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Freitag, 2. Oktober 2015

Den Rosenkranz mit Ausdauer beten

Im verflossenen Jahre haben Wir, wie schon betont, durch Unser Rundschreiben vefügt, daß während des ganzen Monats Oktober in allen Teilen der katholischen Welt das heilige Rosenkranzgebet der erhabenen Gottesmutter zur Ehre verrichtet werde, um in den Bedrängnissen der Kirche von oben Hilfe zu erflehen. Unsere eigenen Überlegungen sowie das Beispiel Unserer Vorgänger, die in Zeiten des Krieges ihre frommen Übungen verdoppelten und ihre Zuflucht zur Allerseligsten Jungfrau nahmen, um von ihr Hilfe zu erbitten, veranlaßten uns dazu.

Man kam überall Unserem Wunsche geschlossen und bereitwillig nach. Es wurde offenbar, wie sehr unser christliches Volk von religiösem Sinn und Frömmigkeit wirklich durchdrungen ist und wie groß sein Vertrauen auf den himmlischen Schutz der Jungfrau Maria ist. Wir bekennen es gerne, welch wahren Trost diese hochherzigen Beweise der Pietät und des Glaubens Uns in dieser Flut von Widerwärtigkeiten und Bedrängnissen gebracht haben. Wir gestehen es ein, daß Wir dadurch ermutigt wurden, noch Schwereres zu ertragen, wenn es so Gottes Wille sein sollte. Solange nämlich der Geist des Gebetes über das Haus Davids und die Einwohner von Jerusalem ausgegossen ist, haben Wir das feste Vertrauen, Gott werde sich versöhnen lassen und sich seiner Kirche erbarmen. Er wird sein Ohr nicht den Bitten derer verschließen, die zu ihm flehen durch die, die er selbst als Ausspenderin der Gnaden bestellt hat.

Weil die Beweggründe fortbestehen, die - wie bereits erwähnt - Uns im vergangenen Jahr bestimmten, an die fromme Gesinnung des katholischen Volkes zu appellieren, halten Wir, ehrwürdige Brüder, es für Unsere Pflicht, in diesem Jahre erneut eine Mahnung an das christliche Volk ergehen zu lassen und von neuem aufzurufen zum Gebet des marianischen Rosenkranzes, um so den machtvollen Schutz der erhabenen Gottesgebärerin sicher zu erhalten. Weil auch die Feinde der Christenheit ihr Vorhaben mit Zähigkeit weiterführen, muß die Verteidigung mit ebenso unbeirrbarer Festigkeit geführt werden. Hilfe und Gnade von oben sind nicht selten die Frucht unseres beharrlichen Ausharrens. Wir weisen an dieser Stelle hin auf das Beispiel jener großen Frau, der Judith, die ein Vorbild der Heiligen Jungfrau ist. Sie ließ sich nicht verwirren durch die Ungeduld der Jugend, als sie Gott einen Termin festsetzen wollten, bis wann er ihrer Meinung nach ihrer belagerten Stadt Hilfe senden müsse. Auch könnte ein Ausblick auf die Apostel nüztlich sein. Die Erwartung des Heiligen Geistes, des größten Geschenkes, das ihnen versprochen war, war bei ihnen begleitet von einem gemeinsamen Ausharren im Gebet zusammen mit Maria, der Mutter Jesu.

(Leo XIII. - Epistula Enzyklika "Superiore anno", 1884
Der Rosenkranz und die Beharrlichkeit des Gebetes)


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