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Donnerstag, 28. November 2013

Bald ist Advent (2)

Es ist ergreifend zu sehen, wie schon die vorchristliche Menschheit von der Ahnung des wahren Kommenden bewegt war.

Die mit unseren deutschen Worten „Ankunft" und „Erscheinung" gleichbedeutenden liturgischen Namen „Advent" und „Parusie", „Epiphanie" und „Theophanie" sind griechischrömischen Ursprungs und rufen die Erinnerung antiker Frömmigkeit besonders der hellenistischen Zeit in uns wach. Damals feierten berühmte Mysterienkulte die Epiphanien hochverehrter hilfreicher Heilandgötter, und römischer Kaiserkult umjubelte in jedem neuen Herrscher den „Dens prassens" (Theos epiphanes), den unter Menschen sichtbar erschienenen und gegenwärtigen Gott, und begrüßte seine Besuche in dieser und jener Stadt als „Adventus Domini" und „Epiphanie", das heißt: als Herrenankunft und Gotteserscheinung.

Dieser allgemeine Glaube an die Möglichkeit einer Gotteserscheinung auf Erden gab der Frömmigkeit der ausgehenden Antike jene adventistische Haltung, die sie auf die Ankunft des wahren Gottes vorbereitete und ihm mit brennender Lampe entgegeneilen ließ, während Israels Leuchte erlosch.

Mit den Namen „Advent", „Parusie", „Epiphanie" und ähnlichen bot die heidnische Antike dem Wunder der wahren christlichen Gotteserscheinung den ihm gemäßen Wortleib dar, und die Kirche scheute sich nicht, die Gefäße, die das auch von Gottes Vorsehung geleitete Heidentum bereit hielt, mit der Wahrheit zu füllen, auf die sie warteten.

(Aemiliana Löhr, Das Herrenjahr)



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