‚Das Zurücklehnen unter gläubigen Katholiken und das Warten
auf Rom
ist an sein Ende gelangt.
Franziskus wird nichts ex cathedra verkünden,
dessen können wir zumindest sicher sein.
Damit kann alles, was er sagt, kritisiert werden.
Und das sollte, wo geboten, auch getan werden,
so wie es der namhafte Philosoph Robert Spaemann getan hat.
Robert Spaemann sagte:
„Dass Franziskus seinem Vorgänger Johannes Paul II. mit
kritischer Distanz gegenübersteht, zeichnete sich schon ab, als er ihn zusammen
mit Johannes XXIII. heiliggesprochen hat, für den er eigens das, für
Heiligsprechungen erforderliche, zweite Wunder fallen ließ. Dies wurde von
vielen zurecht als manipulativ empfunden. Es hatte den Anschein, als wollte der
Papst die Bedeutung von Johannes Paul II. relativieren.
Das eigentliche Problem aber ist eine seit vielen Jahren,
schon bei den Jesuiten im 17. Jahrhundert zu findende, einflussreiche Strömung
in der Moraltheologie, die eine reine Situationsethik vertritt. Die vom Papst
in Amoris Laetitia angeführten Zitate von Thomas von Aquin scheinen diese
Richtung zu stützen. Hier wird aber übersehen, dass Thomas objektiv sündhafte
Handlungen kennt, für die es keine situativen Ausnahmen gibt. Zu ihnen gehören
auch alle sexuell ungeordneten Verhaltensweisen. Wie zuvor schon Karl Rahner in
den 1950-iger Jahren in einem Aufsatz, der alle wesentlichen, noch heute
gültigen Argumente enthält, hat Johannes Paul II. die Situationsethik abgelehnt
und in seiner Enzyklika Veritatis Splendor verurteilt. Auch mit diesem
Lehrschreiben bricht Amoris Laetitia. Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass es
Johannes Paul II. war, der sein Pontifikat unter das Thema der göttlichen
Barmherzigkeit gestellt hat, ihr seine zweite Enzyklika widmete, in Krakau das
Tagebuch der Schwester Faustyna entdeckte und sie später heiligsprach. Er ist
ihr authentischer Interpret.“
Aus „Ein Bruch mit der Lehrtradition“ – Robert Spaemann überAmoris Laetitia
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