Hervorhebungen von mir.
Ein Thema, das in Deutschland heiß diskutiert wird,
ist die Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zur Kommunion. Auf der
Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz hat der
DBK-Vorsitzende Kardinal Marx einen Sonderweg angedeutet und betont: "Wir
sind keine Filiale von Rom." Man werde, wenn das Papstwort nicht den
eigenen progressiven Vorstellungen entspreche, einen eigenen Hirtenbrief zur
Ehe- und Familienpastoral verfassen.
Dürfen die deutschen Bischöfe so einen Sonderweg überhaupt gehen?
Kurze Antwort: Nein!
Und die lange Antwort?
Zunächst einmal: In seinen Äußerungen stellte der
DBK-Vorsitzende Marx fest, in der Weltkirche richte man „eine gewisse
Erwartung“ an Deutschland. Das wundert mich schon. Bei einer Umfrage der
seriösen Bertelsmann-Stiftung kam heraus, dass nur noch 16,2 Prozent der
westdeutschen Katholiken an den allmächtigen Gott als ein personales Gegenüber
glauben. Für 84 Prozent der Katholiken ist Gott eine Vorsehung ohne Gesicht
oder ein anonymes Schicksal oder irgendeine Urkraft. Oder sie leugnen ihn
schlicht. Eigentlich haben wir also keinen Grund, uns gegenüber den Kirchen
anderer Länder mit unserem Glauben hervorzutun.
Wie bewerten Sie nun die Äußerung, wonach die deutsche
Kirche keine „Filiale von Rom“ sei?
Als Sozialethiker mag sich Kardinal Marx in der
Abhängigkeit der Filialen von Großunternehmen auskennen. Im Kontext Kirche
passen solche Aussagen eher an den Stammtisch.
Dennoch sieht sich Kardinal Marx zuständig für die
Pastoral seines Kulturkreises.
Was das angeht: Bei Fragen einer Neuauflage des „Gotteslobes“
oder Entscheidungen über den Verlauf des Wallfahrtsweges nach Altötting steht
dem Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz solche Kompetenz unbenommen zu.
Anders sieht es bei der Debatte um die Probleme der
wiederverheirateten Geschiedenen aus. Diese Materie ist an die Mitte der
Theologie gebunden. Da kann auch ein Kardinal nicht im Handstreich die Pastoral
von der Lehre trennen. Es sei denn, er wolle sich hinwegsetzen über den
verpflichtenden Glaubenssinn der Worte Jesu und der verpflichtenden Aussagen
des Konzils von Trient.
Ich habe den Kardinal am Freitag abend bei der Veranstaltung Ragg's Domspatz erlebt. Und er hat auch dort "Klartext" gesprochen, was vom Publikum dankbar angenommen und mit viel Beifall bedacht wurde. Seit diesem Freitag ist meine "katholische Welt wieder in Ordnung". Schön, dass das gesagte nun durch das Interview ein noch größeres Publikum findet.
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