Die mit unseren deutschen
Worten „Ankunft" und „Erscheinung" gleichbedeutenden liturgischen
Namen „Advent" und „Parusie", „Epiphanie" und „Theophanie"
sind griechischrömischen Ursprungs und rufen die Erinnerung antiker Frömmigkeit
besonders der hellenistischen Zeit in uns wach. Damals feierten berühmte
Mysterienkulte die Epiphanien hochverehrter hilfreicher Heilandgötter, und
römischer Kaiserkult umjubelte in jedem neuen Herrscher den „Dens
prassens" (Theos epiphanes), den unter Menschen sichtbar erschienenen und
gegenwärtigen Gott, und begrüßte seine Besuche in dieser und jener Stadt als
„Adventus Domini" und „Epiphanie", das heißt: als Herrenankunft und
Gotteserscheinung.
Dieser allgemeine Glaube
an die Möglichkeit einer Gotteserscheinung auf Erden gab der Frömmigkeit der
ausgehenden Antike jene adventistische Haltung, die sie auf die Ankunft des
wahren Gottes vorbereitete und ihm mit brennender Lampe entgegeneilen ließ,
während Israels Leuchte erlosch.
Mit den Namen
„Advent", „Parusie", „Epiphanie" und ähnlichen bot die
heidnische Antike dem Wunder der wahren christlichen Gotteserscheinung den ihm
gemäßen Wortleib dar, und die Kirche scheute sich nicht, die Gefäße, die das
auch von Gottes Vorsehung geleitete Heidentum bereit hielt, mit der Wahrheit zu
füllen, auf die sie warteten.
(Aemiliana Löhr, Das Herrenjahr)
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