewiesen wegen seiner körperlichen
Schwäche. Viele Frauen nämlich zeigten, dass sie den Männern keineswegs
nachstanden in der Tugend. Es gibt auch solche, die sich als grösser erwiesen
als sie. Zu diesen letzteren gehören jene, welche die Ränge der Jungfrauen
füllen. Zu ihnen auch gehören diejenigen, die den Kampf des Bekenntnisses des Glaubens
führten und glänzen durch ihren Sieg im Martyrium. Dem Herrn Selbst, als Er
unter den Menschen weilte, folgten nicht nur Männer, sondern auch Frauen, und
Er vollzog Sein Heilswerk unter Mitwirkung beider Geschlechter.
Jener herrlichen Dinge, die bereitliegen für diejenigen, die
im Kriegsdienst Christi kämpfen, möchten doch auch die Väter von Söhnen und die
Mütter von Töchtern gedenken und sie begehren für ihre Kinder. Möchten sie ihre
Sprösslinge zu Ihm bringen in der Freude über die ewigen Verheißungen, an denen
dieselben teilhaben werden und sie mit ihnen, sowie auch darüber, dass sie
Beschützer und gute Fürbitter haben werden bei Christus. Seien wir nicht
kleinmütig hinsichtlich der Kinder, seien wir nicht bange, wenn sie Mühseliges
erleiden, sondern frohlocken wir, weil sie verherrlicht werden.
Übergeben wir dem Herrn, was Er Selbst uns geschenkt hat,
damit wir mit den Kindern zusammen Teilhaber werden am göttlichen Wohlgefallen,
indem auch wir selbst uns Ihm darbringen und mit ihnen zusammen hintreten vor
Ihn.
Auf diejenigen, die eine solche Bereitschaft zeigen und
solcherart den guten Kampf kämpfen, trifft gewiss das Wort des Psalmisten zu: „Gepriesen
seid ihr vom Herrn, Der den Himmel und die Erde gemacht“ (Ps 113,23), und das
Gebet des Moses wird gesagt werden für sie: „Segne, o Herr, ihre Werke und
brich die Kraft jener, die sich ihnen widersetzen“ (Deut 33,11). Ermannt euch
mithin wie mutige Kämpfer, durchlauft tapfer den Weg zu den ewigen Kränzen, in
Christus Jesus unserem Herrn, Der verherrlicht sei in die Ewigkeiten der
Ewigkeiten.
Amen.
(Heiliger Basilios der Große: Einleitung zum asketischen
Leben)
Quelle siehe Prodomos-Verlag
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