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Sonntag, 15. Mai 2016

Du Geist des Feuers

Hym.:
O igne Spiritus, laus tibi sit,
qui in tympanis et citharis operaris.
Mentes hominum de te flagrant,
et tabernacula animarum eorum vires ipsarum continent.
Unde voluntas ascendit et gustum animae tribuit,
et eius lucerna est desiderium.
Intellectus te in dulcissimo sono advocat,
ac aedificia tibi cum rationalitate parat,
quae in aureis operibus sudat.
Tu autem semper gladium habes illud abscidere,
quod noxiale pomum per nigerrimum homicidium profert.
Quando nebula voluntatem et desideria tegit,
in quibus anima volat et unde circuit.
Sed mens est ligatura voluntatis et desiderii.
Cum vero animus se ita erigit, quod requirit
pupillam mali videre et maxillam nequitiae,
tu eum citius in igne comburis,
cum volueris.
Sed et cum rationalitas se per mala opera ad prona declinat,
tu eam, cum vis, stringis et confringis
et reducis per infusionem experimentorum.
Quando autem malum ad te gladium suum educit,
tu illud in cor illius refringis,
sicut in primo perdito Angelo fecisti,
ubi turrim superbiae illius in infernum deiecisti.
Et ibi aliam turrim
in publicanis et peccatoribus elevasti,
qui tibi peccata sua cum operibus suis confitentur.
Unde omnes creaturae, quae de te vivunt, te laudant,
quia tu pretiosissimum unguentum es
fractis et fetidis vulneribus,
ubi illa in pretiosissimas gemmas convertis.
Nunc dignare nos omnes ad te colligere
et ad recta itinera dirigere. Amen.

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Du Geist des Feuers, Lob sei dir,
der du in Pauken und Zithern wirkst!
Der Menschen Geist erglüht von dir,
und die Zelte ihrer Seelen halten die Kräfte zusammen.
Der Wille regt sich und verleiht der Seele Lust,
und ihre Leuchte ist die Sehnsucht.
Der Verstand ruft dich in zärtlichsten Tönen,
und in Vernunft, die sich um goldene Werke müht,
schafft er dir eine Heimstatt.
Du aber führst das Schwert immer bei dir und schneidest das ab,
was die schädliche Frucht durch hinterhältigsten Mord eingebracht hat,
als Nebel den Willen und das Sehnen verdunkelt,
in denen die Seele ziellos im Kreis sich bewegt.
Doch der Verstand ist die bindende Kraft von Wille und Sehnsucht.
Wenn sich aber der Wille so regt, dass er
dem Bösen ins Auge und der Bosheit ins Gesicht sehen will,
dann verbrennst du ihn schnell im Feuer.
deinem Willen gemäß.
Doch wenn die Vernunft sich durch Böse Werke erniedrigt, 
dann hältst du sie, sofern du nur willst, 
im Zaum und brichst sie, und führst sie auf den rechten Weg zurück, 
indem du ihr dies Tun vor Augen führst.
Wenn aber das Böse das Schwert zieht gegen dich,
dann wendest du es gegen es selbst,
so wie du es mit dem Ersten der Engel getan hast, der fiel,
da du den Turm seines Hochmuts in die Hölle hinabwarfst.
Und da hast du einen anderen Turm errichtet,
in Zöllnern und Sündern.
die ihre Sünden und Werke dir bekennen.
Deshalb lobpreist dich alle Kreatur, die aus dir lebt,
denn du bist das kostbarste Salböl
für die Verletzten und für die übel riechenden Wunden,
die du in kostbare Edelsteine verwandelst.
Nun mögest du uns alle bei dir versammeln
und uns die rechten Wege weisen. Amen.

(Hildegard von Bingen)




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