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Montag, 15. Februar 2016

Ein Prälat des ZdK und der Bildersturm

Prälat Bernhard Hanssler (* 23. März 1907 in Tafern bei Wilhelmsdorf (Württemberg); † 11. August 2005 in Stuttgart) war der Begründer des Cusanuswerks und Akademikerseelsorger der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Prälat Hanssler war eine der herausragendsten Gestalten des deutschen Katholizismus des 20. Jahrhunderts. - Von 1957 bis 1970 war er „in den wichtigen Jahren vor und nach dem Zweiten Vatikanischen Konzilgeistlicher Direktor des Zentralkomitees der deutschen Katholiken in Bad Godesberg und später dessen Bischöflicher Assistent. Hier hatte er erheblichen Einfluß auf das Wirken und die Zukunft des deutschen Katholizismus. Hier zeigte sich auch sehr deutlich seine Wandlung von ‚treuen katholischen Priester“ hin zu einem Modernisten. 1970 erhielt er die ehrenvolle Aufgabe in Rom und war bis 1974 Rektor des deutschen Priesterkollegs Collegio Teutonico di Santa Maria in Campo Santo.

Professor Dr. Hans Maier, ehemaliger Bayerischer Minister und langjähriger Präsident des ZdK, schrieb in einem Nachruf, Hanssler sei lernfähig gewesen. „Im Vorfeld des Zweiten Vatikanischen Konzils entwickelte sich bei ihm eine neue Sicht der Dinge: Kirche, verstanden nicht mehr als Hierarchie, als geschlossene ‚Organisation‘, vielmehr als Gemeinschaft aller Getauften, als Communio – mit vielfältigen, manchmal auch kontroversen Aktivitäten.“ Über seine Zeit, als Hanssler Rektor des Collegio Teutonico war, erinnert der ehemalige ZdK -Präsident nur daran, dass jener in den ehrwürdigen Räumen des deutschen Priesterkollegs Bundeskanzler Willy Brandt empfing.

Paul Badde, Kenner römischer Kunst und Geschichte, kommt auf Prälat Bernhard Hanssler zurück und berichtet im Vatican-Magazin (Heft 2-3 2016) in „Der Kreuzweg von Gottes barmherzigem Antlitz“ von die Kirche des Campo Santo Teutonico, über die der Prälat Hausherr war und bezeugt eine traurige Wahrheit.

 „Die Kirche zur Schmerzhaften Gottesmutter stand hier ja schon, bevor der Neubau der Petersbasilika im Jahr 1506 überhaupt begonnen wurde. Und wie in Rom üblich, wurde sie im Lauf der Zeit vollkommen ausgemalt (wie etwa die Kirche Santa Maria dell'Anima in der Nähe der Piazza Navona). Doch von dieser Pracht der alten Kirche ist heute nur noch der Kreuzweg auf dem Friedhof ein schwaches Echo.

Denn im Furor der nachkonziliaren Modernisierung ließ Rektor Hanssler 1972 im Inneren der Kirche nicht nur fast ALLE Bilder von den Wänden schlagen (und die Glasfenster herausbrechen), sondern auch den Putz gleich mit! Es war eine ideologische Raserei sondergleichen, mit der der moderne Prälat die Kirche tatsächlich wieder in einen Rohbau zurück versetzte: ganz rein, ganz modern, ganz idiotisch

Es war ein Bildersturm, der nur in dieser deutschen Enklave möglich war. In Rom ist sonst jedes Bild tabu, das älter ist als fünfzig Jahre. Es war eine totalitäre Auslöschung gegen alle gültigen Denkmalspflegeprinzipien Italiens und Deutschlands und gegen den Rat führender Fachleute. Nicht einmal eine farbfotografische Dokumentation des Bildbestands hat diesen Mord am Dom überlebt. Sie wurde erst gar nicht erstellt. Alles sollte nur weg, weg, weg! Es war eine verblendete Reinigung des inneren Gesichts der deutschen Kirche von aller Tradition - bevor sich die Gotteshäuser danach auch von den Menschen entleerten.  
Alles war unwiderruflich. Nur am Friedhof haben sich die Wüteriche damals nicht mehr vergriffen, als fürchteten sie die Toten (und die Friedhofsruhe) mehr als die Lebenden. Seitdem erzählt nur noch der „heilige Acker" von dem Reichtum, mit dem deutsche Pilger ihr liebstes Gotteshaus hier einmal so lange Zeit geschmückt haben - zur größeren Ehre Gottes, dessen grenzenlosem Erbarmen wir hier natürlich auch die herrischen Zerstörer anempfehlen, wem denn sonst.“


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