Einst war sie wieder, – es war das letzte Mal – bei ihrem
Bruder auf Besuch, und sie führten ein geistliches Gespräch von den himmlischen
Freuden. Als es Abend wurde, bat sie um Fortsetzung der heiligen Unterhaltung;
Benedict aber wollte in sein Kloster zurückkehren. Da neigte sie sich nieder
auf den Tisch, faltete die Hände und betete einige Augenblicke zu Gott, Er
wolle ihr den himmlischen Trost verlängern. Und siehe! Auf einmal entstand ein so
heftiges Gewitter, dass der Heilige mit seinen Gefährten gezwungen war, zu
bleiben; er konnte keinen Fuß über die Schwelle setzen. Scholastika aber sprach zu Sanct Benedict:
„Siehe! Ich habe dich gebeten, und du hast mich nicht
hören wollen; ich habe meinen Gott gebeten, und Er hat mich erhört.“
In aller Traurigkeit nahm die Heilige ihre Zuflucht zum
Gekreuzigten:
„Ein einziger Blick auf den Gekreuzigten nimmt mir in einem Augenblick alle Beschwernisse hinweg und versüßt mir alles, was ich leide.“
Ein anderer, schöner Ausspruch von ihr ist:
„Die Einsamkeit ist der Schutzengel der Andacht".
Als die heilige Scholastika drei Tage nach ihrer letzten Unterredung mit dem
heiligen Benedict starb, sah dieser ihre Seele in Gestalt einer Taube in den
Himmel auffahren. Benedict ließ die teure Leiche auf den Berg Cassino bringen
und dort in jenem Grab beisetzen, das er schon längst für sich und Scholastika
bereiten hat lassen, um im Tod an ihrer Seite zu ruhen.
(Siehe: P. Philibert Seeböck, Kleine illustrierte
Heiligen-Legende. . . , 1886)
Schön!
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