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Samstag, 18. Mai 2013

Hans Küng und der Gottesdienst

Bereits vor einem Jahr habe ich schon einmal darüber berichtet, dass der Konzilstheologe Hans Küng in der Zeitschrift „KARMEL-KONTAKT“, ein Rundbrief für den Freundeskreis der Beschuhten Karmeliten (OCarm), im Jahre 1966 in dieser Ordenszeitschrift über die Errungenschaften des 2. Vatikanischen Konzils schreiben durfte. Zum 50 jährigen Jubiläum dieses Ereignisses wird Küngs Artikel ganz oder zum Teil in der Osterausgabe (2013) des Blattes wiedergegeben. 
Man kann sich fragen, warum dies geschieht. 

Unabhängig von dieser Frage scheint aber, dass das, was der Konzilstheologe Hans Küng damals geschrieben hat, die Bestätigung dessen ist, was Papst Benedikt XVI. im Februar d. J. sagte:

„Es gab das Konzil der Väter - das wahre Konzil - aber es gab auch das Konzil der Medien. Das war fast ein Konzil an und für sich selbst, und die Welt nahm das Konzil durch dieses Konzil der Medien wahr. So war das Konzil, das unmittelbar und wirkungsvoll zu den Menschen durchkam, das der Medien und nicht das der Väter.

Und während dessen entfaltete sich das Konzil der Väter innerhalb des Glaubens, als ein Konzil des Glaubens, das nach Einsicht suchte und das die Zeichen Gottes für diese Zeit sehen und verstehen wollte, das den Herausforderungen Gottes für diese Zeit gerecht werden wollte, um die Worte für heute und morgen zu finden.

Und während sich so das ganze Konzil, wie ich schon sagte, innerhalb des Glaubens bewegte, gleichsam als fides quaerens intellectum, fand das Konzil der Journalisten natürlich nicht in der Welt des Glaubens statt, sondern in den Kategorien der heutigen Medien, also außerhalb des Glaubens und mit einer anderen Hermeneutik. Das war die Hermeneutik des Meinungskampfes.

Die Medien sahen das Konzil als einen politischen Kampf, als einen Machtkampf zwischen verschiedenen Strömungen innerhalb der Kirche. Es war offensichtlich, daß die Medien jeweils die Seite unterstützen würde, die am besten in ihr Weltbild passte.“

 + + + 

(Hervorhebungen von mir)


Über den Gottesdienst schrieb Küng 1966

In der Vergangenheit:

Die katholische Liturgie war eine in einer unverständlichen Fremdsprache gehaltene Klerikerliturgie, der das Volk passiv „beiwohnte”. Latinisiert und romanisiert spielte sie sich vor allem in bombastischen „Hochämtern” und in „Winkelmessen” ohne Volk ab. Schriftlesung und Predigt wurden vernachlässigt. Die liturgische Erneuerung setzte zwischen den beiden Weltkriegen ein.

In Zukunft:

1. Gottesdienst des ganzen priesterlichen Volkes: Gemeinschaft betont durch verständliche Gestaltung, aktive Teilnahme aller durch gemeinsames Beten, Singen (Psalmengesang) und Essen des Herrenleibes; Privatmessen zurückgedrängt (Konzelebration mehrerer Priester möglich), gemeinsame Feier grundsätzlich vorzuziehen; Laienkelch unter bestimmten Umständen gestattet.

2. Hören auf das Wort Gottes: Verkündigung betont durch verständliche Lesung der Schrift nach einer neuen, abwechslungsreicheren Perikopenordnung; Predigt in jedem Sonntagsgottesdienst; Wiederherstellung des Wortgottesdienstes auch unabhängig von der Eucharistiefeier (u. U. von Laien geleitet); Durchdringung der ganzen Liturgie mit dem Geist der Bibel.

3. Anpassung an die Nationen: sukzessive Einführung der Volkssprache; Vielfalt in der Gestaltung des Gottesdienstes; Mitzuständigkeit der Landepiskopate für die Ordnung der Liturgie.

4. Vereinfachung und Konzentration auf das Wesentliche: alle Riten revidiert, vereinfacht, gesäubert, verständlicher gemacht und auf das Zentrale hin ausgerichtet (Abendmahl!).

5. Reform der Liturgie der Sakramente (besonders Revision des Taufritus), des Kirchenjahres (Zusammenlegung der Heiligenfeste), des Priestergebetes (verkürztes Brevier in der Volkssprache).

Quelle:
KARMEL-KONTAKT, Rundbrief für den Freundeskreis der Karmeliten,
Ostern 2013 / Nr. 114, Seite 4



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