Dieser Papst Benedikt XVI.
hat nicht nur wie Papst Paul VI. seine Papstkrone verschenkt, er hat auch ein
III. Vatikanischen Konzil einberufen. Er ist ein Papst der Armen und der Barmherzigkeit und hat es geschafft, das gesamte Vermögen der
römisch-katholischen Kirche zu verkaufen. Doch vom erzielten Verkaufserlös konnte nicht einmal der
vergleichsweise kleine Landwirtschaftsetat von Pakistan auch nur für ein Jahr
ausgeglichen werden.
Lorenz Jäger von der FAZ schreibt 2005 über den Roman:
„Raspails Roman ist
grotesk-apokalyptisch bis zur Obszönität, er schwelgt im Häßlichen, Grausamen,
und vielleicht war dies der Preis für die visionäre Kraft. Der Autor
verlängerte, wie Orwell in der negativen Utopie "1984", die Linien
seiner Gegenwart. Die traurigste Rolle spielen die Kerenskis der
multikulturellen Gesellschaft - jene, die an Dialog glauben, aber gleich vom
ersten Ansturm am Strand überrannt werden. Zu diesen Gutgläubigen gehören im
Roman auch die Vertreter der Kirche [...]. Überall
herrscht die neue Religion der Ökumene - für Raspail die Lehre des Antichrist.
Man trifft sich zum Hungerstreik für die Migranten in einer Abtei, deren Leiter
Dom Vincent Laréole eigens zu diesem Zweck von einem buddhistischen Kongreß in
Kioto zurückgekehrt ist.“
Lorenz Jäger griff am
23.09.2015 erneut in die Tastatur
seines PC:
„Das Heerlager der Heiligen dürfte ein Kultbuch
werden.“
Warum?
Weil „Das Heerlager der
Heiligen" die aktuelle Flüchtlingskatastrophe im Mittelmeer in
prophetischen und verstörenden Bildern vorweggenommen wird.
Das Buch ist erschütternd zu
lesen; auch heute noch.
So ist tatsächlich aus ganz
aktuellem Anlaß Jean Raspails Roman in den Schlagzeilen vieler Feuilletons und
Zeitschriften, sowie mancher Blogs präsent. Vor wenigen Tagen, am 27. Oktober
2015, gab der Tagesspiegel gar „eine
Lesewarnung“ heraus und bezeichnete „Das Heerlager der Heiligen" als „Das Kultbuch der Neuen Rechten“ und sei
„eine Blaupause von Pegida“.
Alexander Pschera schrieb
im Vatican Magazin ein Essay, das zu
lesen ich empfehle.
Er zitiert Raspai, der über
sich „mit anti-ökumenischer Verve“ sagte: „Ich
bin Katholik, kein Christ“.
Pschera schreibt:
„Das „Heerlager der Heiligen“ ist sein
bekanntestes und erfolgreichstes Buch. Es schildert
den Untergang und die freiwillige
Unterwerfung Frankreichs unter eine Flut von Immigranten aus Indien. Das Land
ist dabei nur ein Platzhalter. Es könnte auch ein afrikanisches oder
lateinamerikanisches gemeint sein. Das Buch erzählt, wie eine Million
ausgehungerter und kranker indischer Immigranten an der französischen
Mittelmeerküste landet – an einem Ostersonntag, nachdem die Flotte vierzig Tage
auf den Wüsten der Weltmeere umherirrte. Eine ins Negative gewendete
Ostersymbolik durchzieht den ganzen Roman wie ein dunkler Basso Continuo. Die
Ankunft der Flüchtlinge versetzt Kirche, Politiker und Journalisten in einen
kollektiven Rausch des Gutmenschentums, der durch das postkoloniale schlechte
Gewissen weiter angestachelt wird.
Die Immigranten gehen an Land und nehmen den ganzen französischen Süden in Besitz. Friedlich und gewaltfrei. Die Soldaten der Grande Armée desertieren. Die weiße Bevölkerung flieht nach Norden. Das Abendland hat keine Kraft mehr, sich zu wehren. In den südfranzösischen Städten werden die verbleibenden weißen Frauen in Bordelle für die Inder gesteckt. Umgekehrte Harems, sozusagen. In den Großstädten brechen Rassenunruhen aus.“
Die Immigranten gehen an Land und nehmen den ganzen französischen Süden in Besitz. Friedlich und gewaltfrei. Die Soldaten der Grande Armée desertieren. Die weiße Bevölkerung flieht nach Norden. Das Abendland hat keine Kraft mehr, sich zu wehren. In den südfranzösischen Städten werden die verbleibenden weißen Frauen in Bordelle für die Inder gesteckt. Umgekehrte Harems, sozusagen. In den Großstädten brechen Rassenunruhen aus.“
„Es gibt das Leben der Anderen, das
nicht unser Leben ist, nicht unsere Geschichte, nicht unsere Kultur. Und es
gibt unser Leben, unsere Geschichte, unseren Erfahrungsraum, den wir das
„christliche Abendland“ nennen. Diese Unterscheidung hält Raspail für wesentlich.
Ist er deswegen schon ein Rassist, wie es ihm linke Kritiker vorwerfen?
Zwei
Jahrzehnte ist Raspail als Abenteurer unterwegs gewesen, hat bedrohte Völker
besucht und in seinen Büchern ihre Bedrohung durch die moderne Zivilisation
beschrieben. Das Fremde war ihm allzu gut bekannt, aber als Fremdes. Viele so
genannte „Antifaschisten“, die sich lautstark zu Anhängern des „Anderen“, des
„Fremden“ machen, haben ihr Kinderzimmer nie verlassen. Die Rassismus-Keule
dieser Linken trifft Raspail durchaus in einigen Szenen, an denen er das Leben
an Bord der Armada als ein wollüstig-animalisches Vegetieren schildert (wobei
man ihm dabei aber auch den Geist der siebziger Jahre zu Gute halten kann, der
ja auch die „rassistischen“ Blaxspoitation-Movies hervorbrachte). Sie trifft
ihn aber nicht in seinem Versuch, das je Eigene der Kulturen herauszuarbeiten
und auf einer kulturellen Authentizität der Völker zu beharren, was übrigens
ein linker Ethnologe wie Lévi-Strauss auch getan hat.
Raspail formuliert die
bedenkenswerte These, dass die Globalisierung, die mit dem Entstehen der so
genannten „dritten Welt“ ihren Ausgang nahm, die Substanz des katholischen
Selbstverständnisses angreifen und letztlich zerstören muss, weil sie die
Identifikationsmuster dieses Katholischen auslöscht, das ja in seiner
Geschichte immer auch mit einer Freund/Feind-Opposition gearbeitet hat.“
Vatican-Magazin
Raspails Roman war in
Deutschland lange vergriffen und ist in einer neuen, erstmals vollständigen
Übersetzung von Martin Lichtmesz erschienen.
Sezession
Antaios-Verlag
FAZ-2005
Tagesspiegel
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