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Mittwoch, 18. Mai 2016

Kardinal Pie starb am 18. Mai 1880

Le Cardinal Louis-Edouard Pie, évêque de Poitiers
(portrait par Eugène Lejeune – huile sur toile,
musée des Beaux-Arts de Chartres)
Zum Gedenken an den Bischof von Poitiers in Frankreich, Louis-Édouard-François-Désiré Kardinal Pie (geboren am 26. September 1815 in Pontgouin, gestorben am 18. Mai 1880 in Angoulême) - 
eine Buchbesprechung über zwei seiner Bücher:

Eine ausgesprochen wichtige Persönlichkeit der Kirche des 19. Jahrhunderts ist Louis-Édouard Kardinal Pie, langjähriger Bischof von Poitiers und damit Nachfolger des heiligen Kirchenvaters und Kirchenlehrers Hilarius. Papst Pius X. schrieb 1912, 32 Jahre nach dem Tod Pie‘s: „Die Diözese Poitiers, die sehr groß und sehr alt unter den Kirchen Galliens ist, erscheint besonders bedeutsam durch den Ruhm der Hirten, von denen viele wegen hervorragender Taten Lob und Anerkennung aller verdient haben. Gewiß ist am meisten jener heilige Lehrer Hilarius zu feiern, der entschiedenste Verteidiger der Gottheit Christi gegen die Arianer, und, um die Jüngeren zu erwähnen, ist es nützlich, Louis-Édouard S. R. E. Cardinal Pie zu erwähnen, der, ein zweiter Hilarius, gegen die Arianer der gegenwärtigen Zeit die Unversehrtheit des Glaubens wortgewaltig verteidigt hat.“

Das Buch „Kardinal Pie von Poitiers. Nachfolger des hl. Hilarius“, herausgegeben von Michael Fiedrowicz, dem bekannten Trierer Professor für Patrologie, im „Carthusianus Verlag“, erkundet, wie Pie im Rahmen seines Wirkens immer wieder auf den heiligen Hilarius bezugnahm und sich von ihm inspirieren ließ.

Saint Hilaire terrassant l’hérésie arienne figurée par un dragon
(peinture de Viguier – 1866 – dans l’église Saint-Hilaire de Payré)
Nach einer ausführlichen Einleitung, die für sich genommen schon äußerst lesenswert ist, werden verschiedene Texte von Kardinal Pie bzw. auch Schreiben von Synoden, an denen der Kardinal mitwirken konnte, präsentiert. Jene Texte sind gruppiert in verschiedene Themenfelder, beginnend mit „Hilarius“ und „Nachfolger des Hilarius“, was natürlich angesichts des Buchtitels naheliegt. Es folgen jedoch noch weitere Themenfelder, die nicht direkt mit dem heiligen Hilarius zu tun haben, aber doch, wie der umfangreiche Fußnotenapparat zeigt, ihn immer wieder zitieren. Zu besagten Textgruppen gehören etwa „Christliches Leben“, „Rom und die Nachfolger Petri“ sowie „Christentum und Gesellschaft“.

Der letztgenannte Themenbereich, „Christentum und Gesellschaft“ bei Kardinal Pie, ist Gegenstand eines weiteren Buches, das ebenfalls von Michael Fiedrowicz im „Carthusianus Verlag“ herausgegeben wurde und den Titel trägt: „Kardinal Pie von Poitiers. Alles in Christus erneuern“. Mit rund 350 Seiten zählt es noch einmal gut 50 Seiten mehr als das hier zuerst vorgestellte Buch. Dass gerade ein Bischof im Frankreich des 19. Jahrhunderts viel über die Wiedererrichtung einer christlichen Gesellschaft spricht, liegt auf der Hand: Die französische Revolution hatte die alte Monarchie vernichtet, es folgten bis zum Zweiten Weltkrieg zunächst eine Republik, dann Napoleon, die zweite Republik, die Julimonarchie von 1830 bis 1848, ein weiterer Kaiser Napoleon, und schließlich eine dritte Republik. Bewegte Zeiten also, in denen sich kirchenfeindliche und kirchenfreundliche Politik abwechselten. Kardinal Pie war, wie Fiedrowicz erläutert, Monarchist und Legitimist. Nichtsdestotrotz habe er „stets seine Pflicht als Bischof und Staatsbürger unter Regimen erfüllt, an die zu glauben ihm unmöglich war“.

Man könnte einwenden, dass Kardinal Pie eben von seiner Zeit geprägt gewiesen sei, dass man aber heute von ihm nichts mehr lernen könnte, was Politik und Staat betrifft. Fiedrowicz weist hingegen in diesem Zusammenhang auf einen wichtigen Unterschied hin: „Im politischen Denken des Bischofs von Poitiers ist zu unterscheiden zwischen zeitbedingten Ansichten, die das politische System im engeren Sinne betreffen, und überzeitlichen Prinzipien, denen zufolge die Nationen und Völker auf Christus zu schauen haben, so daß es eine christliche Politik und eine Christenheit gibt, die die Seele der Zivilisation ist.“ Neben Texten zur christlichen Gesellschaft hat Fiedrowicz in seinem Werk auch solche zu den Themen „Die übernatürliche Ordnung“ sowie „Die Kirche“ versammelt. Den Abschluss von „Kardinal Pie von Poitiers. Alles in Christus erneuern“ bildet eine Lobrede des ebenfalls französischen Kardinals und großen Gelehrten Louis Billot auf Kardinal Pie.

Beide Bücher, die im „Carthusianus Verlag“ 2014 und 2015 erschienen sind, können vorbehaltlos empfohlen werden. Gerade Prediger sollten sich von Louis-Édouard Kardinal Pie inspirieren lassen ihre Gläubigen ermutigen, für Gott zu leben. Abschließend ein hierzu passendes Zitat aus der erwähnten Rede von Kardinal Billot: „Die Wiederherstellung der Rechte Gottes ist nun aber die Wiederherstellung der Herrschaft der Wahrheit. Wir bedürfen deshalb vor allem der Liebe zur Wahrheit, aber der Wahrheit um ihrer selbst willen, der Wahrheit, die frei ist von allen Kompromissen mit dem Irrtum, schließlich der vollständigen Wahrheit.“

Kardinal Pie von Poitiers - Nachfolger des hl. Hilarius.
Ausgewählte Texte. Hrsg. von Michael Fiedrowicz.
ISBN 978-3941862173
Carthusianus Verlag 2014
304 Seiten. 26,90 €

 

Kardinal Pie von Poitiers - Alles in Christus erneuern.
Bischofsworte zur Wiedererrichtung einer christlichen Gesellschaft.
Hrsg. von Michael Fiedrowicz.
ISBN 978-3941862197
Carthusianus Verlag 2015
352 Seiten. 28,90 €



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