Wie viele Strafen durch eine
heilige Messe bezahlt werden, ist ungewiß, weil Gott dies nicht geoffenbart
hat. So viel ist aber gewiß, daß eine heilige Messe, bei Lebzeiten gehört oder
gelesen, mehr Strafen bezahlt, als eine Messe, die nach dem Tod für die Seele
aufgeopfert wird. Dies lehrt der heilige Anselm: „Eine heilige Messe, bei
Lebzeiten gehört, gilt mehr als viele, die nach dem Tode gelesen werden.“
Wer bei Lebzeiten eine heilige
Messe für sich lesen läßt oder hört, erlangt die Vermehrung der himmlischen
Glorie. Wenn auch hundert heilige Messen nach dem Tod gelesen oder gehört
werden, kann die himmlische Freude der Seele nicht erhöht werden. Hörst du in
deinem Leben eine heilige Messe im Stande der Ungnade, so verleiht dir Gott
vielleicht die Erkenntnis deiner Sünden und die Gnade der Reue, so daß du in
den Stand der Gnade gelangst. Diese Gnade kann dir nach deinem Tod nicht
widerfahren. Aus der Hölle kann dich das heilige Meßopfer nicht befreien.
Die heilige Messe, die du vor
deinem Tod hörst, gehen mit dir zum Gericht, rufen für dich um Gnade und
bewahren dich ganz oder teilweise vor dem Fegfeuer. Werden die heiligen Messen
erst nach deinem Tod gelesen, so mußt du auf sie in den schrecklichen Peinen
des Fegfeuers warten.
Wenn du bei Lebzeiten für
eine heilige Messe ein Almosen gibst, so beraubst du dich deines Geldes. Du
sparst es gleichsam deinem Munde ab und schenkst es freiwillig deinem lieben
Gott. Nach deinem Tod dagegen gehört das Geld nicht mehr dir, sondern deinen
Erben. Darum ist zu fürchten, daß die heiligen Messen dir weniger nützen.
Eine heilige Messe vermag bei
Lebzeiten sicherlich mehr Strafen abzuzahlen, als viele heilige Messen nach dem
Tod. In dieser Welt ist die Zeit der Gnade, im Jenseits die Zeit der gerechten
Bestrafung. Auf Erden kannst du viel leichter den strengen Richter versöhnen.
Denn so spricht der heilige Bonaventura: „Gott schätzt eine geringe freiwillige
Buße in diesem Leben höher als ein schweres Leiden im anderen Leben, das nicht
freiwillig ist. Ein wenig Gold gilt mehr als ein großes Stück Blei.“
Die „Muttergottes von der
Fürbitte“ ist ein großer Trost für die armen Seelen. In dem Maße, wie der
Priester andächtig die heilige Messe mitfeiert, legt die Muttergottes Fürbitte
für die Armen Seelen ein.
Pater Martin von Cochem (1634-1712), Kapuziner.
Über den Wert der hl. Messe für die Armen Seelen.
Siehe: „Sie kamen aus dem Feuer“, Theresia-Verlag.
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