Im verflossenen Jahre haben
Wir, wie schon betont, durch Unser Rundschreiben vefügt, daß während des ganzen
Monats Oktober in allen Teilen der katholischen Welt das heilige
Rosenkranzgebet der erhabenen Gottesmutter zur Ehre verrichtet werde, um in den
Bedrängnissen der Kirche von oben Hilfe zu erflehen. Unsere eigenen
Überlegungen sowie das Beispiel Unserer Vorgänger, die in Zeiten des Krieges
ihre frommen Übungen verdoppelten und ihre Zuflucht zur Allerseligsten Jungfrau
nahmen, um von ihr Hilfe zu erbitten, veranlaßten uns dazu.
Man kam überall Unserem
Wunsche geschlossen und bereitwillig nach. Es wurde offenbar, wie sehr unser
christliches Volk von religiösem Sinn und Frömmigkeit wirklich durchdrungen ist
und wie groß sein Vertrauen auf den himmlischen Schutz der Jungfrau Maria ist.
Wir bekennen es gerne, welch wahren Trost diese hochherzigen Beweise der Pietät
und des Glaubens Uns in dieser Flut von Widerwärtigkeiten und Bedrängnissen
gebracht haben. Wir gestehen es ein, daß Wir dadurch ermutigt wurden, noch
Schwereres zu ertragen, wenn es so Gottes Wille sein sollte. Solange nämlich
der Geist des Gebetes über das Haus Davids und die Einwohner von Jerusalem
ausgegossen ist, haben Wir das feste Vertrauen, Gott werde sich versöhnen
lassen und sich seiner Kirche erbarmen. Er wird sein Ohr nicht den Bitten derer
verschließen, die zu ihm flehen durch die, die er selbst als Ausspenderin der
Gnaden bestellt hat.
Weil die Beweggründe
fortbestehen, die - wie bereits erwähnt - Uns im vergangenen Jahr bestimmten,
an die fromme Gesinnung des katholischen Volkes zu appellieren, halten Wir,
ehrwürdige Brüder, es für Unsere Pflicht, in diesem Jahre erneut eine Mahnung
an das christliche Volk ergehen zu lassen und von neuem aufzurufen zum Gebet
des marianischen Rosenkranzes, um so den machtvollen Schutz der erhabenen
Gottesgebärerin sicher zu erhalten. Weil auch die Feinde der Christenheit ihr
Vorhaben mit Zähigkeit weiterführen, muß die Verteidigung mit ebenso
unbeirrbarer Festigkeit geführt werden. Hilfe und Gnade von oben sind nicht
selten die Frucht unseres beharrlichen Ausharrens. Wir weisen an dieser Stelle
hin auf das Beispiel jener großen Frau, der Judith, die ein Vorbild der
Heiligen Jungfrau ist. Sie ließ sich nicht verwirren durch die Ungeduld der Jugend,
als sie Gott einen Termin festsetzen wollten, bis wann er ihrer Meinung nach
ihrer belagerten Stadt Hilfe senden müsse. Auch könnte ein Ausblick auf die
Apostel nüztlich sein. Die Erwartung des Heiligen Geistes, des größten
Geschenkes, das ihnen versprochen war, war bei ihnen begleitet von einem
gemeinsamen Ausharren im Gebet zusammen mit Maria, der Mutter Jesu.
(Leo XIII. - Epistula Enzyklika "Superiore anno", 1884
Der Rosenkranz und die
Beharrlichkeit des Gebetes)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen