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Samstag, 2. November 2013

"Allerseelen in La Trappe"

Nach dem Segen schlängelt sich die Prozession der Mönche durch den Kreuzgang zum Friedhof. Ausnahmsweise dürfen die Gäste die Klausur betreten. An den Wänden die Kreuzwegstationen, eine Hinweistafel mit Informationen für die Gemeinschaft, gegenüber das Fenster einer Heiligen aus einer anderen Zeit.

Allen voran das Vortragekreuz, von zwei Kerzenträgern begleitet und von Weihrauchwolken umfangen. Draußen macht die Kälte das Antlitz der Brüder deutlicher. Der Nobelpreisträger Franҫois Mauriac schrieb, er habe in La Trappe 19-Jährige gesehen, „doch die Alten schienen so jung wie sie". Ein schönes Bild, doch trifft es an diesem Morgen nicht zu. Manche Gesichter sind blass, gelblich und leidend. Ein junger Mönch friert, die Betagten gehen am Stock.

Dann segnet der Abt die Gräber. Psalmen-Gesang, Verbeugungen.
Es ist eine nüchterne Zeremonie, die bei Regen ausgefallen wäre. Keine Ehre dem Tod, keine Trauer, keine Träne für Verluste, die hier keine sind.

(Ausschnitte von Freddy Derwahl, Gottsucher, Was Menschen im Kloster suchen und finden)


La Grande Trappe


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