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Donnerstag, 19. Mai 2016

„Martin Luther Superstar”? – oder besser erst einmal ein Blick in seine Biographie

500 Jahre Luther und Reformation – Eine Buchempfehlung.

In der Reihe „500 Jahre Luther und Reformation“ des Patrimonium Verlages sind inzwischen die Bände 1 und 2 erschienen. Besonders im Hinblick auf das 500jährige Luther-Jubiläum, das gerade nicht anlässlich seines Geburts- oder Sterbetags begangen wird, sondern wegen seines Thesenanschlags mit 95 Standpunkten und Forderungen gegenüber der katholischen Kirche, ist es wichtig, die Fakten zu kennen. Somit steht die sogenannte „Reformation“ im Vordergrund, mit der größtes Leid von unzähligen Menschen Mitteleuropas und die Abspaltung von der katholischen Kirche verbunden sind. Natürlich ist die Reformation nicht von der Person Martin Luthers zu trennen.

„Martin Luther Superstar”, so überschrieb der Tagesspiegel am 10. Mai einen Artikel zu den anstehenden Feierlichkeiten. Offenbar hat diese Tageszeitung den Hype erkannt, der nicht nur von den Protestanten um deren Gallionsfigur veranstaltet werden soll.

So ist es nur folgerichtig, dass sich Band 1, „Beiträge zur Biographie des jungen Martin Luther“, mit der wirklichen Person Martin Luthers beschäftigt – und zwar in den Jahren bis 1515.

„Wurde der 22-jährige Student der Rechtswissenschaft, der spätere Reformator Martin Luther, deshalb Mönch, weil er einen Studienkameraden getötet hatte?“ – Mit diese Frage beginnt das „1. Kapitel: Der Philosphiestudent“ dieses ersten Bandes, der, von Richard Niedermeier im Patrimonium-Verlag herausgegeben, die Arbeit von Dietrich Emme offenlegt. Schon auf der zweiten Seite desselben Kapitels beantwortet der Autor die Frage folgendermaßen: „Allen bis heute vorliegenden Arbeiten über Luther und die Reformationszeit ist aber gemeinsam, daß keine überzeugende Erklärung gegeben wird, weshalb Luther ein Mönch wurde. Aufgrund nachstehender Untersuchungen bin ich zu der Erkenntnis gelangt, daß Luther am 17. Juli 1505 in das Erfurter Kloster der Augustiner-Eremiten eintrat, weil er mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einen Studienkameraden getötet hatte.“ - Entspricht das Bild, das wir heute von Martin Luther haben und das uns als wahrhaftig präsentiert wird tatsächlich dem wahren Abbild und der Realität? Oder haben Selbstinszenierung, mündliche Überlieferung und der schon früh einsetzende Luther-Kult den Blick auf seine frühen Jahre verstellt?

Dietrich Emme geht dem Leben des jungen Luther in akribischen und jahrelangen Recherchen zur Jugend- und Studienzeit, besonders aber zu den wahren Gründen für seinen Klostereintritt, nach. Er trägt wesentlich dazu bei, Licht in das Dunkel der biographischen Luther-Forschung zu bringen. Dabei greift er auch den von Theobald Beer geprägten Begriff der „Verzweiflungstheologie“ auf, der offenbar, wie so manch anderes an Luthers Biografie, in Vergessenheit geraten ist.

Das vorliegende Buch „Dietrich Emme. Gesammelte Beiträge zur Biographie des jungen Martin Luther“ erscheint im Patrimonium-Verlag in der Ausgabe vom 1985. Trotzdem ist diese Neuausgabe gerade im Hinblick auf „500 Jahre Luther und Reformation“ ein wichtiges Buch!

Ebenso wie dem ersten, so liegen auch dem zweiten Band, der „Luthers Theologie und Anthropologie im Spiegel seiner Biographie“ zum Thema hat, jene Texte zugrunde, die bereits von der Gustav-Siewerth-Akademie veröffentlicht wurden und hiermit wieder dem interessierten Leser verfügbar gemacht werden.

Der zweite Band besteht aus zwei Abhandlungen. Der erste, gut 40 Seiten umfassende Teil ist verfasst von Theobald Beer und trägt den Titel „Luthers Theologie – Eine Autobiographie“. Im zweiten Teil geht es dann um „Person und Handlung bei Martin Luther“. Dieser Aufsatz von etwa 200 Seiten stammt von Berthold Wald, der zugleich als Herausgeber des Buches fungiert. Dieser fasst in seinem kurzen Vorwort den Zweck beider Aufsätze zusammen: Die „hier vorgelegten Untersuchungen kreisen um die Christologie und die Anthropologie Martin Luthers. Im Mittelpunkt von Theobald Beers Schrift steht Luthers Christologie in ihrer Abhängigkeit vom konstitutiven Erfahrungsbezug seiner Theologie. Im Mittelpunkt meines Beitrags steht die theologische Anthropologie Luthers im Zusammenhang mit der konstitutiven Funktion des Glaubens für das Sein der Person und den Sinn des moralischen Handelns […].“

Der Patrimonium-Verlag ist also zu loben für sein Vorhaben, im Hinblick auf das sogenannte „Reformationsjubiläum“ im nächsten Jahr eine Reihe von Schriften zu veröffentlichen, die sich mit Martin Luther und der von ihm initiierten Revolution beschäftigen. Wer sich intensiv mit der Person Luthers beschäftigen möchte, dem seien die vorliegenden Bände zur Lesung empfohlen – sicher wird er Gewinn aus der Lektüre ziehen.

Dietrich Emme
Gesammelte Beiträge zur Biographie des jungen Martin Luther
Hrsg. Richard Niedermeier
Band 1, Reihe: 500 Jahre Luther und Reformation.
374 Seiten; 19,80 Euro 
ISBN: 978-3-86417-042-3
Patrimonium Verlag 2016

Leseprobe



Berthold Wald (Hrsg.)
Luthers Theologie und Anthropologie im Spiegel seiner Biographie
Band 2, Reihe: 500 Jahre Luther und Reformation.
248 Seiten. 14,80 € 
Patrimonium-Verlag 2015
ISBN: 978-3-86417-044-7











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