Zum Festtag Christi
Himmelfahrt
Die Amerikanerin Julia Crotta benötigte vier Anläufe um ihre Berufung, den Ort ihrer Wüste zu finden, jene, die der Herr ihr bereitet hatte. Zunächst war sie bei amerikanischen Karmelitinnen, danach in Rom bei Kamaldulenserinnen und wiederum bei Karmelitinnen in Rom. Sie musste erkennen: nicht eine dieser Ordensgemeinschafent sollte ihre Heimat sein, sondern die „Wüste einer Reklusen-Zelle“.
Der Kamaldulenserorden gab
ihr diese Möglichkeit. Man kannte sie ja bereits, da sie erstmals als Sr.
Rumualda am 24. Juni 1938 eingekleidet wurde. Die Echtheit ihrer Berufung wurde
vielfach geprüft; selbst von Papst Pius XII. bekam sie den Segen für
ihren beschwerlichen Weg als Reklusin. An jenem Abend, es war der 21. November
1945 und das Fest Mariä Opferung, wurde Julia Crotta in der äußerst seltenen
liturgischen Feier einer Einmauerung zu ihrer Zelle geleitet, die sie
fortan nie mehr verlassen sollte. Julia war jetzt 38 Jahre alt und wurde Schwester Nazarena genannt.
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Am 10.
Februar, dem Fest der heiligen Scholastika, der Schwester des heiligen
Benedikt, ist es üblich, dass in Rom die Kamaldulenserinnen des „Monastero diS. Antonio Abate“ ihre männlichen
Brüder, die Kamaldulenser des „Monastero di S. Gregorio al Celio" zur Vesper und
zum Abendessen einladen. - Im Jahr 1990 fiel dieses Datum auf einen Samstag und
so wurde beschlossen, die brüderliche Begegnung zwischen den beiden Klostergemeinschaften
auf Mittwoch, den 7. Februar zu
verlegen. Dies war auch der Gedenktag des heiligen Romuald, des Gründers
des Ordens der Kamaldulenser.
Die erste
Begegnung mit IHM
Eine sanfte
Männerstimme brach die Stille und rief ihren Namen: „Julia.“ Sie blickte um
sich, um zu sehen, ob da noch jemand in der Kapelle sei. Sie war allein.
Unbeirrbar wiederholte die Stimme ihren Namen: „Julia.“ Die Stimme kam ihr sehr
nahe vor. Sie hielt ganz still. Als sie sich an die Dunkelheit gewöhnt hatte,
sah sie, wie sich vor ihren Augen eine Lichtsäule bildete, von der sich eine
männliche Gestalt entblößt und verwundet abhob. Der Mann sprach wieder sanft zu
ihr: „Julia, ich bin alleine hier. Geh, komm mit mir in die Wüste. Niemals
werde ich dich verlassen!“ Und Julia empfand keine Angst. Sie erkannte, ja sie
wusste, wer dieser Mann war. Sie blickte ihm in die Augen und sah eine Liebe,
die größer war als alles, was ihr je in ihrem Leben an Liebe begegnet war.
Julia gab ihm ohne Worte ihre Einwilligung. Nun hüllte sie wieder die
Dunkelheit und Stille der Kapelle ein. Sie weinte vor Glück.
Fast 45
Jahre in der Reklusen-Zelle
Am 7. Februar 1990 bat sie erstmals in ihrem
Reklusenleben um Hilfe. - Die Nonnen fanden sie in einem alarmierenden Zustand,
sie war sterbend. Schwester Nazarena beobachtete alles was um sie geschah mit
hellen Augen. Sie wollte bis zum letzten Atemzug wach bleiben. Mit Freude und
„brennendem Herzen“ dem Herrn entgegen gehen! Zwei Stunden vergingen.
Die zweite
Begegnung mit Ihm
Erstmals kam
ihr geistlicher Vater Dom Anselmus nach über dreißig Jahren zu ihr in die
Zelle, um ihr die Sterbesakramente zu spenden. An jenem Tag kam auch die
Äbtissin mit ihren Schwestern zu ihr in die Zelle, wo sich alle um ihren
Korbstuhl versammelten, in dem sie saß, um vor dem offenen Fenster die Vesper
des heiligen Romuald mit ihr zu singen. Bei den letzten Zeilen dieser Vesper
neigte sie den Kopf und war tot.
Schwester Nazarena
seufzte leise und ging still hinüber in die Arme ihres Bräutigams. - Nun sah
sie IHN, Jesus, zum zweiten Mal - und für immer.
„In dem
Moment“, sagt heute Schwester Vincenca, „war der Mandelbaum vor ihrem Fenster,
der jetzt so dürr wirkt, plötzlich mit einem Mal über und über übersät mit frischen
weißen und rosa Blüten“.
Es war der 7.
Februar 1990. Schwester Nazarena starb im Alter von 82 Jahren, von denen sie
fast 45 als Reklusin in ihrer Wüste verbrachte, jener, die der Herr ihr
bereit hatte.
Julia Crotta
(1907-1990)
am 24. Juni
1938.
An diesem Tag
wurde sie zum dritten Mal eingekleidet
und erhielt
den Namen Schwester Romualda.
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Der Korbstuhl
in Nazarenas Zelle
(Foto © P.
Badde, Oktober 2011)
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Der
Mandelbaum vor der Zelle Nazarenas,
der am 7.
Februar 1990 unerwartet und plötzlich blühte.
(Foto © P.
Badde, Oktober 2011)
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Weitere
Informationen zu Schwester Nazarena gibt es HIER
Eine wahrhaft wunderbare Geschichte! Dankeschön!
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